Klimacamper protestieren vor Grünamt gegen Baumfällung auf Reese-Areal
Nach einem Klimacamp-Protest verweist das Grünamt darauf, Fällungen auf Baugrund nicht immer verhindern zu können. Bei kommenden Projekten drohen vielleicht weitere Fällungen.
Zwei Wochen nach der Fällungsaktion auf dem Reese-Areal, die vom Klimacamp mit einer mehrstündigen Baumbesetzungsaktion begleitet wurde, haben die Aktivisten am Mittwoch eine nicht angekündigte Plakataktion ("GrünORDNUNG heißt nicht RODUNG") beim städtischen Grünamt im Botanischen Garten durchgeführt. Aus der geplanten Konfrontation wurde ein längeres Gespräch mit Grünamtsleiterin Anette Vedder. Hintergrund war, dass die Wohnbaugruppe als Eigentümerin des Areals erklärt hatte, dass die Fällung von 57 Bäumen mit dem Grünamt als Unterer Naturschutzbehörde abgestimmt gewesen sei.
Amtsleiterin Vedder sagte, dass ihre Behörde durchaus Bedenken wegen der Bäume geäußert habe, als der Bebauungsplan für das Areal entwickelt wurde. Das ist inzwischen mehr als 15 Jahre her. Wie üblich sei eine Stellungnahme im Zuge des Planungsverfahrens an das Stadtplanungsamt abgegeben worden. Wenn die Grünbehörde Bedenken äußere, heiße das aber nicht, dass eine Baumfällung auch von geschützten Bäumen damit vom Tisch ist. "Baumrecht bricht nicht Baurecht", so Vedder.
Auf dem Augsburger Reese-Areal sind Ersatzpflanzungen vorgesehen
Wie das Stadtplanungsamt die Stellungnahmen einzelner Behörden oder Organisationen in der Abwägung bewerte, liege in dessen Entscheidung. "Wir haben keine Möglichkeit, ein Projekt zu verhindern." Im Fall des Reese-Areals müsse man allerdings auch berücksichtigen, dass dort Ersatzpflanzungen vorgesehen sind und der Park als neue Grünfläche in die Gesamtschau mit einbezogen werden müsse. Auch eine anstehende Altlastensanierung mache es schwierig, Baumbestand an bestimmten Stellen zu halten. Insofern sei die Lage auf dem Reese-Areal komplex. Die Wohnbaugruppe plant dort den Bau von 450 Wohnungen.
Vedder weist aber auf ein grundsätzliches Thema hin: Gerade bei älteren Bebauungsplänen, die bisher nicht umgesetzt wurden, bestehe eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass dort Fällungen in größerem Maßstab vorgesehen sind. Sie seien umso schmerzhafter, als dass die Bäume dort in der Zwischenzeit gewachsen sein dürften. Bei heutigen Bebauungsplänen spiele in der Abwägung der Schutz von Bäumen im Hinblick auf die Klimawandelanpassung eine viel größere Rolle. Beim Thema Stadtgrün komme man gleichwohl von zwei Seiten unter Druck – ältere Bäumen würden durch den Klimawandel anfälliger für Krankheiten, jüngere Bäume als Ausgleichspflanzung seien aber immer schwieriger durch die Anwachsphase zu bringen.