Die Bürgeraktion Pfersee vermutet hinter dem für Oktober angekündigten Spatenstich für den Straßenbahn-Lückenschluss am Hauptbahnhof einen Marketing-Gag von Stadt und Stadtwerken, um Aktivitäten zu demonstrieren. „Einen Baubeginn im Oktober halten wir für unrealistisch. Gleichzeitig überrascht es uns nicht, dass die Stadtwerke ihre kreative Kommunikationsstrategie offenbar auch unter neuer Führung fortsetzen“, so Bürgeraktions-Vorsitzender Dietmar Egger. Man bezweifle, dass die Planungen schon so im Detail ausgearbeitet seien, dass sie mit der Regierung von Schwaben als Genehmigungsbehörde abgestimmt seien.
Spatenstich im Herbst, Gleisbau im Frühjahr
Wie berichtet hatte Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) zuletzt den Spatenstich für die mehrere hundert Meter lange Straßenbahntrasse in der Rosenaustraße zwischen dem westlichen Tunnelausgang und dem Bestandsnetz in der Pferseer Straße für Oktober angekündigt. Ein entsprechender Termin ist tatsächlich vorgeplant. Er markiert aber offenbar noch nicht den Start des eigentlichen Gleisbaus, sondern den Beginn von Vorarbeiten. Unter anderem muss in der Rosenaustraße ein Baufeld geschaffen werden, was auch die Fällung von Bäumen beinhaltet. Die eigentlichen Gleisbauarbeiten sollen dann erst im Frühjahr 2026 beginnen, so die Planung. Der Bau des Tramlückenschlusses ist auch im Hinblick auf die Kommunalwahl im März 2026 kritisch - wegen des auch nach Jahren von Planung und Genehmigungsverfahren fehlenden Lückenschlusses wird der ebenfalls erst mit Verzögerung fertiggestellte Bahnhofstunnel zunächst als Sackgasse dastehen. Die Linie 6 nach Stadtbergen, die aktuell noch durch die Pferseer Unterführung fährt, wird erst mit der für 2027 vorgesehenen Fertigstellung des Lückenschlusses durch den Bahnhofstunnel (angepeilte Inbetriebnahme zwischen Dezember 2026 und Juli 2027) fahren können.
Radverkehr unzureichend berücksichtigt
Von der Bürgeraktion heißt es, dass man angesichts des bisherigen Herumlavierens mit unterschiedlichen Planvarianten kein Vertrauen mehr in Stadt und Stadtwerke habe. „Noch im April 2024 haben sie in der Pferseer Bürgerversammlung behauptet, das Planfeststellungsverfahren für die Linie 5 stehe kurz vor dem Abschluss – obwohl sie seit Oktober 2023 von den Einwänden der Genehmigungsbehörde wussten. Kurz darauf mussten sie dann das Scheitern eingestehen und stattdessen die jetzt als Provisorium titulierte Planung aus der Schublade holen“, so Egger. Man beurteile darüber hinaus kritisch, dass die jetzige Planung entscheidende Belange des Radverkehrs hinten runter fallen lasse. Die nun verfolgte Trasse war 2024 mehr als zehn Jahre nach ihrer Entstehung aus der Schublade geholt worden, nachdem sich die zwischenzeitlich verfolgte „geflügelte Lösung“ durchs Thelottviertel als zu kompliziert herausstellte. Eine Radvorrang-Route ohne Gefahrenstellen durch die Pferseer Straße werde sich so aber nicht realisieren lassen, so Bürgeraktions-Vize Jens Wunderwald.
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