Davor hatte er am meisten Angst: Dass er stolpert, wenn sein Name aufgerufen wird und er mit der Kochjacke Richtung Bühne marschiert. Das ist natürlich nicht passiert: Hendrik Ketter hat im Gesellschaftshaus Palmengarten in Frankfurt bei der Verleihung der Michelin-Sterne alles souverän gemeistert. Seit Dienstagabend hat Augsburg ein viertes Sternelokal, das „Nose & Belly“ in der Heilig-Kreuz-Straße.
Bereits seit einigen Jahren wurde das Restaurant im Theaterviertel als heißer Sterne-Aspirant gehandelt. Noch vor einigen Wochen versuchte der 41-jährige Inhaber die Erwartungen herunterzuspielen. „Es gibt Wichtigeres“, sagte Spitzenkoch Hendrik Ketter unserer Redaktion. Jetzt hat es geklappt und die Freude bei der kleinen Crew ist riesig. „Herzklopfen und dann ganz große Freude“, sagt Hendrik Ketter, Chef des „Nose & Belly“ über die Emotionen dieses Abends. Die Einladung zur Verleihung der Michelin-Sterne kam vor einigen Tagen als kurze, nüchterne Mail.
„Nose & Belly“ hat ersten Michelin-Stern erhalten – große Aufregung
Seitdem herrschte große Aufregung in dem geschmackvollen Lokal im Augsburger Theaterviertel. Ketter und sein kleines Team haben sich am Montag auf den Weg nach Frankfurt gemacht und werden dort auch noch richtig feiern. Er freue sich sehr auf das „Come together“ mit Kollegen. Und er weiß, dass ihn die Glückwünsche vieler Gäste begleiten. „Die haben uns seit Monaten die Daumen gehalten.“ In weiser Voraussicht öffnet Ketter in dieser Woche sein Lokal erst wieder am Donnerstag und nicht, wie gewohnt, am Mittwoch.

Der Michelin kann Karrieren befeuern, er kann sie auch vernichten. Spitzenköche können ein Lied davon singen. Lokale, die Sterne verlieren, müssen manchmal sogar Insolvenz anmelden. Das sieht Ketter gelassen. Sein Lokal werde seit der Eröffnung 2020 gut besucht, man brauche vor allem die Akzeptanz der Gäste. Wenn das nicht funktioniere, bringe auch ein Stern nichts. Aber er will die Auszeichnung nicht kleiner machen, als sie ist. „Natürlich ist sie der Traum aller ambitionierten Köche.“ Es gehe in der Spitzengastronomie um immer neue Ideen, um Momente des großen Genusses zu ermöglichen. Preislich wird sich im „Nose & Belly“ durch die Auszeichnung nichts ändern, so Ketter, der sein Handwerk auf der ganzen Welt gelernt hat.
Chefkoch Ketter nahm seinen Azubi mit zur Sterneverleihung
Die Regeln der Sterneverleihung sind streng. So dufte Ketter nur eine Person mit in den Saal nehmen. Er hat sich für Elias Gugel, seinen Koch-Azubi, entschieden, der wegen der Ausbildung im „Nose & Belly“ sein Literaturstudium an der Uni Augsburg aufgegeben hat. Der Rest der Crew stieß nach der Verleihung dazu.
Die drei Augsburger Restaurants, die bereits einen Michelin-Stern haben - das Sartory im Hotel Maximilian‘s, die Alte Liebe im Bismarckviertel (beide je ein Stern) sowie das August in der Jakobervorstadt (zwei Sterne) - haben ihre Auszeichnungen alle verteidigen können.
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