
Moderne Wegmarken
Eine Uraufführung und Schostakowitsch
Das Programm mündete für alle zusammen in der zerklüfteten Gefühlswelt von Dmitri Schostakowitsch. Auf dem Weg dahin, in eine „Vielfalt der Moderne“ (Titel), gingen das Augsburger Streichquartett und der Pianist Robert Lehrbaumer getrennte Wege. Die Matinee von Theatergemeinde/Mozartgesellschaft im Rokokosaal war geprägt von unorthodoxen Einfällen.
Mit einer Uraufführung startete der Trip. Das 2. Streichquartett von Meinrad Schmitt (*1935) erlebte man als bildstarkes Werk. In fünf Sätzen spielt der Komponist, einst Professor an der Münchner Hochschule und Leiter des Pegasus-Theaters, sein Gespür für farbige, klar geformte Klangereignisse aus – „Erbgut“ seines Lehrers Harald Genzmer. Von der Eröffnung, in der sich die Instrumente – Ludwig Hornung, Mariko Umea, Violinen; Ludwig Schmalhofer, Viola, Hartmut Tröndle, Cello – wie durch Zurufe zu vereinen schienen, über ein schwirrendes Pizzikato-Vivo, ein rasant gerastertes Allegro, ein melancholisch kippendes, an Schostakowitsch erinnerndes Lento, bis zum Finale und seine kraftvoll getriebenen Unisono-Passagen konnte man Schmitts feine, lapidar beherrschte Ästhetik genießen. Stürmischer Beifall.
Pianist Lehrbaumer fasste dann vier Stücke verschiedener Komponisten zu einer Art gemeinschaftlichen Sonate zusammen; vorherrschend war östlicher, österreichisch-ungarischer und slawischer Ton, changierend auch zwischen Melos und Minimalismus. Als Ecksätze dienten die Toccaten von Jenö Takács (1902 - 2006) und dem armenischen „Säbeltanz“-Rasslers Aram Chatschaturjan, in der Mitte die Romanze des Mahler-Epigonen Franz Schmidt und die an Satie gemahnenden „Modalen Inventionen“ von Thomas Daniel Schlee (*1957) – pianistisch virtuos gezaubert. Schostakowitschs abschließendes Klavierquintett, das seine Abgründe, drastischen Tanz-Wut-Anfälle, auch spinnwebenhaft zart zitternden Gefühlszustände vorführte, war ein von allen expressiv modelliertes Klangabenteuer.
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