Starkes Bier und starke Sprüche
Franz Rieder als Bruder Barnabas deckt Hintergründe der Lechfelder Szene auf. Vor allem die Bundeswehr bekam allerhand zu hören. Warum er auf Frauenwitze weitgehend verzichtete
Der Musikverein bleibt seinem Erfolgsrezept auch beim siebten Starkbierfest treu. Obwohl der Eingang der Grundschule eingerüstet ist und das Treppenhaus in manchen Bereichen einer Baustelle gleicht, fanden wieder genügend Leute der Untermeitinger Gesellschaft den Weg bis in das Dachgeschoss, wo im Vorraum süffiges Starkbier gezapft und deftige Brotzeiten zubereitet wurden. In feschen Dirndl schwirrten die Bedienungen durch die Gänge, um alle Gäste, darunter Bürgermeister Simon Schropp und viele Gemeinderäte, bestens zu versorgen. Die Musikkapelle mit ihrem Dirigenten Ortwin Schnabel sorgte mit traditioneller Blasmusik für die ideale Stimmungsgrundlage. Der beengte Raum unter den Dachschrägen lässt nur ein kleineres Ensemble der Kapelle zu, das aber völlig ausreichte, um den am Ende fast voll besetzten Saal mit Wohlklang zu erfüllen. Der Rest der Musikkapelle wurde ohnehin im Service gebraucht. Vorsitzender Franz Rieder begrüßte die Gäste und kündigte den baldigen Besuch des Bruders Barnabas an, in dessen Mönchskutte er dann selber unter den Klängen des bayerischen Defiliermarsches mit seinem Riesenmaßkrug einzog. Auf die Begrüßung der Honoratioren verzichtete er, „weil die ja in meiner Rede sowieso vorkommen“. Nach seinem ständigen Wahlspruch „Ja was kann´s den Schöneres geben, als in Untermeitingen zu leben“, stellte Barnabas den Abend unter das Motto: „Der liebe Gott hat euch das Gesicht gegeben, aber lachen müsst ihr schon selber“ und begann mit einem abgewandelten Gebet, dem „Bier unser“. Danach wandte er sich der Kommunalpolitik zu, bezeichnete den Lenkungskreis Lechfeld als heimliche Mafia, die sich in verrauchten Kneipen trifft und meldete seine Bedenken gegen die gemeinsame Lechfeld-Feuerwehr an. „Wenn es bei mir brennt, möchte ich, dass die Feuerwehr meines Vertrauens aus Untermeitingen löscht“. Bedenken wegen des Fluglärms bei der möglichen Stationierung von Flugzeugen des Typs A 400 M zerstreute er mit dem Hinweis, dass dieses Flugzeug sowieso nie fliegt, denn die Abkürzung bedeute „Achtung 400 Mängel“.
Natürlich war auch die frühere „Geißbocksiedlung“ ein Thema, die jetzt Nebenerwerbssiedlung heiße, weil deren Bewohner im Nebenerwerb nicht genehmigte Straßen bauen würden. Den Altbürgermeister Georg Klaußner sehe man nicht mehr so oft. „Vielleicht baut der heimlich im Untergrund am Schießstand des Schützenheims, damit der endlich fertig wird. Aber solange kein Schuss fällt, kann auch nichts passieren“, tröstete Barnabas wegen der langen Bauzeit. Die Gestaltung des Kreisverkehrs an der so genannten Natofalle mit Figuren beschäftigte den Fastenprediger sehr. Er fand die Idee, ein Kind auf dem Roller in Richtung Kindergarten und einen Rollstuhlfahrer in Richtung Pflegeheim weisen zu lassen, sehr gut. „Da fehlt nur noch eine Figur, die zum Friedhof zeigt“, meint Barnabas. Die standesgemäße Aufstiegsfeier der Fußballer des SV Untermeitingen auf dem engen Rathausbalkon habe ebenso Aufsehen erregt wie das Feuerwerk zum 50. Geburtstag von Karl Strass, bei dem sich viele Untermeitinger schon im August ein gutes neues Jahr wünschten, weil sie gedacht haben: „Ja ist denn schon wieder Sylvester?“. Dass beim schweren Gewitter im Dezember das Kreuz auf der Klosterlechfelder Kirche umgeknickt wurde und das auf der Untermeitinger Kirche nicht, sah Barnabas als Strafe an, weil die Klosterlechfelder nicht mehr so richtig gläubig seien und es dort viele Scheinheilige gäbe.
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