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Wirbel um Sitzbänke in der Altstadt: Warum die Rückenlehnen jetzt weg sind

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Wirbel um Sitzbänke in der Altstadt: Warum die Rückenlehnen jetzt weg sind

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    Die Rückenlehnen an den vier Sitzbänken im Vorderen Lech sind abmontiert.
    Die Rückenlehnen an den vier Sitzbänken im Vorderen Lech sind abmontiert. Foto: Michael Hörmann 

    Die vier neu aufgestellten Sitzbänke in Augsburgs Altstadt entwickeln sich zu einer unendlichen Geschichte. Die Stadt hatte die Sitzmöglichkeiten Mitte April am Vorderen Lech aufgestellt, um die Aufenthaltsqualität zu erhöhen. Der Großteil an Passanten freut sich darüber, die Sitzbänke werden frequentiert. Einige Anwohner sind hingegen verärgert. Sie klagen über zusätzlichen Lärm und eine mögliche Vermüllung. Sauer waren die Anwohner zudem über die Verantwortlichen der Stadt, weil man die Bürger vorab nicht informierte. Baureferent Steffen Kercher sprach danach von „einer guten Tat, die aber schlecht kommuniziert“ worden sei. Die Posse geht weiter. Am Freitag haben städtische Mitarbeiter die Rückenlehnen der Bänke abmontiert. Sind die Bänke zu einem Sicherheitsrisiko geworden? Ein Fachmann hatte die gefährliche Ausgangslage angemahnt. Die Stadt reagierte.

    Sitzbänke in Augsburgs Altstadt: Fachmann schlägt Alarm

    Eine Person, die namentlich nicht genannt werden möchte, kennt sich im Baurecht gut aus. Sie sagt, sie habe sich mit den Bänken und deren Standort näher befasst: „Es gilt eine Mindesthöhe von 60 Zentimetern für Brüstungen, Barrieren und Einfriedungen, um den Leitereffekt für Kleinkinder zu vermeiden.“ Kinder könnten auf die Lehne klettern und liefen dann womöglich Gefahr, in den Lechkanal zu fallen, der durch die Altstadt fließt. Die Lehne müsse daher entfernt werden, sagte der Fachmann gegenüber unserer Redaktion.

    Freitag, kurz vor 9.30 Uhr: Zwei städtische Mitarbeiter bauten die Rückenlehnen an den Sitzbänken ab.
    Freitag, kurz vor 9.30 Uhr: Zwei städtische Mitarbeiter bauten die Rückenlehnen an den Sitzbänken ab. Foto: Michael Hörmann 

    Auf Anfrage reagiert die Stadt. Sie veranlasste kurzfristig, die Lehnen abzubauen. Man sehe kein hohes Sicherheitsrisiko, so Baureferent Kercher. Betont wird, dass die Stadt nicht gegen geltende Vorschriften verstoßen habe. Kercher: „Es gibt gesetzliche Regelungen zur vorgeschriebenen Höhe von Brüstungen. Diese hängt allerdings davon ab, ob es sich beispielsweise Treppengeländer, Brüstungen an höheren Kanten, oder, wie in diesem Fall, Geländer an einem Bachlauf handelt.“ Die besagte Brüstung am Bachlauf sei regelkonform montiert und entspreche damit den Sicherheitsvorgaben.

    Vor Kurzem hatten Baureferent Steffen Kercher (links) und Tiefbauamtsleiter Günter Höhnberg Platz auf den Sitzbänken genommen.
    Vor Kurzem hatten Baureferent Steffen Kercher (links) und Tiefbauamtsleiter Günter Höhnberg Platz auf den Sitzbänken genommen. Foto: Fridtjof Atterdal

    Dem gegenüber gebe es, so der Baureferent weiter, keine gesetzliche Regelung, die einen Mindestabstand von Bänken zu Brüstungen definiere. Unabhängig davon möchte die Stadt, dass „das Nutzungsempfinden von Bänken“ für Bürgerinnen und Bürger – vor allem für Kinder – sicher ist. Kercher: „In diesem Fall ist es deshalb angebracht, die Rückenlehnen der Bänke im Laufe des Freitags abzumontieren.“ Insofern sei es gut, „wenn Bürgerinnen und Bürger offenen Auges durch die Stadt gehen und uns Anregungen für Verbesserungen machen“.

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    8 Kommentare
    Benjamin Hiemer

    Zum Glück haben wir noch einige Wälder und Täler, in die sich lärmbelästigte zurückziehen können.

    Peter Müller

    Ein Schritt in die richtige Richtung, nächste Woche sollte die Stadt dann besser noch den Rest der Bänke abbauen. Die Vermüllung und die massive Lärmzunahme am Holbeinplatz/Vorderen Lech ist kaum noch auszuhalten, seit dem die Stadt meint sie müsse die Altstadt in ein Vergnügungsviertel umwandeln. Das Mitkommentatoren hier mehr Partizipation von der Stadt einfordern ist nur folgerichtig, es geht nur mit den Bürgern nicht gegen sie. Daher trifft sich die neugegründete IG Bewohner Altstadt demnächst zum Kennenlernen und Austausch. Termin und Ort lässt sich bei Facebook finden.

    Alexander Bradt

    Das betreute Denken in diesem Land ist nicht mehr auszuhalten. Corona hat hier einen schönen Vorschub geleistet, als man anfangs noch nicht mal alleine auf einer Parkbank sitzen durfte. Also ich würde das mit der Lehnenhöhe aber keinesfalls auf die leichte Schulter nehmen und rege schon jetzt eine 3-L-Regelung für Sitzbänke an, die zum Schutz der Allgemeinheit per Allgemeinverfügung durchgepresst werden sollte - hohe Geldbußen für Aufsteller und Nutzer nicht vergessen! Zu guter Letzt würde mich interessieren, was diese Aufstellungs- und Zerstöraktion gekostet hat und ob man die Bänke bzw. Bankteile wenigstens kostenpflichtig gegen Entsorgungsnachweis ordnungsgemäß entsorgt hat. Ich verbleibe in der Hoffnung, dass wieder Tausende dem Steuerzahler abgepresste Euronen sinnlos zum Fenster hinausgeworfen wurden.

    Thomas Keller

    Na Hauptsache endlich mal Bänke wo sich gehbehinderte und ältere Leute mal kurz ihn setzen können.

    Norbert Ellenrieder

    Das ist wieder einmal ein Schildbürgerstreich der Stadt Augsburg. Leider werden die Anwohner (bin selbst einer) über etwaige Veränderungen, Baumaßnahmen usw. erst im nachhinein informiert. Mit den Bürgern zu reden scheint zu schwierig. Wenn schon Bänke aufgestellt werden sollte man auch Abfalleimer neben jede Bank stellen und auch evtl. eine Bepflanzung. Aber es werden noch Abfallkörbe abmontiert, z.b. der am Bauerntanz, um sie nicht leeren zu müssen! Der Holbeinplatz ist auch nicht mehr das was er einmal war. Nur die Gastronomie darf sich immer weiter ausbreiten, Anwohnerparplätze und Durchfahrtswege werden verengt, eine Durchfahrtskontrolle erfolgt auch nie. Die Anwohner müssen nur immer das hinnehmen!!!

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    Friedrich Eckert

    "Wenn schon Bänke aufgestellt werden sollte man auch Abfalleimer neben jede Bank stellen" Warum fragen Sie die Leute eigentlich nicht, warum sie ihren Müll nicht einfach wieder mitnehmen? Der Transport zur Bank klappt ja anscheinend auch..

    Franz Xanter

    Und es gibt schon wieder eine Steigerung der Sinnlosigkeit! Gegen nichts und niemand wurde verstoßen, aber im vorauseilenden Gehorsam wurden die vorhandenen Rückenlehnen abgebaut. Nur weil vielleicht es sein könnte, dass Kinder diese als Leiter benutzen würden und dann in den dahinterliegenden Back fallen könnten? Ja, geht es denn noch? Vielleicht, könnte, wäre möglich, wahrscheinlich ... Aber keine Vorschrift verbietet die Lehnen an dieser Stelle.

    Robert Miehle-Huang

    "Fach"männer allenthalben… Solche Männer braucht das Land, solche Männer bringen das Land voran…

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