Nichts ist eindeutig
Mathias Mayer richtet einen neuen Blick auf das Werk
In diesem Fall müssen wir die Mathematik vergessen, denn der Grundsatz, minus mal minus gibt plus, gilt nicht mehr. So einfach und eindeutig ist das in der Sprache bzw. Literatur mit der doppelten Verneinung nicht. Ein einfaches Beispiel: beschreibbar – unbeschreibbar (erste Negation) – nicht unbeschreibbar (zweite Negation). „Nicht unbeschreibbar“ ist aber nicht identisch mit „beschreibbar“, sondern hier deutet sich ein Vorbehalt an.
Die bis in die Alltagssprache reichende doppelte Verneinung („nichtuninteressant“) wird im Begriff der Litotes gefasst. Diesen Terminus greift Prof. Mathias Mayer, Ordinarius für Literaturwissenschaft an der Universität Augsburg, auf und entwickelt ihn als filigranen Leitfaden für die (Neu-)Lektüre der Werke Franz Kafkas. Dabei entfaltet der Germanist die Litotes als „höchst komplexe Denkfigur“, zudem als „erzählerische Strategie“ Kafkas. Dies belegt Mayer, indem er das mannigfaltigen Spannungen ausgesetzte, wieder und wieder abgewandelte Modell der Ausnahme von der Regel aufgreift. Hier wird also nicht, wie nicht selten in der Kafka-Forschung, weltanschaulich spekuliert, sondern Text und Sprache analysiert.
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