Lindenried oder: Eine weihnachtliche Begegnung an der Autobahn
Exklusiv Schriftsteller Georg Klein, ein gebürtiger Augsburger, hat exklusiv für unsere Zeitung eine Weihnachtsgeschichte geschrieben. Sie handelt von einem besonderen Gotteshaus, einem wundersamen Reh und dem Staunen zweier Männer.
Mein Onkel, Gott hab’ ihn selig, glaubte zeitlebens an nichts. Dennoch durfte er als blutjunger Architekt die erste Autobahnkirche Deutschlands bauen. Wenn einer hierin einen Widerspruch sah, meinte mein Onkel nur, jener Herr im Himmel, auf dessen Existenz er keine müde Mark zu wetten bereit gewesen wäre, habe damals schlicht bewiesen, dass er etwas von Schönheit verstehe, und die Entscheider entsprechend erleuchtet. Sein Entwurf sei der mit Abstand beste gewesen. Und dazu der frömmste! Fromm sein und fromm scheinen sei nun einmal nicht dasselbe. Der Schein gebe den Ausschlag. Das wisse der Teufel, dessen Wirken er leider für nicht ganz unmöglich halte, bestimmt am besten.
Die Autobahnkirche Lindenried ist dann, Satan hin Gott her, sein einziger Sakralbau geblieben. Vielleicht wollte mein Onkel diejenigen, die dergleichen Aufträge vergeben, kein zweites Mal mit dem Können eines notorischen Heiden in Versuchung führen. Eventuell hielt er die Ein- und Zweifamilienhäuser und die gewerblichen Zweckbauten, die er in den folgenden Jahrzehnten verantwortete, auch für spirituell genug. Oder seine Kirche war insgeheim gerade dasjenige Gebäude, für das er seinen Unglauben ein einziges Mal aufs Spiel setzen wollte.
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