Noch nicht windelfrei? Mutter berichtet von Druck in Augsburger Kindergarten
Plus Eine Mutter aus Augsburg bricht die Eingewöhnung ihres Sohnes in einem Kindergarten ab – weil dieser noch eine Windel braucht und die Einrichtung das nicht akzeptiert haben soll.
Die junge Mutter am anderen Ende des Telefons ist hörbar aufgebracht. In schnellem Tempo erzählt sie, was in einem Augsburger Kindergarten passiert sein soll. Ihr Dreijähriger hatte gerade seinen ersten Tag in der Einrichtung, die Leiterin zeigte Mutter und Kind noch einmal die Räumlichkeiten, auch die Toiletten. Ihr Sohn sei noch nicht so weit, er trage Windeln, habe sie da gesagt. Die Pädagogin antwortete daraufhin nach Aussage der Mutter: "Das gibt es bei uns nicht. Ab Montag bitte windelfrei." Das Wochenende über seien die Aufregung und die Verzweiflung immer größer geworden, berichtet die Augsburgerin, die anonym bleiben möchte. "Mir war schon klar, dass das so schnell nicht klappen würde." Der nächste Besuch im Kindergarten, erzählt sie, endete mit einem Berg Wäsche.
In einem darauffolgenden Gespräch mit der Leitung der Augsburger Einrichtung habe es geheißen, dass der Dreijährige die vierwöchige "Probezeit" wohl nicht schaffe, sollte er nicht trocken werden. "Ich war einfach nur schockiert", sagt die Mutter. Die 32-Jährige habe den Kindergarten weinend mit den Sachen ihres Sohnes verlassen. Und die Eingewöhnung in den Kindergarten daraufhin abgebrochen.
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Die Diskussion ist geschlossen.
So ein böser Kindergarten – will nicht zigmal am Tag die gesamte Gruppe durchwickeln. Ja, was sollen die Erzieherinnen denn noch alles machen, wo das Personal doch eh schon knapp ist? Dann muss der kleine Prinz mit Mutti halt solange zuhause bleiben, bis er gelernt hat, dass es ein Leben nach der großen Windel gibt. Und wenn es bis zur Einschulung dauert.
Ein Kind, welches die nötige Hirnreife noch nicht erreicht hat, kann man solange auffordern, zur Toilette zu gehen, wie man will - damit werden Blase und Darm allerhöchstens auf eine bestimmte Uhrzeit konditioniert, aber mehr auch nicht.
Ob es für das beteiligte KiTa-Personal wirklich so sehr viel einfacher und schneller ist, eingenässte und eingekotete Kinder mehrfach täglich komplett sauber zu machen und neu anzuziehen, zumal jetzt im kommenden Herbst und Winter, anstatt einfach (Schlupf-)windeln beizubehalten, bis die Blasenkontrolle einigermaßen vorhanden ist, wage ich stark anzuzweifeln.
Es gibt Kinder, die werden mit 2 trocken. Es gibt viele Kinder, die sind mit 3 trocken. Und es gibt welche, die brauchen bis 4. Na und?
Aus eigener Erfahrung: Mir wurde beim Aufnahmegespräch auch weisgemacht, ich müsse meinem Kind ab dem ersten KiGa-Tag beim Bringen die Windel ausziehen, egal, wie weit er in seiner Sauberkeitsentwicklung bis dahin ist. Ein Gespräch mit der städtischen KiTa-Aufsicht und eine Kontaktaufnahme mit dem Einrichtungsträger später klang das auf wundersame Weise plötzlich alles ganz anders, so dass wir dieses bedauerliche Missverständnis einvernehmlich aus der Welt schaffen konnten.
Und nein, über den Personalschlüssel im ü3-Bereich bin ich als Elternteil auch nicht glücklich und unterstütze alle Forderungen von Erzieher:innen für insgesamt bessere Arbeitsbedingungen. Damit so etwas wie oben beschrieben nicht aus der Not heraus passiert.
Es ist durchaus nachvollziehbar, dass ein Kind nicht innerhalb von 4 Wochen von den Windeln entwöhnt werden kann. Das muss halt schon vorher üben. Meine Tochter und auch Enkelin waren mit 3 Jahren nicht komplett frei und es passierte manchmal eben auch ein Unglück. Dafür musste man immer Wechselkleidung vorrätig haben. Und das hat auch einwandfrei funktioniert.
Aber heute wird halt auch manchmal alles auf das Personal im Kindergarten/Schule abgewälzt. Ist so bequemer und einfacher.
Ich halte zwar nichts davon, dass Kinder dressiert werden um auf die Toilette zu gehen. Aber wenn man rechtzeitig damit beginnt sie immer wieder - vor allem nach dem Essen und Trinken - sie auffordert auf die Toilette zu gehen, dann klappt das auch ganz gut. Und die Erzieher, Erzieherinnen in den Kindergärten sind darauf eingestellt, dass ein Kind auch mal eine nasse Hose hat und das ist auch kein Problem eine neue Kleidung anzuziehen.
Ich denke, es ist nie ein Problem, wenn ein Kind ab und zu mal "nasse" Hosen hat, weil's den Weg zur Toilette nicht mehr geschafft hat. Deswegen hat man ja Wechselkleidung vor Ort. Wenn das Kiga-Personal aber die halbe Gruppe ständig wickeln sollte, wird's schwierig. Als meine Kinder in den Kindergarten gingen, war es auch Voraussetzung, dass sie "sauber" sind. Was mit 3 Jahren eigentlich die Regel war. Ich habe den Eindruck, dass die Kinder heute zu Hause einfach nicht mehr konsequent aufgefordert werden, auf die Toilette zu gehen. Das ist ja mitunter unbequem und stressig.
Alles wird auf Kindergartenpersonal und Lehrer*innen abgeschoben. Die sollen sich dann um die Kinder kümmern. Dazu dürfen die Kinder heute sorgenfrei aufwachsen, meinen manche Eltern, die größtenteils schon im reiferen Erwachsenenalter sind. Laßt das nur die andern machen. Schimpfen, zur Presse gehen oder gar zum Anwalt ist dann die Alterntive. Ich bin 46 Jahre in die Arbeit gegangen, meine Frau 38. Wir haben zwei wunderbare Kinder und sieben Enkel*innen, die alle solche Probleme nie hatten.
Ich bin selber Erzieher und verstehe den Frust der Mutter!
Aufgrund von Personalmangel ist man froh, wenn der Alltag läuft! Für ein, zwei Wickelkinder ist oft nicht das Personal da, wickel ich, lasse ich die anderen alleine...
Immer Erziehertätigkeiten, wie selbständig essen, WC gehen, Schuhe, Jacke anziehen etc. wird von den Eltern auf uns verlagert, weil es einfacher ist, wenn es die Kita dem Kind lernt
In den 80er/90er war es normal das ein Kind windelfrei in die Kita kommt!
In den 80er/90er Jahren war es auch noch normal, dass Mütter wenigen Wochen ihren Säugling abgeben und zurück an den Arbeitsplatz, sonst war der Job weg. Es war auch noch "normal" (oder zumindest nicht strafbar) seinen Kindern eine mitzugeben, wenn sie nicht spurten. Gott sei Dank sind diese Zeiten vorbei und das nichts normal, sondern jedes Kind individuell ist, bestätigen ja auch die im Artikel genannten Experten.
Es ist doch fatal, wenn man schon die Kleinsten unter Druck setzt und somit auch die Eltern.
@Frau Anita M.
Dieses "Auffordern" zur Toilette ist doch sicherlich bequemer, als ein Kind zu wickeln und ständig frisch anzuziehen. Oder sehen Sie das anders? Zudem habe ich mal im Beckenbodentraining sehr energisch eingebläut bekommen, dass es absolut fatal ist, kleinen Mädchen beizubringen, unter Druck die Blase zu entleeren. Das schwächt die Beckenmuskulatur und fördert so leider spätere Inkontinenz. Ein Problem, mit dem eine enorme Zahl von Frauen zu kämpfen haben (auch ohne ein Kind geboren zu haben).
Das Hauptproblem liegt doch nach wie vor an der fatalen Personalsituation in der Kinderbetreuung.
@Ramona
Ich habe meine Kinder in den 80ern weder geschlagen, noch gab's Terror in Sachen "Toilette". Sie mussten auch nicht "unter Druck die Blase leeren. Sie sollten einfach das Gespür beachten, wenn der Druck eben da war. Was ich heute beobachte, ist, dass mit kleinen Kindern geredet und disktutiert wird, wie mit Erwachsenen. "Henry, möchtest du vielleicht Mittagsschlaf machen?". Henry ist ganz offensichtlich müde, aber man kann ihn ja nicht einfach gegen seinen Willen ins Bett bringen. Ich kann über so ein Vorgehen nur den Kopf schütteln - aber zum Glück muss ich mich nicht mehr damit auseinandersetzen. Meine Kinder sind mittlerweile physisch und psychisch gesunde junge Menschen.
Recht haben Sie natürlich mit der fatalen Personalsituation in den Kindergärten. Genau, wie in Schulen, Krankenhäusern und Altenheimen.