Das Grundstück ist gekauft, der Bauantrag eingereicht, die Pläne liegen schon bei der Baufirma. Und auch wenn die Finanzierung der Frauenpension, die bald im Augsburger Stadtteil Pfersee entstehen soll, noch lange nicht in trockenen Tüchern ist, ist Martina Kobriger, Geschäftsführerin des Sozialdienst katholischer Frauen (SkF), erleichtert, dass es mit ihrem Herzensprojekt nun endlich vorangeht.
Vor zehn Jahren entstand die Idee dazu. Damals, erzählt Kobriger, sei sie mit der damaligen Leitung der Beratungsstelle "InBeLa" in Stuttgart gewesen und habe sich ein ähnliches Projekt angeschaut. Ein Wohnprojekt, das einen sicheren Hafen für obdachlose Frauen bietet, den es auch in Augsburg dringend braucht. Zwar gibt es in der Stadt seit 2018 das Übergangswohnheim „Casa Donna“. Doch die dort vorhandenen Plätze sind häufig komplett belegt. Aus dem „Übergang“ ist für einige Bewohnerinnen eine Dauerlösung geworden. Manche leben hier schon seit über einem Jahr. Die Frauen, die hier Unterschlupf suchen, haben durch traumatische Erfahrungen in der Vergangenheit häufig mit psychischen Erkrankungen zu kämpfen. Durch die beengten Verhältnisse in der „Casa Donna“, wo sie teils in Vierbettzimmern leben müssen, käme es so nahezu täglich zu Konflikten. Konflikte, die mit einer Wohnform wie der Frauenpension deutlich seltener auftreten würden, ist sich Martina Kobriger sicher.
Die Stiftung der Vinzentinerinnen baut das Gebäude in Augsburg
Dass die Frauenpension nun endlich Realität werden kann, sei vor allem auch den Augsburger Vinzentinerinnen zu verdanken. Die seien auf der Suche nach Projekten für ihre St. Vinzenz und Paul-Stiftung gewesen und hätten sich der Vision einer Frauenpension beherzt angenommen. „Schwester Charissima ist mindestens ein so großer Fan wie ich“, schwärmt Martina Kobriger. Gemeinsam ging man auf die Suche nach Bestandsgebäuden und Grundstücken. Fündig wurde man schließlich im Stadtteil Pfersee, in der Nähe des Gartencenters Dehner.
Dort sollen voraussichtlich ab Anfang 2026 neben dem Bestandsgebäude, das Büro- und Gemeinschaftsräume beherbergen wird, zwei zweistöckige Gebäude mit je 14 Kleinstappartments von 20 Quadratmetern entstehen, die von einem grünen Innenhof umrahmt werden. Hier sollen die Frauen sozialpädagogisch betreut und, wie schon in der Casa Donna, auch von einem Unterkunftsbetreuer begleitet werden, so dass rund um die Uhr ein Ansprechpartner für sie, aber bei Konflikten auch für die Anwohner vor Ort ist. Diese Struktur, sagt Kobriger, habe sich bereits in der „Casa Donna“ bewährt, wo es nahezu keine Probleme mit dem Umfeld gebe. Aktuell, so die Geschäftsführerin des SkF, sei man bereits im Gespräch mit den Anwohnern im Umfeld des Grundstücks. Die ersten Reaktionen seien positiv, mit Blick auf die hitzigen Diskussionen um den Süchtigentreff bei St. Johannes wolle man öffentlich aber erst dann Näheres zum genauen Standort der Frauenpension sagen, wenn man mit allen Anwohnern gesprochen habe.
Bei den Unterhaltskosten für die Frauenpension sollen Paten helfen
Ein Kraftakt wird neben dem Bau, den die Stiftung stemmt, die Finanzierung der Unterhaltskosten. Für den Betrieb aller 28 Plätze rechnet Kobriger mit 600.000 Euro jährlich. Begonnen werden soll deshalb in einem ersten Schritt ab Mitte 2026 mit 14 Plätzen. Weil etwa der Bezirk für psychisch Erkrankte, nicht aber für Obdachlose, die Stadt wiederum für Obdachlose verantwortlich sei, habe man hier ein Zuständigkeitsproblem, das die Finanzierung herausfordernd macht. „Wir wissen keiner ist so wirklich zuständig, aber gemeinsam als Gesellschaft sind wir schon zuständig. Wir haben Signale von allen Seiten: Wir wollen das und wir kriegen das irgendwie hin“, sagt Kobriger. Mit bereits bewilligten Fördermitteln, wie etwa dem Investitionskostenzuschuss des Landtags von 125.000 Euro, aber auch über andere Fördertöpfe, etwa die Deutsche Fernsehlotterie, wo nun Anträge gestellt würden.

Daneben rührt man beim SkF aber auch die Werbetrommel für ein Patenschaftsprojekt. „Wir wollen dadurch Menschen und Unternehmen finden, die sagen, sie finden die Idee großartig und die uns unterstützen. Über unsere Webseite kann man dann den Platz für eine Frau für einen Tag finanzieren, der kostet 60 Euro. Oder auch 30 Tage oder 365.“ Je nachdem, wie gut dieses Patenschaftsprojekt laufe, könne man vielleicht sogar mit 16 Plätzen starten, sagt Kobriger, die hofft, dass in einem zweiten Schritt der Erfolg des Projekts weitere Geldgeber überzeugt. Wenn man sehe, dass in der Casa Donna weniger Betrieb herrscht, dass das BKH und die Krankenhäuser entlastet werden, bekomme man auch eher Gelder aus öffentlicher Hand. Dass die Frauenpension das leisten kann, zeige das Beispiel Stuttgart. Dort gibt es mittlerweile eine zweite Einrichtung, eine dritte sei in Planung. „Unserer Gesellschaft braucht eine andere Antwort für diese Frauen als dass wir sie in Vierbettzimmern mit anderen sehr belasteten Frauen unterbringen“, ist Kobriger überzeugt.
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