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Foto: Silvio Wyszengrad
Foto: Silvio Wyszengrad

Ana Plecko hatte vorübergehend keine Rente mehr erhalten. Die Augsburger war irrtümlich für tot erklärt worden.

Augsburg
30.07.2021

Plötzlich erhielt sie keine Rente mehr: Augsburgerin irrtümlich für tot erklärt

Von Ina Marks

Plus Als Ana Plecko keine Rente mehr ausgezahlt wird, bekommt sie den ersten Schreck. Der zweite folgt beim Anruf bei der Rentenversicherung - die Augsburgerin wurde für tot erklärt.

Inzwischen hat sich Ana Plecko beruhigt. Ihr Konto ist jetzt wieder im Plus. Aber lachen kann sie über den Vorfall auch mit etwas zeitlichem Abstand nicht. Zu sehr musste sich die Rentnerin aufregen. Wer wird schon gerne für tot erklärt. Der Augsburgerin ist das passiert. Den morbiden Irrtum bemerkte die 71-Jährige erst, als sie Ende April zur Bank ging und die Kontoauszüge holte. Da fuhr ihr der Schreck in die Knochen. Pleckos Konto war leer, die monatliche Renteneinzahlung war nicht eingegangen. "Und das Geld, das ich außerdem noch drauf hatte, war auch weg." Das gibt es doch gar nicht, habe sie sich gedacht. Völlig ratlos sei sie gewesen. Als Plecko am Telefon bei der Rentenversicherung nachfragt, wird die Geschichte nicht besser. "Sie sind am 31. Oktober 2020 gestorben", sei ihr am Telefon vorgehalten worden.

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"Was?", habe die Rentnerin ungläubig ausgerufen. Schließlich fühlte sie sich quicklebendig. "Ich dachte, da macht sich jemand einen Spaß mit mir." Das könne nicht sein, habe sie gesagt. "Doch, doch", sei ihr am anderen Ende der Leitung entgegnet worden. Ana Plecko meint, sie sei wie erstarrt gewesen. Ihre Rente sei nicht üppig, sie müsse davon Miete, Strom und Lebensmittel zahlen. Es gehe sich gerade so aus. Für die Witwe beginnt nun die Arbeit, zu beweisen, dass sie durchaus am Leben ist. Denn wie sich weiter herausstellte, war sie auch bei der Krankenkasse abgemeldet.

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Augsburgerin für tot erklärt: Bei der Bank rutschte sie ins Minus

"Zum Glück habe ich einen Nachbarn, der sich auskennt und mir half", erzählt Plecko, die zu der Zeit schlaflose Nächte hatte. Die Frau, die von sich sagt, sie sei noch nie mit ihrem Konto im Minus gewesen, empfand die Situation als sehr belastend. Zwei Monate lang erhielt Plecko keine Rente mehr. "Ich hatte Angst, das Konto weiter überziehen zu müssen und aus dem Minus nicht mehr herauszukommen." Plecko vereinbarte bei der Deutschen Rentenversicherung einen Termin, sie brachte ihre Geburtsurkunde mit, Ausweis und ihre Rentenversicherungspapiere. Der Irrtum, so stellte sich laut Plecko vor Ort heraus, soll auf die Ausländerbehörde zurückgeführt worden sein.

Plecko ist gebürtige Kroatin. Auch wenn sie seit 53 Jahren in Deutschland lebt - "Augsburg ist meine Heimat" - hat sie weiterhin den kroatischen Pass. Die Seniorin suchte daraufhin die Ausländerbehörde an der Blauen Kappe auf. Sie wollte herausfinden, warum sie für tot erklärt worden war.

Mit einer Frau mit demselben Geburtsdatum verwechselt?

Zunächst habe man ihr aus Datenschutzgründen nichts sagen wollen, aber die Rentnerin blieb beharrlich. Wie sie berichtet, erfuhr sie schließlich, dass eine Frau aus Serbien den Totenschein einer Angehörigen eingereicht habe. Bei der Verstorbenen handelte es sich um eine Frau mit demselben Geburtsdatum wie Ana Pleckos. "Aber ich bin doch aus Kroatien und nicht aus Serbien." Die Rentnerin findet, so eine Verwechslung dürfe nicht passieren. Dass jemand aus Versehen für tot erklärt wird, ist wohl extrem selten, heißt es bei der Deutschen Rentenversicherung. "Eher gibt es den umgekehrten Fall, dass wir von einem Tod zunächst keine Kenntnis haben, weil der Versicherte etwa im Ausland lebte", sagt eine Sprecherin.

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In Pleckos Fall müssen mehrere unglückliche Umstände zusammengekommen sein, vermutet sie. Die Rente werde vom Rentenservice der Deutschen Post ausgezahlt. Bei dem Dienstleister, so erklärt die Sprecherin, laufen die Meldedaten durch die Einwohnermeldeämter zusammen. "Oder Angehörige melden uns direkt den Tod eines Versicherten."

Verwechslungen kommen in Augsburg extrem selten vor

Auch bei der Stadt heißt es auf Nachfrage, dass Verwechslungen so gut wie nie vorkommen, da bereits der Arzt die Personalien bei Ausstellung der Todesbescheinigung festhalte. Nahezu deckungsgleiche Namen und Geburtsdaten seien eine Ausnahme, hier sei eine Verwechslung möglich und bedauerlich. "Sie wird von allen beteiligten Stellen natürlich möglichst schnell aufgeklärt", so eine Standesbeamtin. Die Behörde beurkunde nach einer vollständigen Prüfung aller Unterlagen und der Todesbescheinigung einen Sterbefall und informiert darüber weitere Stellen. Diese leiten dann ihrerseits die Mitteilungen weiter. Auch das Einwohnermeldeamt werde so über einen Todesfall informiert. Wo und an welcher Stelle die Verwechslung im Fall von Ana Plecko passierte, bleibt offen.

Die Augsburgerin hat die ausgefallenen Rentenzahlungen sowie das weitere Geld, das ihr vom Konto abgebucht worden war, inzwischen erhalten. Nur die Überziehungszinsen von 31 Euro sind ihr geblieben. "Aber das ist ja nicht so eine große Summe. Wichtiger ist, dass ich trotz allem meine Mietwohnung behalten konnte", sagt die 71-Jährige. Jetzt kann sie wieder schlafen.

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