Sanierung der Komödie steht in der Kritik
Plus Zehn Wissenschaftler und Experten bemängeln einen unangemessenen Umgang mit der Komödie in der Altstadt. Sie richten Forderungen an die Stadt.
Das reich verzierte Gignoux-Palais im Augsburger Lechviertel ist über 250 Jahre alt. Das Bauwerk aus dem Rokoko zählt zu den hochrangigen Augsburger Denkmälern. Jahrelang war es unter wechselnden Besitzern immer mehr verfallen. Jetzt hat der neue Eigentümer, ein Münchner Privatmann, mit der Sanierung begonnen. Doch die Art und Weise, wie das Gebäude modernisiert werden soll, sorgt für Protest. Zehn renommierte Experten haben sich in einem offenen Brief an Oberbürgermeister Kurt Gribl gewandt. Sie kritisieren einen „unangemessenen Umgang“ mit dem Baudenkmal und appellieren an die Stadtspitze, weit reichende Zugeständnisse an den Investor zu überprüfen.
Anlass der massiven Kritik ist eine Entscheidung im Bauausschuss des Stadtrates. Er hatte sich Mitte Dezember mit einer Gegenstimme (Volker Schafitel, Freie Wähler) über Bedenken der bayerischen Denkmalschutzbehörde hinweggesetzt und dem Münchner Investor umfangreiche bauliche Änderungen von Innenräumen im Gebäude am Vorderen Lech genehmigt. Diese Genehmigung hatte die Firma FE Immo Projekt GmbH als Bauherr beantragt.
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Worum wird es bej dem Streit wohl in Wahrheit gehen? Eher nicht um das Gebäude, sondern um eine Neuauflage der langjährigen Privatfehde zwischen dem verhinderten (Schafitel) und dem tatsächlichen Baureferenten (Merkle). Passend dazu natürlich wieder das Begleitfeuer der DAZ.
Vom Ausverkauf unserer Städte zu sprechen, wie es Gregor Nagler in seiner ausführlichen Darstellung in der DAZ tut, wirkt stark überzogen, wenn denn ein hochrangiges Denkmal, das man über Jahrzehnte sich selbst überließ bis es stark sanierungsbedürftig wurde, endlich jemand findet, der sich seiner anzunehmen bereit ist. Weder Stadt noch die Bürgerschaft Augsburgs – auch keiner seiner zahlreichen Fürsprecher bzw. Kritiker der jetzigen Planer, konnten bislang eine "Rettung" auf die Beine stellen.
Wie Nagler erklärt, geht es den Besorgten in erster Linie um den Verlust einer historischen Quelle, durch das Entkernen von nachträglich in die ehemaligen Manufaktursäle eingefügten Wände und Ausstattungsgegenstände, um die Wohnungen nach heutigen Kriterien und Vorstellungen "bewohnbar" zu machen. Es werde keineswegs ein ursprünglicher Zustand wiederhergestellt, wie von Baureferent und wohl auch Stadtheimatpfleger suggeriert würde.
Letzterem kann man zustimmen. Natürlich sind großzügiger geschnittene Wohneinheiten nicht mit den ehemaligen Manufaktursälen zu vergleichen. Es ist eine nicht tragfähige Hilfskonstruktion, um die Veränderung plausibel und vertretbar werden zu lassen.
Aber warum eigentlich diese bemühen, warum nicht darauf verweisen, dass Gebäude über die Zeitenwenden hinweg unterschiedliche Nutzungen erfahren und sich Nutzungsgewohnheiten eben ändern? Und was wäre denn mit der historischen Quelle und den Einbauten, würde jemand tatsächlich Räumlichkeiten angelehnt an die ehemaligen Manufaktursäle (beispielsweise für einen Ballettsaal einer Ballettschule) herstellen wollen?
Gebäude sind niemals Selbstzweck sondern haben dienende Funktion. Ein noch so wertvolles Denkmal, das in seiner heutigen Form niemand haben und sanieren will ist wertlos, so schützenswert die historischen Quellen auch sein mögen. Dann muss eben die Stadt selbst oder der Freistaat ran. Denkmal erhalten wie es ist und eine mögliche Nutzung dafür finden – dann wäre gleich das leidige Thema der Balkone im Innenhof mit erledigt.
Man bedenke aber auch, dass in zweihundert Jahren der jetzige Umbau ebenfalls ein Dokument der (weiterentwickelten) Geschichte des Bauwerkes wäre – wenn man ihn denn zuließe. Sollte dann der Wunsch nach kleineren Wohnungen bestehen, könnten künftige Denkmalschützer einwenden, die übergroßen Wohnungen, die sich keiner mehr leisten kann, seien aber ein Dokument aus dem 21. Jahrhundert, das nicht verändert werden dürfe.
Bleibt die Frage nach den Barocktüren und -elementen. Geht es vllt. vor allem um diese? Elemente aus dem 18. Jahrhundert die bei dem Umbau im 19. (entweder weil sie damals schon als besonders schön, wertvoll und erhaltenswert galten oder schlicht weil man aus Geldnöten sparsam war) mit verwendet wurden. Findet sich für diese keine Einsatzmöglichkeit an anderer Stelle im Gebäude?