
Warum viele Künstler einen Umzug fürchten


Wenn der Kulturpark West ins Gaswerk wechselt, machen sich die Kreativen dort nicht nur Sorgen um ihre Gemeinschaft. Es sind auch handfeste Ängste, die sie auf die Barrikaden treiben
Und dann kommt das Gespräch eben doch immer wieder auf ein Thema: diesen Umzug ans Gaswerk Oberhausen, der im Kulturpark West gerade für Diskussionen sorgt. Bei Kaffee und Keksen erzählen die Kupa-Künstler am Wochenende, was ihnen an der Idee gefällt und was ihnen Sorgen bereitet. Für zwei Tage haben sie Besuchern ihre Ateliers geöffnet – doch diesmal geht es nicht nur darum, Kunst zu präsentieren, sondern auch den Charme einer gewachsenen Gemeinschaft. Viele wollen sie nicht aufgeben – aus unterschiedlichen Gründen.
Der Kulturpark West entstand 2008 auf dem Gelände der ehemaligen Reese-Kaserne. Mieter sind Künstler aus verschiedenen Bereichen – Maler, Musiker, Bildhauer... Sie finden im Kupa Ateliers und Probenräume zu bezahlbaren Preisen; derzeit liegt die Miete bei rund sechs Euro warm pro Monat und Quadratmeter, eine Erhöhung auf sieben Euro steht im Raum. Vermieter ist die Kulturpark West gGmbH mit Thomas Lindner und Peter Bommas als Geschäftsführern. Zweigstellen gibt es in der Ballonfabrik (Austraße) und in der Direktion am Gaskessel.
Der Kulturpark West war von Anfang an als Zwischennutzung gedacht: Die Künstler sollten bleiben können, bis die ehemalige Kaserne zum Wohngebiet umgewidmet wird. 2017 laufen die Verträge aus, danach muss der Kupa weichen. Die Stadt will stattdessen den Gaskessel Oberhausen zum Kreativquartier umwandeln. Dort stünden – wie im Kupa – 6000 Quadratmeter zur Verfügung. Sollte der Gaskessel 2017 nicht bezugsfertig sein, will die Stadt die Genehmigung in Kriegshaber verlängern.
Viele Künstler sind gegen einen Umzug nach Oberhausen. Ihre größte Angst ist, dass dort die Mieten höher sind. Die Stadt kalkuliert derzeit mit fünf Euro kalt. „Das können sich einige von uns nicht leisten“, heißt es im Kupa. Am Ende würden wohl einige umziehen, andere nicht. „Damit wird die Gemeinschaft, die sich über Jahre gebildet hat, auseinandergerissen.“
Eine weitere Sorge ist, dass die Räume im Gaswerk nicht für Ateliers geeignet sind: Die Musiker zum Beispiel sollen im Scheibengasbehälter untergebracht werden, dort gibt es kein Tageslicht. Auch in anderen Gebäuden seien, sagen die Künstler, die Lichtverhältnisse nicht optimal. „Am Ende bezahlen wir mehr Geld für schlechtere Ateliers. Das kann nicht sein.“
Schlecht finden einige Künstler, dass es am Gaskessel auch andere Mieter geben soll. Gedacht ist an Gastronomie und an gewerbliche Mieter wie Architekten oder einen Fachhandel für Künstlerbedarf. Vielen Kupa-Mietern ist diese Ausrichtung zu kommerziell, andere halten diese Mischung für reizvoll.
Bei einem Treffen zwischen Künstlern und Stadt vergangene Woche hatten die Kupa-Mieter die Möglichkeit, ihre Sorgen zu äußern. Dass die Stadt das Gespräch sucht, wird im Kupa positiv gesehen: Die Künstler wollen bei der Entwicklung des Gaskessels mitwirken und nicht in ein fertiges, von der Stadt geplantes Domizil ziehen. Das wurde am Wochenende in vielen Ateliers deutlich: „Als wir in den Kupa einzogen, hatten wir nur die Räume, alles andere ist über die Jahre entstanden. Hier gibt es nichts, was von oben verordnet wurde.“ Damit dies auch am Gaskessel so bleibt, legen die Künstler Wert auf ihre eigene Verwaltung: „Wir wollen, dass Thomas Lindner und Peter Bommas unsere Geschäftsführer bleiben“, heißt es.
Gemeinsam mit den Künstlern will die Stadt nun herausfinden, welcher Kupa-Mieter welche Anforderung an sein Atelier stellt. Soweit möglich, sollen diese Wünsche bei der Planung des Gaskessels berücksichtigt werden.
Vielleicht könnte der Kulturpark West am Ende ja doch erhalten bleiben. Darauf hoffen einige Mieter. Sie wünschen sich, dass die Stadt sich diese Option offen hält. Baureferent Gerd Merkle hält dagegen, dass das Reese-Areal als Wohngebiet vermarktet wurde. Kommt es anders, könnten Schadensersatzforderungen auf Augsburg zukommen. Dennoch gibt es für einige Künstler vielleicht doch eine Chance, auf dem Reese-Areal zu bleiben. Dies hatte Merkle angedeutet. Dort, wo jetzt das Reese-Theater steht, könnte ein Neubau entstehen. Hier wäre Platz für Künstler, die die Nähe zum Kulturhaus Abraxas brauchen. Denn diese Einrichtung wird auch künftig an der Sommestraße sein. Ein Vorteil wäre, dass der Kupa nicht komplett aufgelöst würde. Außerdem entstünden so am Ende mehr Ateliers, als bisher. Vermietet werden könnten sie wohl leicht: Die Warteliste im Kupa und seinen Filialen ist lang.
Mit verschiedenen Aktionen wollen sich die Kupa-Künstler für den Erhalt ihres Künstlerquartiers in Kriegshaber einsetzen. Am Wochenende lagen Unterschriftslisten aus – „erst einmal, um die Stimmung der Bürger zu sondieren“, heißt es. Von einer konzertierten Aktion, wie sie bei einer Mieterversammlung beschlossen worden war, haben die Künstler zunächst wieder Abstand genommen. Sie wollen abwarten, wie die Gespräche weitergehen.
Die Diskussion ist geschlossen.