Der Bund Naturschutz kritisiert die Neubaupläne des Freistaats im Westen der Augsburger Universitätsklinik. Faktisch sei damit auch die Rodung des Klinikumsparks mit mehr als 30 Jahre altem Baumbestand absehbar, so die Ortsgruppe Neusäß/Aystetten. Die Naturschutzorganisation fordert eine transparente Prüfung aller möglichen Standorte rund ums Klinikum - die Belange der Uniklinik seien nicht allein entscheidend. Vor der Festlegung auf einen Standort müsse eine objektive Prüfung im Hinblick auf Ökologie, Städtebau, Verkehrsanbindung und Raumplanung stattfinden.
Wie berichtet favorisiert der Freistaat einen Neubau im Westen des Krankenhauses in Richtung des Westheimer Ortsrandes. Dafür würden Ackerflächen und der Klinikumspark wegfallen. Neben dem Baufeld im Westen war auch ein Neubau auf dem Areal des früheren Kinderkrankenhauses an der Neusässer Straße zur Debatte gestanden. In stadtplanerischer und verkehrlicher Hinsicht wäre dieser zum Augsburger Stadtgebiet hin orientierte Standort womöglich besser geeignet gewesen. Um die Uniklinik besser mit dem neu entstandenen Medizin-Campus zu vernetzen und so eine enge Verzahnung von Medizinbetrieb und Lehre/Forschung zu ermöglichen, wird aber der Westen als besser angesehen. Hinzu kommt, dass der 100 Millionen Euro teure Intensiv-Anbau nur mit einem Krankenhaus-Neubau im Westen sinnvoll zu betreiben ist.
Der Bund Naturschutz kritisiert, dass diese Entscheidung ohne öffentliche Beteiligung gefallen ist. Eine Lenkungsgruppe beim Freistaat hatte das Ergebnis ihrer Prüfungen im Sommer bekannt gegeben, die Stadt im November den Startschuss für ein Bebauungsplanverfahren gegeben. Doch wenn man die Beseitigung des Klinikumsparks plane, müsse die Öffentlichkeit eingebunden sein, so die Naturschützer. Zudem seien die Eingriffe zu bedeutsam, als dass sie allein in einem Bebauungsplanverfahren der Stadt Augsburg zu regeln seien, weil auch die Bürger von Neusäß und Stadtbergen erheblich betroffen seien. Die Nachbarkommunen werden im Zuge des Bebauungsplanverfahrens zwar angehört, die grundsätzliche Standortfrage ist aber schon relativ festgezurrt. Zudem gehe es um Eingriffe, die überörtliche Wirkungen nach sich ziehen, so der Bund. Ein Bau dort werde die Zerstörung der letzten Freiflächen für Naherholung und Luftaustausch auf dem Kobelfeld zur Folge haben. Man stelle sich ein Raumordnungsverfahren an übergeordneter Stelle - wie etwa bei der Trassierung der Bahn-Neubaustrecke Augsburg-Ulm - vor.
Freiflächen beim Klinikum Augsburg: Dramatische Veränderungen stehen an
In der Tat stehen auf den Freiflächen zwischen Westheim und Klinikum dramatische Veränderungen an, sollte der Neubau hier kommen. Denn südlich des jetzigen Klinikumsparks sind ohnehin noch Erweiterungsflächen für den Medizincampus vorgesehen. Der Bund Naturschutz weist zudem darauf hin, dass auch ein Teil der Ackerflächen, die sich in Richtung Kobel den Hang hinaufziehen, von der Stadt Neusäß als Entwicklungsflächen für Wohnbebauung vorgesehen sind. Übrig würde in der Tat nur noch eine Wiesenfläche bleiben, auf der der Freistaat vor einigen Jahren eine Ausgleichsfläche für den Neubau des Medizin-Campus errichtet hat.
Das im November angestoßene Bebauungsplanverfahren bei der Stadt wird wohl mehrere Jahre dauern. In Betrieb gehen soll der Krankenhausneubau Ende der 2030er Jahre. Eine Sanierung des rund 40 Jahre alten Krankenhausgebäudes ist vom Tisch, weil diese im laufenden Betrieb über die Bühne hätten gehen müssen. Vorgesehen ist nun ein Abriss. Die Uniklinik warnte im November - wohl schon ahnend, dass sich Widerstand anbahnt - vor größeren Verzögerungen. Die Substanz des Bestandsgebäudes sei marode und werde zunehmend schlechter.
Info: In einer virtuellen Unterschriftensammlung im Internet auf openpetition.de/zpffm fordert der Bund Naturschutz eine transparente Prüfung beider Standorte. Am Samstag, 15. März, soll es um 10 Uhr eine Begehung des Uniklinikparks geben (Treffpunkt Straßenbahnhaltestelle Uniklinik). Am Dienstag, 18. März, findet um 19 Uhr eine Infoveranstaltung des Bund Naturschutz in der Begegnungsstätte St. Ägidius, Bgm.-Kaifer-Straße 6 in Neusäß statt.
Allmählich wird es lächerlich. 30 Jahre alter Baumbestand? Der Himberstrauch in meinem Garten ist älter. Ein Golf 3 ebenfalls. Macht Brennholz daraus und pflanzt neue, wo ist das Problem?
Man darf die Aussagen der Ortsgruppen nicht überbewerten. Der Widerspruch ist deren Aufgabe, die Verantwortlichen können damit aber bestimmt gut umgehen. Gutes Gelingen dem neuen Bauvorhaben.
Das ist typisch für Teileder "Widerstandsgesellschaft". Man soll doch die Kirche im Dorf lassen. Wegen ein paar alten Bäumen, welche problemlos nachgepflanzt werden können, soll dieser wichtigste Krankenversorgungsbaustein für eine ganze Region blockiert werden? Was machen diese Leute, wenn sie selber mal ins Krankenhaus müssen, das jetzt schon aus allen Nähten platzt. Dann will man selber die bestmögliche Versorgung. Man kann alles übertreiben.
Die Uniklinik Tübingen kann seit über 5 Jahren nicht mit dem dringend benötigten Erweiterungsbau beginnen, weil sich in dem Bereich 1 (!) Ziegenmelker befinden könnte (!), den aber seit 2022 keiner mehr (weder Ornithologen noch Gutachter) gesehen hat. Es sind bereits jetzt Millionen Kosten entstanden, obwohl noch kein Kieselstein bewegt wurde. Ein Paradebeispiel, wie sich Deutschland zusammen mit der EU in die völlige Handlungsunfähigkeit katapultiert haben. Verhältnismäßigkeit und gesunder Menschenverstand ist scheinbar kein Leitsatz mehr.
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