Wenn der Held zur Heldin wird
Eigentlich alles wie in den 90ern: Life of Agony verzücken mit Suizid-Rock. Bloß Kult-Sänger Keith Caputo ist jetzt eine Frau. Und?
Wäre alles ganz normal geblieben, müsste es jetzt darum gehen, ob das nicht schon fast eine Frechheit ist: Kommt eine Band aus New York, die in den Neunzigern einen großen Moment hatte und seitdem eine unerschütterliche Fanschar hat, mal wieder auf Tour, der große Flammensaal der Kantine ist bei nicht zimperlichen 35 Euro Eintritt gestopft voll, die Stimmung prächtig – und dann knallt die Band ein 60-Minuten-Programm hin und ist wieder weg, ohne Zugaben. Autsch!
Wäre alles ganz normal geblieben, könnte man sich einfach erinnern, damals, vor 20 Jahren, 1996: Da spielten Life of Agony zum ersten Mal in Augsburg, in der Rockfabrik, sie hatten es in den Triumph-Jahren einer neuen Rockgeneration von Nirvana über Rage Against The Machine bis Korn gleich mit ihrem Debütalbum zu weit ausstrahlenden Szene-Helden gebracht. „River Runs Red“ hieß die Platte, die als düster wütendes Konzeptwerk den Weg eines unverstandenen jungen Mannes in den Selbstmord schildert und auch 20 Jahre danach noch so dominant für die Band steht, dass sie an diesen Samstagabend im Jahr 2016 mit dem Titelsong ihr Konzert beginnen und im Grunde dessen ganzen Verlauf darauf stützen. Von „This Time“ über „Through and Through“ bis „Underground“ – was sind das auch für herrlich durch allerlei Tempowechsel brechende Bretter! Und weder beim eingestreuten späteren Hit „Space Between Us“ noch beim Vorgeschmack aufs neue Album (das erste seit elf Jahren von Life of Agony, das im April erscheinen wird) ist die Balance mit dem aufgepeitschten Bariton von Keith Caputo jenseits von Popmelodik und diesseits Metal-Gebolze so abgrundtief großartig gelungen.
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