Prozesse, bei denen Delikte aus dem Bereich der Drogenszene zur Aburteilung anstehen, gehen selten ohne Probleme über die Bühne. So ist es auch im Fall einer Messerattacke, bei der im Dezember 2024 in den Königsplatzanlagen ein 45-jähriger Mann durch einen Schnitt am Hals verletzt wurde. Die Polizeikameras rund um den Königsplatz halfen maßgeblich bei der Aufklärung.
Nicht ohne Grund hat Richter Sebastian Konrad das Verfahren auf drei Sitzungstage terminiert – falls Zeugen nicht erscheinen und dann von der Polizei gesucht werden müssen. Auf der Anklagebank sitzt ein 31-jähriger Iraker, ihm werden gefährliche Körperverletzung und Bedrohung vorgeworfen. Er ist seit fünf Monaten in Untersuchungshaft – und kein unbeschriebenes Blatt. Vor einem Jahr war er ebenfalls wegen gefährlicher Körperverletzung am Königsplatz zu einer Geldstrafe von 3500 Euro verurteilt worden. Auch damals waren Streitigkeiten im Drogenmilieu der Grund gewesen.
Messerattacke am Augsburger Königsplatz ging Drogengeschäft voraus
Der neuerlichen Messerattacke ging ein gescheitertes Drogengeschäft voraus. So sollen der 45-Jährige – das spätere Opfer – und sein Sohn 105 Euro für Marihuana bei einem Kleindealer aus dem Umfeld des Angeklagten bezahlt, die Drogen aber nie erhalten haben. Mehrmals sollen Vater und Sohn dann das Geld zurückgefordert haben – erfolglos. Fünf Tage vor Weihnachten, so die Ermittlungen, bestellten die beiden den Kleindealer, der vom Angeklagten und einem weiteren Mann begleitet wurde, zum Königsplatz.
Was dann passierte, zeigt das Polizeivideo. Es ist der 19. Dezember, 14.40 Uhr. Vater und Sohn sitzen auf dem Rand des abgelassenen Brunnens, als der Kleindealer mit dem Angeklagten und einem weiteren Mann auftaucht. Schnell kommt es zum Handgemenge zwischen den fünf Männern. Passanten gehen scheinbar achtlos daran vorbei. Es sind nur wenige Sekunden, dann ist das Geschehen beendet. Erst jetzt sieht der Sohn, dass sein Vater am Hals blutet. Eine alarmierte Polizeistreife legt ihm einen Druckverband an. Der hinzu eilende Notarzt kann dann Entwarnung geben: Das Messer hat eine fünf Zentimeter lange Wunde quer über die vordere Halspartie hinterlassen, die Arterie zum Gehirn aber nicht getroffen. Sonst hätte die Attacke tödlich enden können.

Mann am Hals verletzt: Videokamera der Polizei filmte Bluttat am Kö
Der Angeklagte schweigt zu Prozessbeginn. Die ersten beiden Zeugen, Opfer und Sohn, glänzen durch Abwesenheit. Der nächste Zeuge wird aus der Haft vorgeführt. Der 42-Jährige, der angeblich die Drogen 14 Tage zuvor hätte liefern sollen, behauptet, nicht nur der Angeklagte hätte ein Messer gehabt, sondern auch das spätere Opfer. Er ist der Einzige, der eine solche Beobachtung gemacht haben will. Der Dritte im Bunde, der am Kö dabei war, ein 35-Jähriger, räumt gleich ein, er habe zum Frühstück schon ein Bier getrunken und einen Joint geraucht. Viel zur Klärung beitragen kann er nicht.
Ein Kripobeamter berichtet, der Angeklagte sei mithilfe eines Gesichtserkennungsprogramms ermittelt und am Tag nach der Tat in einer Asylunterkunft von Spezialkräften der Polizei festgenommen worden. Der Prozess wird am 6. und 13. Juni fortgesetzt.
Mit der steigenden Kriminalität ist es mittlerweile ein Muss Kameraüberwachung an öffentlichen Plätzen, Bahnhöfen und Flughäfen installieren. Wer nichts zu verbergen hat, fühlt sich wohl. Gleichzeitig muss sich die Justiz überlegen, wie sie mit den überführten Verbrechern umgeht, denn sehr viele laufen nach kurzer Zeit wieder frei rum.
Und wieder zeigt sich. Ständige Überwachung der Bürgerinnen verhindern keine Straftaten. Ich fühle mich am Kö ständig von der Polizei beobachtet und bin deshalb ungerne dort.
"Und wieder zeigt sich." Daß Überwachung zur verbesserten Aufklärung von Straftaten führt.
Karl Brenner Je höher das Risiko bei potenziellen Straftaten erwischt zu werden, umso weniger Straftaten gibt es. Dies gilt eigentlich als Fakt, die Höhe der Bestrafung ist eher zweitrangig. Ich fühle mich sicher, wenn ich von der Polizei "beobachtet" werde.
@Felix Strobel: Ehrlich gesagt finde ich Überwachungskameras weitaus weniger bedrohlich, als gewaltbereite Menschen, die wie tickende Bomben durch die Öffentlichkeit laufen und jederzeit ausrasten können. Der Fehler am System ist eine Polizeiinspektion Augsburg Mitte, die total sinnlos im Villenviertel steht, anstatt am Verbrechensschwerpunkt Königsplatz. Bei einer Schlägerei zählt jede Sekunde über Leben und Tod.
Die Überwachung verhindert in so fern Straftaten, dass Straffällige Täter ermittelt werden. Würde Ihnen keine Konsequenz drohen, wäre das eine große Motivation das Verhalten fortzuführen. Meine persönliche Meinung ist übrigens, dass diese Täter noch viel zu selten Weggesperrt werden. Immer häufiger werden im Kontext von schwersten Gewalttaten und Vergewaltigungen Strafen im Monats-Bereich ausgesprochen. Jahrzehnte wären angebracht! Das ist aber ein Versagen des Justizsystems und nicht des Kamerasystems. Darüberhinaus frage ich mich, warum Sie sich durch Polizei beobachtet fühlen? Ich freu mich, wenn Polizei da ist, denn die sind zu meinem Schutz da. Die dürfen mich gerne beobachten, ich bin ja kein Straftäter.
Was bitte Herr Felix Strobel macht Ihnen denn die Polizei, dass Sie sich ständig beobachtet fühlen? Oder besser gefragt, was machen Sie denn selber, dass Sie glauben die Polizei beobachtet Sie, bzw. muss Sienbeobachten? Mich persönlich betrifft das alles nicht, weil ich ganz ganz selten über den Königsplatz laufe. Aber ich bin für alle Menschen froh, die das tun müssen und die es betrifft. Und ich bin mir sicher, dass Diese sich durch die Kameraüberwachung wahrscheinlich alle etwas sicherer fühlen dürften, dass zumindeste solche Verbrecher dadurch besser ermittelt werden können. Wer da etwas dagegen hat dürfte eigentlich nicht als "normaler Mensch" bezeichnet werden, NEIN.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden