
Weltklasse-Musik vor dem Altar

Not macht erfinderisch, Raummangel auch: Weil die Stadthalle saniert wird, zogen Künstler und Zuhörer des Friedberger Musiksommers 2010 am Samstag für einen Teil der Langen Nacht der Musik mit Imbiss in die kleine Halle bei der Hauptschule. Eindeutig ein etwas intimerer Rahmen, sagte humorig Karl-Heinz Steffens, künstlerischer Leiter des viertägigen Festivals, dazu gefeierter Dirigent, Soloklarinettist der Berliner Philharmoniker und unterhaltsam informierender Moderator: Hier fänden sonst die Proben für den Musiksommer statt.
Doch Situation und Schulbühne passten gut zu Schönbergs "Pierrot lunaire", der dort neben Schumanns farbig schildernden "Märchenerzählungen" auf dem Programm stand: Ungewohnt war die nüchterne Alternative zu einem Konzertsaal an diesem Abend, skandalös neu bei der Uraufführung einst die diffizil-groteske, (alb)traumhaft dämmernde Tonsprache Schönbergs. Auch für das Friedberger Publikum klang der vor fast hundert Jahren erfundene, laut Schönberg "geradezu tierisch unmittelbare Ausdruck sinnlicher und seelischer Bewegungen" gewöhnungsbedürftig.
Die meisten hielten den atonal-melodramatischen Gedichtvertonungen stand, doch einige gingen, und zwar geräuschvoll. Schade, denn die Aufführung geriet exzellent. Vor allem die 76-jährige Sprecherin Christine Gloger beeindruckte, indem sie die anspruchsvolle Balance des überbetonten bis provokant unnatürlich gedehnten Sprechgesangs mit Bravour hielt sowie Tonhöhe und Rhythmus bewundernswert meisterte.
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