Frank Bölter ist Künstler mit internationaler Erfahrung. Als er die Idee für das „Friedenshaus“ am Augsburger Rathausplatz entwickelte, konnte er nicht ahnen, wie die zweiwöchige Aktion von den Menschen aufgenommen wird. Was der Mann, der in Köln lebt, nun am Ende zu sehen bekommt, wühlt ihn auf: „Bei mir gibt es die Freude über die riesige Resonanz, die uns beinahe über den Kopf gewachsen ist.“ Mehr als 2000 Steine sind mit persönlich gehaltenen Friedensbotschaften montiert worden. Eine Art Friedensmuseum ist entstanden. Tausende Menschen haben die Aktion in den zurückliegenden Tagen begleitet. Bölter hat andererseits genau hingeschaut, er sagt: „Für mich ist es ein ungefiltertes Projekt. Jede Stimme ist anders. Manche Reaktionen haben mich betroffen gemacht.“

Rathausplatz in Augsburg: 2000 Steine für den Frieden
Es ist ein buntes Sammelsurium an Botschaften, die auf den 2000 Steinen festgehalten sind. Es wurde gemalt, es gibt teils lediglich schriftliche Bemerkungen. Oft schmücken Friedenstauben die Werke. Man ahnt, dass Kinder zugange waren. Auf Rechtschreibfehler wird dabei nicht geachtet. Auf einem Stein ist zu lesen: „Frieden. Für Alle. Jeder mensch ist einzigartig. Jeder mensch muss normal Behandelt werden.“

Touristen und einheimische Besucher blieben oft minutenlang stehen, um sich im Friedenshaus umzuschauen. Am Samstagvormittag waren sechs Frauen im Innenbereich des Kunstwerks anzutreffen. Die Gruppe kam aus Aalen und machte einen Wochenendausflug nach Augsburg. „Anfangs dachten wir, es handelt sich um eine Baustelle“, sagte Maria Abele. Schnell sei ihnen klar geworden, dass sie mit der ersten Einschätzung falsch lagen. Die Steine mit den Botschaften seien eine „tolle Idee“, so Petra Fuchs-Stegmair. Ähnlich sah dies Renate Bauer: „Alt und Jung machten mit, die Aussagen sind sehr beeindruckend.“ Dann zogen die Frauen weiter, es ging auf den Stadtmarkt und später zu einer Stadtführung.
Künstler Frank Bölter schreibt Liebeserklärung an Partnerin
Der Künstler hat sich selbst mit einem Stein am Friedenshaus beteiligt. Es ist eine Art Liebeserklärung an seine Partnerin Astrid, die ihn am Samstag in Augsburg besucht hat: „Meine Frau hat an diesem Tag Geburtstag, deshalb bin ich ausnahmsweise etwas weniger am Rathausplatz präsent gewesen.“ Für Bölter war es ansonsten selbstverständlich, Hand an das Projekt anzulegen. Start der Aktion war am 8. Mai, danach stand er täglich von 10 bis 17 Uhr am Rathausplatz. Abschluss war am Sonntag, 18. Mai. Bölter unterstützte Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Aktion, wenn sie ihre Steine vorbeibrachten. Stück für Stück wuchs das Haus, das kein Dach bekommen sollte. Dies war von Anfang an klar. Vieles sei nicht planbar, sagt der Künstler: „Bemerkenswert finde ich es, dass es während der gesamten Zeit zu keinen Beschädigungen gekommen ist.“ Offenbar habe die Aktion, die sich mit dem Thema Frieden befasst, etwas Verbindendes.

Unterstützung fand Bölter bei den Vertretern des städtischen Friedensbüros. Er spricht von einer funktionierenden Teamarbeit. Gerade viele Kindergärten und Schulen hätten sich mit großer Begeisterung beteiligt: „Wir können uns wirklich glücklich schätzen, wie es gelaufen ist.“ Er selbst hat seine Erfahrungen und Erlebnisse während der Aktion in einem Tagebuch festgehalten, das auf der Internetseite des Künstlers nachzulesen ist. Die Einträge dokumentieren, wie intensiv die Aktion von Außenstehenden begleitet wurde. Da wurde auch die Frage gestellt, von welcher Partei der Künstler denn komme. Antwort: keiner. Bölter sieht sich als engagierten Menschen, dem es um das Zusammenleben geht: „Faszinierend bleibt für mich, dass die Botschaften bei dieser Aktion von unten kommen, also mitten aus der Gesellschaft.“
Das Friedenshaus in Augsburg bleibt bis 26. Mai stehen
Der Künstler wird Augsburg voraussichtlich am Dienstag verlassen. Das Friedenshaus soll bis Montag, 26. Mai, stehen bleiben. Die Genehmigung ist erteilt. Das Thema Frieden wird Bölter weiter begleiten. Im Jahr 2026 steht ein mit der Augsburger Aktion vergleichbares Projekt an: Magdeburg möchte ebenfalls ein Friedenshaus.
Der Augsburger Religionsfrieden 1555 in der protestantischen Sankt Anna-Kirche hielt, wie viele der "Frieden der Vergangenheit, nur knappe 100 Jahre, bevor der große Glaubenskrieg in Europa, der 30-jährige Krieg, ausbrach und alle Vorsätze des "Augsburger- Religionsfriedens" zunichte machte. Umso mehr ist die Friedens-Aktion in Augsburg eine Hoffnung auf dem Weg zu Frieden.
Gefällt mir sehr gut.. Dankeschön Herr Bölter.. eine wunderbare Idee.. Ich hätte auf einen Karton geschrieben. " Lasst uns nicht immer nur über Frieden, Miteinander sprechen, sondern lasst die Menschen in ihrem Tempo, Denken zusammen kommen, jeder Mensch braucht seine eigene Zeit sich zu beschnuppern, anzunähern, vertrauen "
Und schon kommen die <zensiert> aus ihren Löchern und zerreißen die erstens Kartons.
Die Entstehung dieses Friedenskunstwerks habe ich alle Tage (von oben) beobachtet – heute also ist mir klar, worum es sich hier handelt. Es sind oft die Kreativen, die etwas anstoßen, etwas verdeutlichen. Das Friedenshaus ist wunderwunderschön geworden und stahlt ebenso dem Sinne nach. Es vermag Menschen zusammenzuführen und sie für das höchst Wünschenswerte zu interessieren. Es holt das Beste aus vielen heraus. Wenn ein Künstler so für den Frieden wirbt, dazu all seine Liebe -auch der Liebe wegen- einsetzt und andere Menschen dafür begeistern kann, dann hat das meine Hochachtung und Unterstützung! Ich freue mich, dass Augsburg ihm diesen aufmerksamkeitsträchtigen Platz geboten und zugleich sich selbst beschenkt hat. Ich sehe, Augsburg gönnt sich immer wieder mal das Besondere – gerade das … macht die Stadt wirklich so besonders.
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