
Hausärzte: Nachwuchsmediziner dringend gesucht

Viele Hausärzte in der Region finden keinen Nachfolger. Gestern wurde am Klinikum eine Kooperation gestartet, um dem Praxissterben vorzubeugen.
Thomas Riemensperger ist Allgemeinmediziner. Seit 31 Jahren hat er eine Praxis in Pöttmes. Um bis zu 2000 Patienten kümmert er sich dort. „Ich liebe meinen Beruf“, sagt er. Und trotzdem würde Riemensperger gerne etwas ändern. Mit 69 Jahren, so meint er, wäre es Zeit, in den Ruhestand zu gehen. Seit zwei Jahren sucht er einen Nachfolger für seine Praxis – vergebens. „Kein junger Arzt ist bereit, sich hier niederzulassen.“
So wie dem Mediziner aus Pöttmes könnte es in den kommenden Jahren vielen gehen. Laut Kassenärztlicher Vereinigung (KV) ist rund ein Drittel aller Hausärzte in Bayern 60 Jahre oder älter. Medizinischer Nachwuchs wird dringend gesucht. Doch gerade in ländlichen Regionen oder in sozialen Problemvierteln will sich kaum ein junger Arzt niederlassen. Ohnehin gibt es immer weniger Hausärzte. Von bundesweit 10 000 Berufseinsteigern wollten zuletzt nicht einmal 1000 Allgemeinmediziner werden.
Qualifizierung zum Hausarzt soll schmackhaft gemacht werden
In der Region soll dieser Negativtrend nun abgefedert werden. Auf Verlangen des Augsburger Kreistages haben Klinikum, Hessing-Stiftung, die Wertachkliniken sowie niedergelassene Ärzte einen der größten Weiterbildungsverbünde Bayerns gegründet. Gemeinsam will man jungen Medizinern die Qualifizierung zum Hausarzt schmackhaft machen und sie an die Region binden.
Denn bislang ging bei der Ausbildung oft viel Zeit verloren, weil sich die Nachwuchsmediziner ihre vorgeschriebenen Stationen in Praxen und Kliniken selbst organisieren mussten. In der Region bekommen sie alles nun aus einem Guss. Das könnte im Wettbewerb um den Nachwuchs ein Vorteil sein.
Zwölf Hausärzte werden pro Jahr in der Region ausgebildet
Ob sich das Praxissterben damit verhindern lässt, ist aber unklar. Nach Schätzungen werden derzeit etwa zwölf Hausärzte pro Jahr in der Region ausgebildet, im Verbund will man diese Zahl steigern. In anderen Regionen habe das bereits funktioniert. Der Pöttmeser Allgemeinmediziner Thomas Riemensperger hält den Verbund für einen „guten Ansatzpunkt“. Was seine Praxis angeht, ist er aber skeptisch: „Wir draußen auf dem Land werden keinen Vorteil davon haben.“
Er hätte sich gewünscht, dass auch die Kliniken an der Paar in Aichach und Friedberg in die Kooperation einsteigen. Mit diesen Krankenhäusern laufen offenbar noch Gespräche.
Martin Beck von der Landesärztekammer, der die Kooperation mitinitiiert hat, räumt ein, dass über die Qualifizierung hinaus weitere Anstrengungen nötig sind: „Die Weiterbildung ist nicht das einzige Problem.“ Auch Riemensperger sieht das so. „Man muss den Ärzten eine Perspektive geben“, fordert der Pöttmeser. Und mehr Geld, sonst werden immer mehr Mediziner lukrative Angebote aus dem Ausland annehmen. „Ich kann die jungen Kollegen verstehen“, sagt Riemensperger.
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