Streit um Stolpersteine in Augsburg spitzt sich zu
Der Künstler Gunter Demnig lehnt einen Kompromiss der Stadt ab. Der Kulturreferent pocht dagegen auf einen Stadtratsbeschluss.
Eigentlich war ein Kompromiss geplant: Am Donnerstag, 4. Mai, sollten zwölf von der Stadt genehmigte Stolpersteine auf Augsburger Straßen und Plätzen verlegt werden, die an Opfer des Nationalsozialismus erinnern. Doch nun will der Kölner Künstler Gunter Demnig, der hinter der Aktion steht, aus Protest auch noch Platzhalter-Steine verlegen. Sie sollen für weitere acht Stolpersteine stehen, die beantragt, aber von der Stadt bislang nicht genehmigt sind. Das kündigte Demnig gegenüber unserer Zeitung an.
In vielen anderen Kommunen tätig
Der Künstler ist mit Vorgaben des Stadtrates nicht einverstanden, die für die Verlegung der Stolpersteine gelten. Zum einen geht es darum, wie an Opfer des Nationalsozialismus erinnert wird, die lange nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs starben. Demnig verlegt Stolpersteine in vielen anderen Kommunen auch für Verfolgte, die das Naziregime überlebt haben. Oder für Kinder, die ihren Eltern von den Nazis weggenommen wurden, für Verfolgte, die das Konzentrationslager überlebt haben, oder für Menschen, die unter Hitler fliehen mussten. Demnig hält eine Einschränkung des Opferbegriffs für nicht zulässig.
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Mehr als 54.000 Stolpersteine wurden in 1600 Orten in Europas bereits von dem Künstler Gunter Demnig verlegt. Die Stolpersteine sind somit das weltweit größte dezentrale Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus. Getragen und finanziert werden die Stolpersteine von den Angehörigen der Opfer des Nazi-Regimes und von engagierten Bürgerinnen und Bürgern. Die Stolpersteine sind ein Element des Augsburger Weges in der Erinnerung an die Verfolgten und Ermordeten durch die Nationalsozialisten. Weitere Elemente des Augsburger Weges sind Stelen und Tafeln (Erinnerungsbänder).
Kaum nachvollziehbar ist für die Angehörigen der Opfer, dass in Augsburg jetzt Stolpersteine nur für die diejenigen Verwandten verlegt werden dürfen, die von den Nazis verfolgt und in Konzentrationslagern und Gefängnissen saßen und getötet wurden, und nicht für diejenigen Verwandten, die auch von den Nazis verfolgt und in Konzentrationslagern und Gefängnissen saßen aber das Kriegsende überlebten. Der Augsburger Weg schließt die zweitgenannte Gruppe von Opfern nicht grundsätzlich aus. Der Fachbeirat der Stadt Augsburg ist jetzt gefordert. Er sollte eine Entscheidung treffen, die sowohl das Anliegen der Angehörigen der Opfer als auch die künstlerischen Vorstellungen von Gunter Demnig berücksichtig. In vielen anderen Städten kann jeder Opfergruppe gleichwertig gedacht werden. Warum sollte dies in Augsburg nicht auch möglich sein?
Was ist denn an dem Produkt dieses Künstlers "künstlerisch"?