Juden fassen neuen Mut
Micha Brumlik sieht deutschen Aufbruch
Vor zwanzig Jahren war der Frankfurter Pädagogikprofessor Micha Brumlik gar nicht zuversichtlich, was die Zukunft jüdischen Lebens in Deutschland betraf. „Kein Weg als Deutscher und Jude“ betitelte er 1996 sein Buch. Nun aber revidiert Brumlik seine Einstellung. Es ereigne sich momentan in der zweiten Generation der jüdischen Zuwanderer, vor allem aus der ehemaligen Sowjetunion, „eine beachtliche Wiederaneignung der jüdischen Traditionen Deutschlands“. Damit eröffnete er am Montagabend in der Synagoge die internationale Tagung „Rückkehr-Erzählungen“ der Universität Augsburg zusammen mit der Hebrew University Jerusalem, die noch bis Mittwoch läuft.
Würde er heute eine Fortsetzung seines autobiografischen Essays schreiben, sollte sie „Die dritte Heimat“ heißen, meinte Brumlik. Die deutsche Migrationsgesellschaft habe inzwischen einen ganz anderen Begriff von Staatsangehörigkeit, nicht mehr geleitet von ethnischer Zugehörigkeit. Wie noch lange nach dem Ende des Dritten Reichs und dessen Rassenwahn. Juden in Deutschland waren nach 1945 vor allem versprengte Osteuropäer. Und mit Israels Staatsgründung 1948 wanderten über 85 Prozent der 150000 Displaced Persons dorthin aus. Wer blieb, hatte mit Schuldbewusstsein zu kämpfen, auf verfluchtem Boden der Mörder leben zu müssen, sagte Brumlik. Zudem nutzten jene Juden häufig das Rotlichtmilieu, um bald zu Geld zu kommen. Im gleichen Maße ihrer Scham wuchs der Selbsthass: Nirgends spendete man mehr für Israel als unter deutschen Juden.
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