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Foto: Imago
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Die CDU-Stiftung bescheinigt der rechten AfD-Konkurrenz ein Alleinstellungsmerkmal in der deutschen Parteienlandschaft.

Berlin
25.05.2018

Wie AfD-Wähler ticken

Von Martin Ferber

Die CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung hat untersucht, wie sich die Anhänger der Parteien von einander abgrenzen. Spielen Zukunftsängste eine wesentliche Rolle?

Berlin Das „A“ im Parteinamen ist ihr Markenzeichen. Keine andere Partei hat es. Als Bundeskanzlerin Angela Merkel die Euro-Rettungspolitik, die ab 2010 als Folge der griechischen Staatsschuldenkrise milliardenschwere Rettungspakete notwendig machte, als „alternativlos“ erklärte, setzten der Hamburger Wirtschaftsprofessor Bernd Lucke und andere Euro-Kritiker dagegen und gründeten 2013 die AfD. Ihr „A“ stand damals nicht nur für die Alternative, sondern auch für den Austritt Deutschlands aus dem Euro.

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Mittlerweile aber hat das „A“ eine völlig neue Bedeutung. Nach einer aktuellen Studie der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung, die der neue Stiftungspräsident, der frühere Bundestagspräsident Norbert Lammert, in Berlin vorstellte, steht das „A“ nunmehr für Angst. Während die überwiegende Mehrheit der Deutschen optimistisch in die Zukunft blickt, haben die Mitglieder, Anhänger und Wähler der AfD Angst vor dem, was kommen könnte. „Wenn das so weitergeht, sehe ich schwarz für Deutschland“ – diesem Satz stimmen nur 33 Prozent der Bundesbürger zu, aber 83 Prozent der AfD-Anhänger.

Damit hat die rechtsnationale Partei praktisch ein Alleinstellungsmerkmal in der deutschen Parteienlandschaft. Denn daneben gibt es nur noch bei den Anhängern der Linkspartei mit 53 Prozent eine Mehrheit, die ähnlich pessimistisch in die Zukunft blickt.

Dagegen sind die Anhänger von CDU und CSU die Optimisten in Person: Nur 14 Prozent sehen für die Zukunft schwarz. Bei der FDP sind es 15 Prozent, bei der SPD 17 Prozent und bei den Grünen 22 Prozent. Umgekehrt sind 85 Prozent der Unionsanhänger und 84 der Liberalen davon überzeugt, dass Deutschland auch die künftigen Herausforderungen bewältigt. Auch 80 Prozent der SPD-Anhänger und 76 Prozent der Grünen stimmen diesem Satz zu – im Gegensatz dazu lediglich 17 Prozent der AfD-Sympathisanten.

Für den langjährigen Bundestagspräsidenten Norbert Lammert, der bis zu seinem Ausscheiden aus dem Bundestag im vergangenen Herbst zwölf Jahre lang an der Spitze des Parlaments stand, haben diese Zahlen Konsequenzen mit Blick auf den Umgang seiner Partei mit der AfD. Die Vermutung, dass CDU/CSU und AfD eine „ähnliche Kundschaft“ hätten, habe sich „relativiert“, die Wählergruppen der beiden Parteien stünden sich „nicht übermäßig“ nahe. AfD-Wähler hätten ein deutlich anderes Weltbild als Unionsanhänger. „Man überschätzt in der Regel rationale Abwägungen und unterschätzt Emotionen bei politischen Entscheidungen“, so das Fazit Lammerts.

Die Umfrage, die in drei Wellen stattfand und bei der bis zu 2719 Bundesbürger befragt wurden, belegt, dass die AfD-Anhänger nicht nur Angst vor der Zukunft haben, sondern sich auch ausdrücklich dazu bekennen. Dem Satz „Ich habe häufig Angst vor dem, was kommen wird“ stimmen 59 Prozent der AfD-Anhänger zu, bei der Linken sind es immerhin noch 43 Prozent. Völlig anders hingegen das Bild bei den anderen Parteien – nur bei 19 Prozent der Anhänger von CDU und CSU, bei 22 Prozent der Liberalen sowie jeweils 34 Prozent der SPD- und Grünen-Anhänger stößt diese Aussage auf Zustimmung.

Um es genau zu wissen, ließ die Konrad-Adenauer-Stiftung die Bürger nach ihren Gefühlen befragen, die sie mit den Parteien verbinden. Das Ergebnis war eindeutig: „Mit der CDU verbinden sowohl die Wahlberechtigten insgesamt als auch die eigenen Anhänger vor allem Stabilität, Sicherheit, Vertrauen, Zuversicht, Zufriedenheit und Hoffnung“, heißt es in der Studie. Ähnliches gelte auch für die SPD, wenngleich die Werte niedriger seien als bei der Union. Dagegen stiegen bei der SPD zwischen Dezember 2017 und Februar 2018 die Werte für Gefühle wie Resignation, Empörung und Verzweiflung.

Bei den Wählern der AfD hingegen dominieren Gefühle wie Aufregung, Empörung und Wut. Zusätzlich löse die AfD bei den Wahlberechtigten insgesamt „Angst, Verzweiflung, Resignation und Unbehagen aus“, heißt es in der Studie. Dagegen werden die FDP, die Grünen und die Linke kaum mit Gefühlen in Verbindung gebracht.

So kommen die Autoren der Untersuchung zu einem wenig überraschenden Schluss: Lediglich die eigenen Anhänger würden mit der AfD „eher positive Emotionen“ verbinden, „aber die Gesamtbevölkerung hat ein dezidiert negatives Bild und fühlt sich im Zusammenhang mit der AfD vor allem ängstlich, wütend, unbehaglich und empört. Damit hat die AfD unter allen im Bundestag vertretenen Parteien eindeutig ein Alleinstellungsmerkmal“.

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