Das Stadtarchiv erlebt einen Quantensprung
Die Wiederöffnung in den Shedhallen der Kammgarnspinnerei bestimmt das Bild der Stadt in der internationalen Wissenschaft mit. Herausragend ist die Einzigartigkeit vieler Dokumente
Die Erinnerung ist noch frisch: Es war am Ende des Jahres 1966, das Staatsexamen war soeben abgelegt, der Entschluss zur Promotion gefasst und damit die ersten Wege vorgezeichnet: Wenn neues Wissen gehoben werden sollte, musste man in die Archive gehen. „Bürgertum und Kirche in Augsburg im Spätmittelalter“, so lautete der Arbeitstitel – und das hieß vor allem: Sich einlassen auf die Bestände des Stadtarchivs Augsburg. Was erwartete damals einen Studenten? Er fand einen Direktor vor, der bereit war, seinen fachlichen Rat zu geben, einen engagierten Verwaltungsbeamten, der die gewünschten Urkunden, Amtsbücher und Akten herbeikarrte, und einen Benützersaal, mit Blick auf den Bauernmarkt, in dem er über lange Zeiten als einziger Besucher freies Feld hatte, die Schätze auszubreiten – sieht man einmal ab von zwei älteren Dauergästen, die fast schon zum Archiv gehörten.
Dreißig Jahre später, in den 1990er Jahren, hatte sich das Bild gewandelt: Viele Studierende der Universität waren dafür gewonnen worden, sich für die Augsburger Geschichte zu interessieren. Der Benützersaal war in der Regel voller eifriger Aktenleser, viele suchten nicht nur Material über die ältere Reichsstadtzeit, sondern widmeten sich auch der Zeitgeschichte; häufig kamen ausländische Besucher dazu, die mit dem Beispiel Augsburg den internationalen historischen Diskurs bereichern wollten. Drangvolle Enge war nicht selten, die Unterbringung der Archivalien offenbarte zudem erhebliche Mängel; die Aktenübernahme von den städtischen Behörden konnte nur noch in Depots abgelagert werden, ohne dass eine fachliche Erschließung in Aussicht stand. Die Frage stellte sich immer drängender: Wie lange war der Bau an der Fuggerstraße den Anforderungen noch gewachsen? Weitere zehn Jahre darauf war klar, dass eine neue Lösung gesucht werden musste. 2006 wurde die „Alarmstufe Rot“ ausgerufen. Inzwischen musste man auch noch als neues Verhängnis den Brotkäfer registrieren, der die wertvollen Bestände durchlöcherte. Archivleiter Dr. Michael Cramer-Fürtig und der 2003 gegründeten „Freundeskreis des Stadtarchivs“ alarmierten die Öffentlichkeit.
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