"Ich schlucke es einfach": Einzelhändler kämpfen mit bürokratischen Hürden
Plus Ein Ladenbesitzerin muss zahlen, damit sie ihren Namen senkrecht schreiben darf, eine Bank stört Kontrolleure. Viele Geschäftsleute erleben Ähnliches wie Sportkind.
"Wir haben solch eine Wut", sagt Helga Eidel. "Sportkind ist einer der schönsten Läden, der zuletzt in Augsburg aufgemacht hat. Genau so etwas brauchen wir hier - und dann das." Sie und ihr Mann Wolfgang Eidel, die seit 52 Jahren das Schmuckgeschäft Atelier Eidel in der Innenstadt betreiben, verstehen das Verhalten der Stadt nicht. Umso mehr begrüßen beide das Eingreifen von Oberbürgermeisterin Eva Weber. Eidels haben selbst Auseinandersetzungen mit der Denkmalschutzbehörde hinter sich. Sie sind nicht die einzigen Einzelhändler, die sich weniger bürokratische Hindernisse wünschten.
Uta Werner-Dick sorgte sich nur um ihre Thuja. Die Pflanzen säumen in zwei steinernen Töpfen den Eingang der Goldschmiede Werner in der Philippine-Welser-Straße, zuletzt sahen sie kränklich aus. Weil der Laden eine städtische Immobilie ist und sie sich Tipps für das angeschlagene Gewächs holen wollte, rief die Goldschmiedin im Grünamt an. "Toll, dass sie sich melden", habe man zu ihr gesagt. Jetzt wisse man endlich, wem die Pflanzen gehörten. "Eine Woche später", erzählt sie, "erhielt ich einen Brief aus dem Liegenschaftsamt, ich müsse die Töpfe entfernen." Die Pflanzgefäße entsprächen nicht mehr der Gestaltungsrichtlinie "Grün-City-Konzept" für die Innenstadt. Sie müsse andere beschaffen. "So ein Schreiben ärgert einen schon, wenn man sich 20 Jahre lang kümmert und investiert, damit es vor dem Geschäft schön aussieht", sagt Werner-Dick. Nach ihrer Intervention habe sie nun grünes Licht für ihre Töpfe erhalten - wenn auch nur vorerst. Als Bernd Heydel und seine Frau Susanne vor rund vier Jahren ihre Rahmenhandlung in der Bäckergasse eröffneten, waren sie unangenehm überrascht.
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Beim Lesen dieses Artikels fällt mir die Äußerung eines
Lesers zu „Sportkind“ ein:
„Leider heizt die Zeitung den Streit mit fast täglichen
großformatigen Berichten weiter an“
Von der Tendenz passend auch hier, meine ich.
Da druckt man nichtsubstanziierte Empfindungen wie
„Schon bei der Gewerbeanmeldung sei man ihnen
unfreundlich begegnet“ und auch, wie ich es empfinde
unbesehen, Vorwürfe ab - ohne hierzu Äußerungen der
Stadt eingeholt zu haben.
Das empfinde ich schon als arg einseitig …..
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Liebe Uta Werner,
also das geht mal garnicht : Du als Goldschmiedemeisterin darfst dich doch nicht ohne Antrag und Zustimmungsbescheid der Untersten Denkmalschutzbehörde ( = 3 alte Schreibtische im gleichen Gebäude ) um Deine (!) Blumen kümmern, wenn Du schon ohne Antrag und Zustimmung der "..innen-Partei" in Deinem Schaufenster einen Adonis umgeben von Schmuck zeigst und so den Blick der Fußgänger in der "Steinwüste Fußgängerzone" von den wüsten Beschmierungen des schmiedeeisernen Tores direkt neben Deinem Geschäft ablenkst.
Also UTA Du kannst doch nicht 20 Jahre lang die überflüssigen Bürokraten der Stadt Augsburg blamieren, daß sie ihre eigenen Grundsätze "Grün-City" nicht umsetzt und in der Steinwüste Fußgängerzone ansehnlichen Blumenschmuck vermeiden.
Also UTA - als Geschäftsfrau kannst Du doch nicht dem Rathausplatz mit dem Prädikat "Heimat des Gerümelcamps" die
Show stehlen und ein wunderbares Grün vor Deinem Laden plazieren und das in einer Zeit, wo alle Welt auf diesen Rathausplatz und seine Monitore blickt.
Kleiner TIPP für den Winter : schmücke Deinen beiden Bäumchen mit Christbaumkugeln und Engerln und Du kannst Dich überraschen lassen, welche Bürokraten dann wieder zum Leben erwachen und Dir schreiben.
Der Artikel ist sehr treffend und bestätigt meine Erfahrungen mit der Augsburger Bürokratie - in nicht wenigen Bereichen Inflexibilität, unprofessionelle Strukturen und Kommunikation, oft wenig bis keine Kritikfähigkeit, echte Kunden- und Serviceorientierung findet man selten. Das Mindset stimmt meistens nicht, was sehr bedenklich ist im Hinblick auf die Zukunftsfähigkeit der Stadt. Auch scheinen viele Verwaltungsmitarbeitenden nicht zu wissen, dass der Zeitaufwand, den sie ihren Kund:innen bescheren, diese vom Arbeiten abhält und damit Steuereinnahmen gefährdet.
Peinlich, peinlicher, Augsburg
Okay, einige der Beispiele sind Schildbürgerstreiche und der Ärger der Ladenbesitzer verständlich.
Was die Tische und Stühle vor dem Geschäft anbelangt, stellen sich die Inhaber allerdings einfach ein wenig dumm und wollen für den öffentlichen Raum, den sie nutzen, nichts bezahlen. Sie müssen halt eine Sondernutzungserlaubnis beantragen, die sie - wenn es aus verkehrlicher Sicht (kommen Fußgänger, Behinderte etc. noch gut vorbei) möglich ist, wahrscheinlich auch erhalten werden. Kostet halt was.
Und die Deutschen, die die Lockerheit in anderen Ländern so schätzen, sind daheim die Ersten, die sich empören, wenn ihnen was nicht passt - siehe das Weinfass auf dem Gehweg.
Man sollte auch im Auge behalten, dass, wenn es die Vorschriften nicht gäbe, jeder tun und lassen könnte, was er will. Ob das immer so erfreulich wäre... Am Rathaus sieht man ja gerade das krasse Beispiel: Das Klimacamp, das nicht Wenige schlicht für einen Sperrmüllhaufen halten...
Super Artikel - vielen Dank!