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Foto: Erich Schmid (Archivbild)
Foto: Erich Schmid (Archivbild)

Viele Augsburgerinnen und Augsburger schätzen die romantische und ruhige Atmosphäre an der Kahnfahrt.

Augsburg
28.03.2023

"Traumhafter Hochzeitstag": Was Augsburger an der Kahnfahrt schon erlebt haben

Von Ina Marks

Plus Die Augsburger Kahnfahrt hat für viele Augsburgerinnen und Augsburger eine besondere Bedeutung. Einige verbinden damit romantische Erinnerungen.

Schon der Augsburger Lyriker Bertolt Brecht soll an der Augsburger Kahnfahrt romantische Stunden verbracht haben. Auch heute wird der Bootsverleih mit Restaurant am mit Bäumen besäumten Wasser mitten in der Stadt als idyllisches Fleckchen geschätzt. Daniel Weidmann und seine Frau etwa haben im vergangenen Sommer mit Freunden und Familie nach der standesamtlichen Trauung ihre Hochzeit an der Kahnfahrt gefeiert.

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"Es war ein absolut traumhafter Tag", erinnert sich Weidmann. Die Kulisse zwischen Stadtmauer und dem äußeren Stadtgraben sei besonders schön. Nach dem Essen habe die Hochzeitsgesellschaft mit den Booten ein paar Runden gedreht. Dabei seien wunderschöne Fotos entstanden. "Meine Frau und ich wären sehr traurig, wenn die Kahnfahrt tatsächlich abgerissen wird. Dann geht eine der wichtigsten Glanzstücke unserer schönen Stadt verloren." Für ihn sei die Kahnfahrt ein Ort der Ruhe und der Erholung. Man könne dort für einen kurzen Augenblick dem Trubel der Stadt entfliehen. 

Kindheitserinnerungen an die Augsburger Kahnfahrt

Auch Gabi schildert unserer Redaktion ihre Erinnerungen. "Wir machten mit meinen Eltern öfter Sonntagsausflüge dorthin. Das Bootfahren war immer das Highlight. Später als ich älter war, fand auch das eine oder andere Date am Abend statt. Es war so schön, wenn vom Lokal aus alles beleuchtet war. Richtig romantisch." Für Elisa Hugo war die Kahnfahrt "schon immer ein wichtiger Ort". Das gehe bis in ihre Kindheit zurück.

"Als Kind war ich oft mit meinen Großeltern dort, sie wohnten am Oblatterwall. Ich habe dort Ruderboot fahren gelernt und war immer so stolz, wenn ich unter der Brücke durch gekommen bin. Mir erschien der Durchgang nämlich jedes Mal viel zu klein." Anschließend habe es ein Eis oder ein Getränk als Erfrischung gegeben. "An der Kahnfahrt verbinde ich mich mit der Stadt, in der ich groß geworden bin auf eine besondere Weise." Vergangenes Jahr sei ihr Großvater als letzter der Großeltern gestorben. Die Wohnung, die sie seit ihrer Kindheit kenne und liebe, wurde verkauft. "Ein paar Tage später saßen meine Schwester und ich in der Kahnfahrt. Meine Gedanken: Zum Glück kann ich mich hier erinnern und all die Liebe der letzten Jahre fühlen." Nicht mal ein Jahr später die Neuigkeiten über die Kahnfahrt zu lesen, zerstöre ein Stück in ihr. 

15 Bilder
Foto: Sammlung Franz Häußler
Eine Augsburger Tradition: So sah die Kahnfahrt früher aus
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Foto: Sammlung Franz Häußler

Dieses Aquarell von der Augsburger Kahnfahrt stammt aus dem Jahr 1827. Schon damals waren auf dem Stadtgrabenabschnitt um den Oblatterwall Ruderboote unterwegs.

Foto: Sammlung Franz Häußler

Auf der Aufnahme von 1870 ist die Kahnfahrt mit dem Wasserturm zu sehen.

Foto: Sammlung Franz Häußler

Am 1. Mai 1876 eröffneten Babette und Paul Kurz einen Kahnverleih beim Oblatterwall in der Jakobervorstadt. (Bild von 1901)

Foto: Sammlung Franz Häußler

Das Wasserfahrrad von Paul Kurz war ein Kahn, auf dem ein Fahrradrahmen montiert war. Erdacht und gebaut hatte es um 1900 der Bootsverleiher selbst.

Foto: Sammlung Franz Häußler

Im Sommer 1912 machte ein größeres "Wasser-Fahrrad" auf der Kahnfahrt seine Jungfernfahrt. Konstrukteur war der Lechhauser Otto Jaser.

Foto: Sammlung Franz Häußler

Eine Postkarte zeigt den idyllischen Ort in der Jakobervorstadt im Jahr 1915.

Foto: Sammlung Franz Häußler

Hier eine weitere Postkarte aus dem Jahr 1917.

Foto: Sammlung Franz Häußler

Als romantischer Ort lockte die Kahnfahrt schon immer die Menschen an, wie hier 1921.

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Vor allem frisch Verliebte trafen und treffen sich hier gerne, um eine schöne Zeit der Zweisamkeit zu verbringen.

Foto: Sammlung Franz Häußler

Auch im Winter hat die Kahnfahrt ihren Reiz, wie die Postkarte aus dem Jahr 1930 zeigt.

Foto: Sammlung Franz Häußler

Im Sommer 1935 tummelten sich hier die Freizeit-Kapitäne, um die Damenwelt zu beeindrucken.

Foto: Sammlung Franz Häußler

Im Winter 1940 kamen die Eisstockschützen auf ihre Kosten.

Foto: Sammlung Franz Häußler

Es gab auch eine Zeit ohne Wasser. 1946 grasten an der Kahnfahrt tatsächlich Kühe und Pferde.

Foto: Annette Zoepf

Inzwischen wird der Bootsverleih in vierter Generation betrieben. Doch wie lange noch?

Foto: Silvio Wyszengrad

Es kam heraus, dass es sich bei dem etwa 50 Jahre alten Gebäude, das zwischen Stadtmauer und Bootsanlage liegt, um einen Schwarzbau ohne Genehmigung handelt. Zudem bemängelt die Stadt Probleme mit dem Brandschutz.

Susann Roesmann hat letztes Jahr Freunden aus Köln die Kahnfahrt gezeigt. "Es war romantisch, idyllisch und spaßig. Wir haben dort gegessen und getrunken und haben es alle als einen tollen Ausflug empfunden." Viele schöne Erinnerungen hat Barbara Rettel an den Ort. Seit sie 1974 aus Augsburg weggezogen ist, sei bei jedem ihrer Besuche in der alten Heimat die Kahnfahrt Pflicht. So auch im vergangenen Jahr. "Für mich und viele ist es ein Sehnsuchts- und Kraftort."

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