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Reportage
18.06.2016

Wo die Gitarre cooler ist als das Handy

Samuel spielt Sophia (von links), Max, Till und Clara auf der Gitarre vor, gemeinsam wird gesungen.
Foto: Claudia Knieß

Sie streifen durchs Unterholz statt durch virtuelle Computerspielwelten und singen Lieder: Die Pfadfinder. Aber ist das nicht altmodisch und langweilig?

Gibt es noch Kinder, die lieber Fangen im Wald spielen, als bei Minecraft virtuelle Zombies zu jagen? Oder Kinder, die lieber selbst Lieder zur Gitarre singen, als angesagte Musik bei iTunes runterzuladen? Ja, die gibt es. Und zwar nicht in Bullerbü oder einem pädagogisch besonders wertvollen Kinderfilm, sondern in einem Waldstück bei Neusäß. Hier treffen sich jeden Freitagnachmittag die jüngsten Sprösslinge des Augsburger Stamms vom „Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder“, BdP. Der fünfzehnjährige Samuel hat die Gruppe im April gegründet. Er möchte seine eigenen Erfahrungen an die Kinder weitergeben und hat selbst riesengroßen Spaß dabei, mit ihnen zu toben und ihnen beizubringen, was man für ein Lager in der Natur so braucht.

Drei Mädchen und zwei Jungen, alle zwischen neun und zwölf Jahre alt, haben sich für Samuels Sippe – so nennt man Pfadfindergruppen für die zehn- bis 16-Jährigen – angemeldet. „Das ist ungewöhnlich, normalerweise sind es viel mehr Jungs, aber es freut mich umso mehr, die Mädels dabei zu haben“, erzählt Samuel. Er war schon immer ein begeistertes Outdoor-Kind und ist seit der zweiten Klasse bei den Pfadfindern dabei, zunächst in einer Wölflings-Meute für die bis Zehnjährigen. „Ich hab’ da so viel Tolles erlebt mit meinen Freunden, dass ich es an andere weitergeben möchte“, erzählt der Teenager: „Seit ich zwölf war, habe ich mich in Trainings auf diese Verantwortung vorbereitet.“ Sein persönliches „Highlight“ war das 23. World Scout Jamboree vergangenen Sommer in Japan mit mehr als 30000 Pfadfindern aus der ganzen Welt: „Wir haben unglaublich viel erlebt, bei Gastfamilien in Tokio, in der Natur am Mount Fuji und einem riesigen Lager mit Open-Air-Konzerten und sogar einer Flugshow. In drei Jahren will ich in den USA wieder dabei sein, dann als Betreuer.“ Vielleicht fahren diejenigen seiner Schützlinge, die dann schon 14 sind, mit.

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