Schulen dürfen nicht der Buhmann sein

28.09.2020

Plus Wer einen Corona-Fall in der eigenen Schule hat, fühlt sich stigmatisiert und muss einen immensen Aufwand leisten. Doch manchmal ist die Schule machtlos.

An zwölf der 70 Augsburger Schulen wurden in den vergangenen drei Wochen Quarantäne-Maßnahmen vom Gesundheitsamt angeordnet. Man muss kein Hellseher sein, um zu wissen, dass es in den kommenden Wochen noch mehr Schulen geben wird, die eine Klasse oder einen ganzen Jahrgang nach Hause schicken müssen. Die Schulen machen in den seltensten Fällen etwas falsch und sollten deshalb auch nicht als Buhmann abgestempelt werden.

Sie sind seit Monaten darauf bedacht, Hygienevorschriften genau einzuhalten: unter anderem mit Plakaten, in denen an das Einhalten von Abständen erinnert wird, in Aufsichten, die den verantwortungsvollen Umgang anmahnen, in Pausen, die gestaffelt werden, damit erst keine großartigen Kontakte entstehen können. Die Schulen haben einen Einfluss auf ihre Schüler, solange sie sich auf dem Schulgebäude oder auf dem Gelände befinden. Was auf dem Schulweg passiert, wie viele Sozialkontakte in der Freizeit gepflegt, welche Familienfeiern besucht und Urlaubsziele bereist werden, entzieht sich ihrer Kenntnis. Ausbaden muss einen Corona-Fall am Ende vor allem aber die Schule.

Lehrer arbeiten bereits vielfach am Limit

Wer einen Corona-Fall in der eigenen Schule hat, fühlt sich stigmatisiert und muss einen immensen Organisationsaufwand leisten, um den Schulbetrieb in Präsenz- und Distanzunterricht am Laufen halten zu können. Die Lehrer arbeiten jetzt bereits vielfach am Limit. Bei jeder Vorgabe des Kultusministeriums sollte deshalb genau bedacht sein, ob das am Ende an den Schulen auch geschultert werden kann. Die kommenden Wochen werden zeigen, ob bei steigenden Fallzahlen der Schulbetrieb in der gewollten Form aufrechterhalten werden kann. Alle müssen ihren Beitrag leisten, damit das klappen wird.

Lesen Sie auch:

Der Schulalltag wird zur organisatorischen Herausforderung