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Antisemitismus
20.04.2018

"Es darf nicht sein, dass Juden wieder ihre Koffer packen"

Bei einer Demonstration gegen Antisemitismus – wie hier in Berlin – ist es kein Risiko, die Kippa zu tragen. Doch im Alltag kann es anders aussehen.
Foto: M. Hitij, dpa

In Berlin wurden Kippa-Träger angegriffen. Der deutsch-jüdische Publizist und Rechtsanwalt Sergey Lagodinsky sagt, was gegen Antisemitismus helfen könnte.

Der antisemitistisch motivierte Übergriff in Berlin schreckt Deutschland derzeit auf. Herr Lagodinsky, sehen Sie die Gefahr, dass man nach einer Phase allgemeiner Empörung wieder zur Tagesordnung übergeht?

Sergey Lagodinsky: Nein. Ich glaube, dass auf der politischen Ebene schon seit längerer Zeit einiges in Bewegung geraten ist. Früher musste man dem damaligen Regierenden Bürgermeister von Berlin erst einmal erklären, dass es für einen „sichtbaren Juden“ – also zum Beispiel für jemand, der in der Öffentlichkeit Kippa trägt – auf der Straße gefährlich sein kann. Das hat uns keiner abgenommen.

Was hat sich geändert?

Lagodinsky: Es hat eine Sensibilisierung stattgefunden. Es gibt einen Arbeitskreis zum Umgang mit Antisemitismus, den die zuständige Staatssekretärin eingerichtet hat. Dem gehöre auch ich an. Wir haben viel mehr Unterstützung in der Justizverwaltung. Es gibt eine Stelle, die solche Vorfälle erfasst, abseits der Kriminalstatistik. Die Senatorin für Bildung schaut viel genauer hin, ob es in den Schulen Übergriffe gibt. Die Frage ist nur: Können wir als politische Klasse überhaupt durchdringen bis auf die Berliner Straßen – und darum geht es ja.

Wie fühlen Sie sich als Jude in Berlin?

Lagodinsky: Ich trage zwar keine Kippa, aber es gibt schon Situationen, in denen man sich unwohl fühlt. Heute zum Beispiel bin ich U-Bahn gefahren. Ich habe mir auf dem Smartphone die Szene von dem Angriff auf die Kippa-Träger angeschaut. Neben mir saßen junge Männer, die arabisch sprachen. Da habe ich erst einmal geschluckt. So geht es auch jüdischen Menschen, die mit hebräischen Büchern oder als Touristen mit kleinen israelischen Fähnchen unterwegs sind. Man muss ja nicht persönlich angegriffen werden, um Angst zu haben.

Verändern Sie oder Ihre jüdischen Bekannten und Freunde Ihr Verhalten?

Lagodinsky: Viele vermeiden es eben, als sichtbare Juden auf die Straße zu gehen. Man kontrolliert sich. Denn es ist ja nicht so, wie viele glauben, dass es nur in so genannten Problembezirken kritisch werden kann. Das ist stereotypisches Denken. Der aktuelle Fall ereignete sich im Prenzlauer Berg – in einem Bezirk also, der immer schicker wird. Ich müsste im Übrigen auch aufpassen, wenn ich nach Marzahn oder Hellersdorf gehen würde. Dort gibt es ein rechtsextremes Potenzial. Laut Kriminalstatistik gibt es noch immer mehr Gewalt gegen Juden durch Rechtsextreme als von Migranten. An diesen Zahlen zweifle ich allerdings etwas.

In Frankreich entschließen sich immer mehr Juden, nach Israel zu ziehen. Gibt es diese Stimmung auch in Ihrer jüdischen Gemeinde in Berlin?

Lagodinsky: Sicher nicht so stark wie in Frankreich. Aber schon mehr als früher. Ich habe vor gar nicht langer Zeit – allerdings zum ersten Mal – erlebt, dass eine befreundete jüdische Familie, die schon sehr lange hier lebt und bestens gesellschaftlich verankert ist, solche Gedanken geäußert hat. Mit Blick auf die Kinder überlegt diese Familie, ein zweites Standbein in Israel aufzubauen. Das ist eine neue, beunruhigende Tendenz. Wir alle müssen aufpassen. Es darf nicht sein, dass Juden wieder ihre Koffer packen und abreisen.

Was hat sich verändert in den deutschen Städten?

Lagodinsky: Da gibt es natürlich demografische Veränderungen durch die Zuwanderung nach Deutschland. Allerdings warne ich davor – wie jetzt wieder geschehen – reflexhaft vom Islam als Ursache der Übergriffe zu sprechen. Da gibt es Leute, die zu uns kommen, die von der konfliktreichen politischen Kultur in Nahost geprägt sind und diese Konflikte nun hierher projizieren. Mit Religion hat das nicht immer etwas zu tun.

Muss die Erfassung antisemitischer Taten verbessert werden?

Lagodinsky: Sicher müssen wir die Klassifizierung überprüfen. Viele Taten fallen durch das Raster. Wichtig ist aber, dass wir wissen, wer die Täter sind. Nur dann kann man gezielte Gegenstrategien entwickeln.

Welche Strategien halten Sie für erfolgversprechend?

Lagodinsky: Natürlich muss man langfristig denken. Die Frage ist aber: Was machen wir im Hier und Jetzt, um den jüdischen Familien Sicherheit zu vermitteln? Das ist schwierig. Ich glaube, wir sollten ein nachhaltigeres Bild von Israel vermitteln. Israel ist ja viel mehr als die besetzten Gebiete und der Nahost-Konflikt. Wir sollten auch zeigen, wie der Alltag der Juden in Deutschland und in aller Welt ist, aber auch, was sie leisten – Schriftsteller, Schauspieler oder Künstler. Für viele sind sie als jüdische Menschen aus guten Gründen unsichtbar, aber Unsichtbarkeit sorgt auch für Stereotypen. Auf der anderen Seite benötigen wir rote Linien gegen Antisemiten, die zu Gewalt greifen. Da wird es mit einem Kuschelkurs nicht getan sein.

Was muss an unseren Schulen geschen?

Lagodinsky: Grundsätzlich müssen wir darauf achten, dass neben der jüdischen Gegenwart auch die Erinnerung an den Holocaust lebendig bleibt – auch wenn die Verbrechen für Jugendliche heute sehr weit weg sind. Die Schüler müssen erfahren, was im Dritten Reich geschehen ist. Der Druck der vollgepackten Lehrpläne führt dazu, dass so mancher Lehrer das Thema auslässt. Das aber ist fatal.

Sergey Lagodinsky, geboren 1975 im russischen Astrachen an der Wolga, lebt seit 1993 in Deutschland. Er arbeitete als Publizist für verschiedene Medien. 2012 wechselte Lagodinsky von der SPD zu den Grünen. Bei der parteinahen Böll-Stiftung leitet er das Referat EU/Nordamerika. Außerdem ist er in der jüdischen Gemeinde Berlin aktiv.

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