Mit Posaunen und Partymusik wird das Rocketeer Festival 2025 der Augsburger Allgemeine eingeleitet. Die Botschaft für die 1500 Zuschauerinnen und Zuschauer: Hier in Augsburg, beim Kongress am Park, spielt die Zukunftsmusik. Dafür werben nicht nur der bayerische Digitalminister Fabian Mering und zahlreiche Forschende, sondern auch CEOs (Firmenchefs), Startup-Inhaber, Azubis, Studierende und Facharbeiter. Es ist wie ein gemeinsames Ideensammeln in riesiger Dimension – und alle stellen sich dieselben zwei Fragen: Wie können digitale Innovationen gelingen und wie sehen Zukunftsvisionen aus?
Die Kaffeemaschinen laufen heiß an diesem sonnigen Donnerstagvormittag. Hunderte vorwiegend junger Menschen, die meisten im Alter zwischen 16 und 45, stärken und tauschen sich in der Lobby aus, ehe sie auf einem der Stühle im großen dunklen Saal Platz nehmen. Kein anderer Redner dürfte sich mehr gefreut haben, den Auftakt zu machen, als Fabian Mehring. Der bayerische Digitalminister (Freie Wähler) schien vor Innovationsgeist zu sprühen. Die Fäuste geballt, setzt der 36-Jährige an: „Liebe Rocketeers (gemeint sind die Gäste), heute geht es mal nicht um Staatskrisen, heute ist ein Hochfest der Zukunftstechnologie!“ Mehring plädiert für eine Mentalität des Wirtschaftswunders. Deutschland müsse endlich die Depressionsspirale durchbrechen und auf die Karte der Digitalwirtschaft setzen. „Die Zukunft ist eine Augsburgerin!“
Warum die Stadt Augsburg gelernt hat, sich zu verändern
Ähnlich überschwänglich tritt Augsburgs Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) auf. In einem strahlend weißen Anzug spricht sie vom etwas sperrigen Begriff „diversifizierte Branchenstruktur“ – aber nicht ohne Grund. Denn von den 20.000 Arbeitsplätzen, die es in Augsburg vor rund 50 Jahren noch in der Textilindustrie gab, sei kein einziger mehr vorhanden. Die Stadt habe daher gelernt, sich zu verändern, und sei ein Vorbild für Innovationen.
Wie wichtig das Thema Raumfahrt für die Region Augsburg sein wird, kann Eva Weber mit brandneuen Erkenntnissen vom Tag zuvor belegen. Sie habe den frisch gedruckten Koalitionsvertrag von Friedrich Merz und Lars Klingbeil durchforstet und kein anderer Begriff sei ihr öfter ins Auge gefallen als das Wort „Raumfahrt“. „Das Herz der Oberbürgermeisterin hat gehüpft“, freut sich Weber. „Ich werde nach Berlin fahren und ihnen sagen: Wir können das, ich weiß, wo das schon funktioniert!“
Rednerin Auma Obama sorgt in Augsburg für Aufsehen
Neben Auma Obama, der Halbschwester des ehemaligen US-Präsidenten, sorgte auf dem Rocketeer Festival auch dieser Name für Aufsehen: Frederik G. Pferdt, sogenannter „Future Optimist“ und ehemaliger „Chief Innovation Evangelist“ der Firma Google. Sein Vortrag erinnert tatsächlich an eine Predigt; doch statt der frohen Botschaft oder Geheimnissen des Suchmaschinenalgorithmus verkündet er den „Zukunftsgeist“. Dafür solle eine gemeinsame Meditation und das Klären einer Definition sorgen. Zukunftsgeist, das sei grenzenlose Offenheit, Liebe, Freiheit und Mut. Besonders von Letzterem sehe er leider zu wenig: „In Deutschland hat Optimismus keinen guten Ruf.“

Weltall war in der ausverkauften Konferenz das Gebot der Stunde. Die erstaunlich bodenständige Weltraumforscherin Insa Thiele-Eich aus Bonn, die als zweite deutsche Astronautin ins All fliegen möchte, gibt Einblicke in das Leben in der Schwerelosigkeit. Das sei nicht nur von Windeln und Quetschies geprägt (gemeint sind die Tütchen mit püriertem Obst), sondern von Zusammenhalt. Ihr Plädoyer: „Wir sollten die Erde als Raumschiff verstehen. Eure Sitznachbarn sind Crewmitglieder!“

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