Gespräch mit Stadt: Betreiber will Augsburger Kahnfahrt an Ostern öffnen
Plus Nun doch: Bela Balogh will die Augsburger Kahnfahrt unter beschränkten Nutzungsbedingungen öffnen. Vorausgegangen war ein Gespräch zwischen ihm und der Stadt.
Das Gespräch über die Zukunft der Kahnfahrt hat wohl an die zwei Stunden gedauert. Am Freitag haben sich Liegenschaftsreferent Wolfgang Hübschle (CSU) und Vertreter der Bauverwaltung mit Kahnfahrt-Betreiber Bela Balogh zusammengesetzt. Der Wirt hatte dabei Rechtsanwalt Bernhard Hannemann an seiner Seite. "Wir sind alle positiv gestimmt aus der Runde herausgegangen, dass wir Lösungen finden werden", sagte der Jurist danach. Und – Balogh habe eine Entscheidung getroffen.
Zuletzt sei sein Mandant an einem Punkt angelangt gewesen, an dem er eigentlich kapitulieren wollte. "Aber diesen Punkt hat er überschritten. Herr Balogh sieht es als seine Aufgabe an, die Kahnfahrt zu erhalten und weiterzumachen." Wie berichtet will die Stadt das nicht genehmigte Gastgebäude Ende des Jahres abreißen. Kurzfristig drängender ist der fehlende zweite Fluchtweg vom Gelände. Bislang hatte Balogh das Angebot der Stadt, nach dem er die Außengastronomie mit der Begrenzung auf maximal 60 Gäste sowie den Bootsverleih betreiben könnte, abgelehnt. Nun wird er laut seines Anwaltes doch den Antrag auf Weiternutzung stellen. Balogh plant, die Kahnfahrt an Ostern in Betrieb zu nehmen. Bei der Stadt wartete man zuletzt auf den Antrag und hatte die Genehmigung bereits vorformuliert in der Schublade liegen.
Anwalt: Die Pacht der Augsburger Kahnfahrt müsse rentabel bleiben
Wie Hannemann erklärt, haben sich beide Seiten geeinigt, bei der Suche nach Lösungen, die für die Stadt maßgeblichen bau- und sicherheitsrechtlichen Punkte, aber auch die wirtschaftlichen Aspekte seines Mandanten zu berücksichtigen. Die Stadt untersucht, ob an der Kahnfahrt künftig ein saisonaler Gastrobetrieb oder eine witterungsunabhängige Gastronomie sinnvoll ist. "Mein Mandant kann sich beides vorstellen", so Hannemann. Allerdings dürfe die Pacht nur so hoch werden, dass es rentabel bleibt. "Die Kahnfahrt darf man nicht mit einem Laden auf der Maxstraße vergleichen. Das wäre der falsche Ansatz." Hier gehe es um eine Institution mit touristischer Attraktivität, sagt Hannemann, der auch die Geschäftsführerinnen von Sportkind im Streit mit der Stadt um die Schaufenster-Monitore sowie den Betreiber der Pantheon-Lounge vertritt, dem die Stadt vor einigen Wochen die Betriebserlaubnis entzogen hatte.
Die Stadt schätzt, dass die monatliche Pacht im Fall eines Neubaus in den vierstelligen Bereich pro Monat wachse. Aktuell werden wohl um die 330 Euro pro Monat fällig, wobei Balogh für den Unterhalt aufkommen muss. Überlegt wird, ob die Stadt einen möglichen Neubau errichtet oder ein Investorenmodell denkbar wäre. Dafür käme am ehesten eine Brauerei infrage. Hübschle sagte zuletzt, dass es dazu keine Entscheidung gebe. In sozialen Medien kolportierte Gerüchte, wonach schon ein Investor in den Startlöchern stehe, der sich die Kahnfahrt unter den Nagel reißen wolle, entbehrten aber jeder Grundlage.
Politischer Schlagabtausch im Bauausschuss des Augsburger Stadtrats
Im Bauausschuss des Stadtrats am Donnerstag gab es, wie schon am Vortag im Liegenschaftsausschuss, einen politischen Schlagabtausch. Der Verwaltung waren die Probleme mit Fluchtweg und Schwarzbau seit 2019 bekannt. Weder Öffentlichkeit noch Stadträte hätten etwas gewusst, so Beate Schabert-Zeidler (Bürgerliche Mitte). Es habe sie dann verwundert, dass die CSU in einer Pressemitteilung kurz nach Bekanntwerden der Probleme Anfang vergangener Woche erklärte, "in den vergangenen Monaten bereits intensiv" mit der Verwaltung nach Lösungen gesucht zu haben. "Das ist Hinterhofpolitik."
Florian Freund (Sozialfraktion) nahm den Ball auf. "Vielleicht kommt so was dabei raus, wenn nur die CSU an etwas arbeitet", frotzelte er. CSU-Fraktionschef Leo Dietz konterte, dass die CSU irgendwann über das Brandschutzthema in Kenntnis gesetzt worden sei. Man habe klargestellt, dass man Lösungen erwarte. Von der Schwarzbauproblematik habe man nie etwas gehört. Baureferent Gerd Merkle (CSU) und Hübschle räumten ein, aus heutiger Sicht wäre es besser gewesen, den Stadtrat früher zu informieren. Man habe gehofft, die Dinge zügig in den Griff zu bekommen.