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Augsburger Tierschutzverein warnt: Man will etwas Gutes tun - und erreicht das Gegenteil

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Tierschutzverein warnt vor Hunden aus dem Ausland: Man will Gutes tun - und erreicht das Gegenteil

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    Welpe Merlin hatte Glück: Nach kurzer Zeit wurde für ihn ein neues Zuhause gefunden. Leider ist das bei Hunden aus dem Ausland selten.
    Welpe Merlin hatte Glück: Nach kurzer Zeit wurde für ihn ein neues Zuhause gefunden. Leider ist das bei Hunden aus dem Ausland selten. Foto: Johannes Hoose

    Voller Energie springt Welpe Merlin über die Wiese vor dem Augsburger Tierheim Lech-Arche. Trotz seines jungen Alters hat der Mischling bereits viel durchgemacht. Nach einer langen Autofahrt aus Rumänien war er an einer Autobahnraststätte seinen neuen Besitzer übergeben worden. Doch diese kamen mit Merlin nicht klar und wollten ihn wieder abgeben. Der Vermittler? Fühlte sich nicht mehr zuständig, verwies auf Tierheime in Deutschland. Mittlerweile wurde der Welpe zwar vom Augsburger Tierschutzverein weitervermittelt, doch Fälle wie dieser häufen sich.

    Und die Vermittlung dieser Hunde gestaltet sich schwierig. „Es ist für uns ein echter Glücksfall, dass so schnell ein neues Zuhause für Merlin gefunden wurde“, sagt Tierpflegerin Natalie Gauggel. Denn es gibt auch andere Fälle im Tierheim Lech-Arche. So zum Beispiel Schäferhund-Mix Barrack, der dem Tierschutzverein vor acht Jahren übergeben worden war. Immer wieder versuchte man, ihn zu vermitteln, allerdings ohne Erfolg. „Die Vermittlung solcher Hunde ist schwierig, da wir als Tierschutzverein sehr hohe Ansprüche an potenzielle Käufer haben“, erklärt Gauggel. Dies sei wichtig, da die Tiere sonst nach kurzer Zeit wieder zurückkämen.

    Vermittler aus dem Ausland spielen mit Emotionen der Käufer

    Es ist diese Schattenseite des Auslandtierschutzes, die den Augsburger Tierschutzverein immer wieder vor Herausforderungen stellt. „Oft sind solche Hunde sehr rassestark und aggressiv, da sie nur so auf der Straße überleben können“, sagt Gauggel. Hinzu käme ein starker Herdenschutztrieb. Mit ihren Bezugspersonen kommen die Hunde gut zurecht, doch sobald eine Person von außerhalb sich nähert, werden sie aggressiv und greifen an. „Letztendlich tun sie genau das, was sie tun sollen: Ihren Besitzer bis aufs Blut verteidigen“, erklärt die Tierpflegerin. Auch Welpen könne man diese Eigenschaften oft nicht abtrainieren. So landen die Hunde oft ihn Tierheimen, die aber auch kaum Kapazitäten haben. Außerdem seien die Tierheime nicht verpflichtet, Hunde aus dem Privatbesitz aufzunehmen.

    Der Augsburger Tierschutzverein lehnt Adoptionen aus dem Ausland nicht pauschal ab, warnt aber ganz deutlich vor spontanen Käufen. „Vielen Interessierten geht es bei der Adoption aus dem Tierheim oder vom Züchter zu langsam“, sagt Hammer. Im Internet könne man schon mit wenigen Klicks einen Hund aus dem Ausland kaufen, der meist innerhalb einer Woche geliefert wird. Zudem setzen Vermittler aus dem Ausland mittlerweile vermehrt auf die sozialen Medien. Hier werde oft mit den Emotionen gespielt, man sieht vermeintlich leidende Hunde und will sofort helfen. „Es wird einem das Gefühl gegeben, etwas Gutes zu tun“, sagt Natalie Gauggel. Doch oftmals sei genau das Gegenteil der Fall. Denn anders als auf den Bildern dargestellt, leiden viele der Hunde auf der Straße nicht. Sie seien für dieses Leben gut geeignet und wären dort oft glücklicher als in Deutschland, wo sie oft in Tierheimen landen.

    Tieradoptionen aus dem Ausland - das gilt es zu beachten

    Doch wie verhindert man solche Probleme bei Tieradoptionen? Zunächst gilt es, unseriöse Vermittler zu meiden. „Diese erkennt man in der Regel daran, dass alles sehr schnell geht“, erklärt Lara Hammer. „Meist bekommt man lediglich ein paar Bilder oder Videos geschickt und muss dann sofort den Kauf abschließen“. Außerdem sei es ein schlechtes Zeichen, wenn der Vermittler keinerlei Fragen zur Wohnsituation und dem künftigen Umfeld der Tiere stelle. Hammer rät generell, auf keinen Fall einen Hund zu adoptieren, den man davor nicht kennengelernt hat.

    Mittlerweile gebe es auch Tierschutzvereine in Deutschland, die gezielt Hunde aus dem Ausland adoptieren und dann in Deutschland vermitteln. Der Vorteil hierbei sei, dass diese Vereine die Tiere bei Problemen meist zurücknehmen. Allgemein appelliert Hammer, bei der Tieradoption immer Geduld zu haben. Zwar dauere die Vermittlung bei seriösen Vereinen oder im Tierheim oft länger, allerdings könne so viel Leid vermieden werden.

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    7 Kommentare
    Sabine Wolfsberger

    Was für ein undifferenzierter Unsinn! Die wenigsten "Auslandshunde" waren "Straßenhunde" und "Straßenhunde" sind keine wilden Bestien, sondern ausgesetzte Familienhunde. Viele Hunde, die auf der Straße unterwegs sind, haben auch Besitzer. Die meisten Hunde haben auf der Straße kaum Überlebenschancen, da sie das Leben auf der Straße ja gar nicht kannten, sondern mehr oder weniger behütet bei ihren Familien aufgewachsen sind. Außerdem werden Straßenhunde in kaum einem europäischen Land noch geduldet. Wenn sie nicht von Tierschützern gerettet und in völlig überfüllte Shelter gesteckt werden, wo sie zumindest die Chance auf eine Vermittlung haben, werden sie von staatlichen Hundefängern eingefangen und in Tötungsstationen gesteckt, wo sie nach paar Tagen brutal getötet werden, wenn sie bis dahin nicht totgebissen wurden oder verreckt sind. Wer einen unkomplizierten Familienhund sucht, wird im Ausland auf jeden Fall fündig. In deutschen Tierheimen sitzen dagegen fast nur "Problemhunde".

    Regine Bayer

    Deutschland den deutschen Hunden... am besten nur deutsche Schäferhunde! Oje, jetzt muss ich meine Englische Cockerhündin aus der Türkei wohl wieder zurückschicken! Oder darf sie bleiben, weil sie reinrassig und keine Straßenhund ist, sondern ausgesetzt wurde und verhungert wäre? Oder umgebracht, wenn es nicht Menschen gäbe, die sie vor dem Tötungsgesetz Erdogans retten?

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    Regine Bayer

    Dieser Kommentar bezieht sich auf den Kommentar von Rainer Kraus unten.

    Gerald Drews

    Wir haben während der Coronazeit beschlossen, uns einen Hund zuzulegen. Leider waren die Tierheime in Augsburg zu jener Zeit "ausverkauft". Durch sorgfältige Recherche stießen wir auf "Tiere in Not Griechenland", eine deutsche Organisation, die sich in Karditsa seit langem um traurige Zamperl kümmert. Leider ließ sich die griechische Bürokratie ewig Zeit, ehe Biyou (mit "y") nach Deutschland kam. Vier Wochen alt, wurde sie mit zwei Geschwisterchen mutterlos aufgegabelt und wäre vermutlich ansonsten ungekommen. Stattdessen halt fast ein Jahr im Shelter, was sicher keine einfache Zeit war. Wir zahlten den Flug und einen kleinen Obolus, das war's. Normalerweise besucht der Verein potentielle Interessenten vorab zuhause. Weil das wegen Corona nicht ging, haben wir ein Video erstellt, das offensichtlich passte. Ich kann Organisationen wie die beschriebene nur empfehlen. Unsere Maus haben wir inzwischen vier Jahre und haben die Entscheidung keinen Tag bereut.

    Simone Kasberger

    Es freut mich sehr, zu lesen, dass der Handel mit Hunden aus dem Ausland kritisch dargestellt wird. Denn bei Handel fließt Geld und das motiviert. Hier wird mancherorts mit dem gezielt gezeigten Leid ein lukrativer Wirtschaftszweig gefördert. Wer kann sich selbst vom Leid seines erworbenen Hundes ein reales Bild machen, wieviel ist fake. Ich wollte keinen Rassehund und war echt froh, hier im Umfeld einen Welpen zu bekommen, dem ich von kurz nach der Geburt bis zum abholen beim wachsen und entwickeln zuschauen konnte.

    Rainer Kraus

    Typisch deutsch, die deutschen Tierheime sind voll und der Deutsche nimmt streunende Tiere vom Ausland mit nachhause. Das scheint das deutsche "Gutmensch-Syndrom" zu sein oder wie Churchill auch schon treffend auf die extremen deutschen Charaktereigenschaften hinwies: "Der Deutsche ist wie ein Schäferhund, entweder leckt er dir die Füße oder er geht dir an die Gurgel".

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    Regine Bayer

    Was für ein ungewöhnlich differenzierte Sichtweise...

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