Obdachlose beleidigt - im Dienst der Kunst?
Die Filme zeigen alles, die Kamera hält einfach drauf: Ein Obdachloser, der volltrunken von einer Sitzbank fällt und mit Mühe versucht, sich wieder hochzuziehen. Zwei Betrunkene am Bahnhof, die sich um eine Gurke streiten. Unter Titeln wie "Penner & Atzen regieren Augsburg" waren diese Filme vor zwei Jahren auf der Internet-Plattform "YouTube" zu sehen. Ein 19-Jähriger, der die Filme mit seinem Handy gedreht hat, ist dafür nun mit zwei Tagen Arrest bestraft worden.
Die Filme hatten vor zwei Jahren eine Welle der Empörung ausgelöst. Auch beim katholischen Verband für soziale Dienste (SKM), der eine Wärmestube für Obdachlose betreibt. "Es ist erschreckend, wie hier die Hilflosigkeit von Alkoholikern und Wohnsitzlosen ausgenutzt wird", kommentierte Diözesanreferent Wolfgang Krell damals die Internet-Filme, die durch Recherchen unserer Zeitung bekannt wurden.
Der inzwischen 19-Jährige, der die Szenen mit den Obdachlosen gefilmt hatte, sah vor Gericht nun alles ganz anders. "Ich wollte die Obachlosen nicht beleidigen", erzählte er gestern dem Jugendrichter Franz Geist-Schell. Er habe sich mit der Situation der Obdachlosen auseinandersetzen wollen. "Es war eine Dokumentation über Menschen, die auf der Straße gelandet sind, und für die sich keiner interessiert." Auch David Braithwaite, der Verteidiger des 19-Jährigen, berief sich auf die Meinungsfreiheit und auf die Freiheit der Kunst. Richter Franz Geist-Schell quittierte diese Erklärungen mit skeptischem Stirnrunzeln. Zwei der Filme wurden im Gerichtssaal gezeigt. Das Urteil des Richters: "Mit Kunst hat das nichts zu tun."
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