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Berufsmusiker aus aller Welt bestellen sich ihre Gitarre in Pfersee. Seit 20 Jahren baut Stefan Sonntag die Instrumente in Handarbeit.

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Wenn Bruce Forman zu seiner Gitarre greift, könnte er an Augsburg denken.

Augsburg-Pfersee
07.10.2013

Gitarren für die Ewigkeit

Von Alexander May

Stefan Sonntag wollte eigentlich Musiker werden. Doch dafür fehlte ihm der Elan. Seiner Leidenschaft ist er als Handwerker aber treu geblieben.

Eigentlich wollte er Gitarrenmusiker werden. Irgendwann in seiner Jugend. Doch Stefan Sonntag merkte früh, dass dieser Weg nichts für ihn ist: „Dafür hat der Elan doch nicht gereicht. Ich wollte noch was Richtiges lernen.“ Auf das Richtige, auf das kam er während seines Wehrdienstes in Mittenwald. Er wurde auf die dort ansässige Schule für Musikinstrumentenbau aufmerksam, schrieb sich ein, lernte den Beruf. Seit 20 Jahren hat er nun eine eigene Werkstatt in Pfersee. Sonntag ist einer der letzten Gitarrenbauer in Augsburg.

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Es ist ein Handwerk mit Tradition, eines, das heute vor allem von Profimusikern geschätzt wird. Es habe viel mit Schreinerei zu tun, sei aber filigraner, erklärt der 48-Jährige. „Ein guter Schreiner kann sicherlich auch eine solide Gitarre bauen“, sagt er bescheiden.

Die vielen Musiker, die bei ihm einkaufen, würden das wohl anders sehen. Ullrich Hoffmeier zum Beispiel, aus dem Palast Orchester von Sänger Max Raabe, spielt auf einer Gitarre made in Augsburg. Aber auch in ganz Europa und Amerika schwören Künstler auf Sonntags Gitarren. So beispielsweise die Jazzgitarristen Robin Nolan aus Wales oder Bruce Forman aus den USA. Geboren und aufgewachsen in Augsburg, lernte Sonntag zunächst in der Schule in Mittenwald. Er erwarb den Abschluss als Zupfinstrumentenbauer, sammelte Berufserfahrung bei den Firmen Höfner in Bubenreuth und Strohmer Gitarrenbau in Nürnberg. 1993 absolvierte Sonntag die Meisterprüfung und eröffnete seine Werkstatt. Vor vier Jahren zog er um in die Färberstraße. Sonntag wohnt gleich über seiner Werkstatt, was das Arbeiten sehr angenehm mache. Seine Werkstatt erinnert dann tatsächlich an eine Schreinerei. Im Regal stehen Holzteile; Hobel und Feilen hängen an der Wand. Werkbänke mit Bohr-, Fräß- und Schleifmaschinen stehen in den Räumen, der typische Geruch von Sägespänen und Holzleim liegt in der Luft.

Sonntag geht viel auf Wünsche seiner Kunden ein. Bis auf die Lackierung entstammt jeder Schritt der Fertigung seiner Hände. Für eine einzige Gitarre braucht er zwei Wochen. „Wenn’s gut läuft, baue ich im Monat zwei Gitarren.“ Das erklärt dann auch den Preis, der – je nach Modell – mit 3800 bis 6500 Euro zu Buche schlägt.

Dafür gibt es echte Handarbeit. Mittlerweile hat sich Stefan Sonntag auf Archtop-Gitarren, das sind Jazz-Gitarren, spezialisiert. Neben den Besonderheiten im Klang unterscheiden sich diese von der „normalen“ Gitarre auch optisch. Sie erinnern in ihrer Form an große Geigen und es fehlt ein Schallloch. Die Spezialisierung auf einen Gitarrentyp sei notwendig, um sich einen Namen in der Szene zu machen, sagt Sonntag.

Wobei das Verkaufen für den Meister gar nicht so einfach ist. Seine Gitarren seien für die Ewigkeit gebaut, sagt er. Die Kunden kauften meist nur ein Exemplar. Zwischen 15 und 20 Gitarren bringe er pro Jahr an den Mann. Zusätzlich mache er Reparaturen, damit könne er ganz gut davon leben.

Ganz verabschiedet hat sich Stefan Sonntag von seinem Musikerleben allerdings nicht. Mit seiner Band, den „Stefan Sonntag All Stars“, tritt er regelmäßig auf. Darüber hinaus organisiert er regelmäßig Workshops, auch für Anfänger. „Wer dabeibleibt, kann nach einem halben Jahr auch schon die Mädels am Lagerfeuer beeindrucken“, sagt der begeisterte Musiker und Handwerker.

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