Luther war nicht der Erste
Schon vor dem Reformator gab es Bibeln auf Deutsch
Wer war der Verfasser der ersten deutschen Bibel? 86 Prozent der Studierenden des Augsburger Mittelaltergermanisten Freimut Löser antworten: Martin Luther. „Falsch“, sagt Löser. Richtig ist, dass Luther als Erster eine Übersetzung der kompletten Bibel ins Frühneuhochdeutsche vorlegte. Richtig ist auch, dass sein Werk von 1534 das erste war, das eine massenhafte Verbreitung erlebte. Doch dem Volk aufs Maul geschaut hatten vor ihm schon andere. Der elitäre Zugang zu der Heiligen Schrift, die nur lesen konnte, wer Latein gelernt hatte, wurde schon früh torpediert. Allerdings beschränken sich die frühen Übersetzungen zwischen dem achten und 15. Jahrhundert auf das Neue Testament. Laien übersetzten das Lateinische der Evangelien, Psalmen und des Hohen Liedes, um den Gläubigen die liturgische Tagesgestaltung verständlich zu machen. Übersetzte Bibelteile fanden sich lange vor Luther in Schriften zur Messordnung und Predigtsammlungen.
Die älteste deutschsprachige Handschrift des kompletten Neuen Testaments stammt aus Augsburg. Drei unbekannte Autoren fertigten sie 1350 an, fast zwei Jahrhunderte vor Martin Luther. Sie umfasst das Neue Testament samt Apokalypse und Nikodemus-Evangelium – ein Abschnitt, der heute nicht mehr zum Neuen Testament gezählt wird. Wer der Auftraggeber war, ist laut Löser bis heute nicht geklärt. Die Handschrift gehört zu den wertvollsten Objekten in den Beständen der Staats- und Stadtbibliothek.
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