Augsburg: "Drehe jeden Euro zweimal um": So trifft die Krise die Fuggerei-Bewohner

Plus Die steigenden Energiekosten machen sich in der Augsburger Fuggerei besonders bemerkbar, manche Bewohner müssen den Gürtel jetzt noch enger schnallen.

VonMichael Hörmann, Nicole Prestle

Johanna Grünwald hat eine Entscheidung getroffen: "Im Winter werde ich in meiner Wohnung nur noch einen Raum heizen. Lieber ziehe ich eine zweite Jacke an." Höhere Ausgaben für Heizung und Strom kann sich die 67-Jährige bei einer Rente von knapp 1000 Euro nicht leisten. Ihr Glück ist, dass sie eine günstige Wohnung hat: Seit 2013 lebt sie in der Augsburger Fuggerei, wo die Jahreskaltmiete bei 88 Cent liegt. "Woanders", sagt Johanna Grünwald, "könnte ich mir keine Wohnung mehr leisten." Wie ihr geht es vielen der rund 150 Bewohnerinnen und Bewohnern der Sozialsiedlung: Fast allen macht aktuell die Preisentwicklung im Energiesektor Sorgen.

So günstig wie in der Fuggerei lebt es sich, was die Kaltmiete anbelangt, nirgendwo anders in Deutschland: 88 Cent im Jahr werden fällig, dieser Tarif gilt seit der Gründung der Siedlung im Jahr 1521. Was den Menschen in der Fuggerei aber zu schaffen macht, sind neben den steigenden Preisen für Lebensmittel auch die Nebenkosten, denn diese haben sie selbst zu tragen. "Wir registrieren natürlich, dass notwendige Einsparungen auch unsere Bewohner treffen", sagt Stiftungs-Administrator Wolf-Dietrich Graf von Hundt. Vor allem ältere Bewohnerinnen und Bewohner seien derzeit stark verunsichert.

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