Dreizehn Jahre lang hat Inesa Lepirica in ihrer bosnischen Heimat als Kauffrau für Büromanagement gearbeitet. Vor vier Jahren kam sie nach Deutschland, wo sie schon als Kind einige Jahre gelebt hatte. Sie bekam zwei Kinder, die mittlerweile drei und ein Jahr alt sind. Und hat nun ein Ziel: Wieder arbeiten gehen. Wie der Wiedereinstieg in den Beruf aussehen könnte, noch dazu in einem anderen Land, das wollte sie am vergangenen Samstag bei der Augsburger Frauenberufsmesse herausfinden. Zum ersten Mal fand die in Kooperation zwischen der Volkshochschule und der Stadt Augsburg in den Räumen der VHS an der Citygalerie statt. Dass der Termin für die Premiere ausgerechnet auf den Weltfrauentag fiel, ist dabei kein Zufall.
Bei der Premiere der Frauenberufsmesse herrscht viel Betrieb
Bewusst, sagt Organisatorin Ursula Thoms, habe man die erste Berufsmesse für Frauen auf den 8. März gelegt. Auch wenn an diesem Wochenende in der Stadt schon viel geboten sei. Etwa die große Messe A\FAIR oder zahlreiche Demonstrationen und Veranstaltungen rund um den Weltfrauentag. Dazu noch das gute Wetter. Ursula Thoms gesteht, dass sie große Bauchschmerzen gehabt habe, ob die Frauenberufsmesse denn tatsächlich ankommt. Doch schon kurz nach dem Start seien alle Bedenken zerstreut gewesen. Denn es brummt an diesem Vormittag in den Räumen der Volkshochschule. Auch in der extra eingerichteten Kinderbetreuung.
Zahlreiche Vorträge und Workshops sind geboten
An den verschiedenen Ständen lassen sich zahllose Frauen zu ihren Karrierechancen beraten, kommen mit potenziellen Arbeitgebern ins Gespräch, vereinbaren auf dem kleinen Dienstweg einen Beratungstermin beim Arbeitsamt oder besuchen einen der Vorträge und Workshops, in denen es um Themen wie die Vormerkung im Kitaportal oder das richtige Auftreten beim Bewerbungsgespräch geht. Letzteren Vortrag hat auch Inesa Lepirica auf ihrem Zettel. Auf ihrer Runde durch die einzelnen Räume habe sie zuvor schon wertvolle Tipps bekommen, wie ihr Wiedereinstieg in den Beruf gelingen könne, welche Angebote es für sie in Augsburg gibt, um sich weiterzuqualifizieren. „Hier bekomme ich sehr schnell sehr viele Informationen, die ich mir sonst in stundenlanger Arbeit im Internet hätte zusammensuchen müssen“, sagt die gebürtige Bosnierin.
Die Erwerbsquote von Frauen soll in Augsburg steigen
Besonders für Frauen mit Migrationshintergrund wie Lepirica und auch geflüchtete Frauen ist das Angebot an diesem Samstag gedacht, betonen Ursula Thoms von der Stadt und Marina Bilotta Gutheil von der VHS. Denn wenn man sich die Statistik anschaut, zeigt sich, dass männliche Geflüchtete, die 2015/16 kamen und noch hier sind, nach acht Jahren in Deutschland mit 86 Prozent eine höhere Erwerbsquote haben als die durchschnittliche männliche Bevölkerung zwischen 15 und 65 Jahren. Bei den Frauen jedoch liegt der Anteil mit 33 Prozent deutlich niedriger. Diesen Schatz gelte es zu heben, sagt Ursula Thoms. Doch im Vorfeld stehe zunächst die Herausforderung, ihnen Zugang zu Bildung zu ermöglichen und sie auch mit Sprachkursen zu befähigen, qualifizierte Arbeit annehmen zu können, beton Marina Bilotta Gutheil.
Ein große Hemmnis für viele Frauen sei daneben auch der Mangel bei den Kitaplätzen in Augsburg. Dass hieraus auf der anderen Seite auch eine Chance erwachsen könnte, etwa durch einen Quereinstieg in der Kita oder eine Qualifizierung zur Tagesmutter, darüber informiert Daniel Scheidler vom Amt für Kindertagesbetreuung. Auch Inesa Lepirica wartet aktuell noch auf einen Kitaplatz für ihre älteste Tochter. Nun, nach eineinhalb Jahren Wartezeit, soll es bald damit klappen. Dann will auch die Mama wieder durchstarten.
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