Werden Tagesmütter für manche unbezahlbar? Die Stadt Augsburg reagiert
Plus Ab Januar sollten die Gebühren für die Kinderbetreuung bei einer Tagesmutter stark steigen. Weil betroffene Eltern sich wehren, rudert die Stadt Augsburg nun zurück.
Andrea Peter ist erschüttert. Ihre Tochter will wieder arbeiten gehen, dafür soll ihre zweijährige Enkeltochter von einer Tagesmutter betreut werden. Doch weil ab Januar die Gebühren dafür in Augsburg massiv angehoben werden sollen, steht das auf der Kippe. "Das ist eine mittlere Katastrophe", sagt Andrea Peter. Sie ist entsetzt, dass die Stadtpolitik durch die höheren Gebühren ein "Rattenschwanz" an möglichen Folgen in Kauf nehme. Ein Teil der Betroffenen könne dann keinen Job annehmen, sagt sie. Ein anderer Teil müsse aufs Amt und Hilfen beantragen, damit die Kinderbetreuung bezahlt werden kann. Die Frau fragt sich: "Was bringt das?" Inzwischen gibt es einen "Brandbrief" von Eltern. Im Sommer waren die neuen Gebühren noch einstimmig von den Stadträten durchgewinkt worden, nun soll aber doch noch etwas passieren.
Von einer "exorbitanten Erhöhung" der Tarife schreiben die Eltern in ihrem Brief, den sie unter anderem an Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) und Bildungsbürgermeisterin Martina Wild (Grüne) geschickt haben. Tagesmütter oder -väter arbeiten in der Regel selbstständig, werden aber vom Kinderschutzbund im Auftrag vermittelt und von der Stadt bezahlt. Die Gebühren werden im Jugendhilfeausschuss des Stadtrats beschlossen. Dort gab es im Juli keinen Gegenstimmen, als die neuen Tarife durchgewinkt wurden. Offenbar hatte niemand Bedenken, ob die Eltern das stemmen können. In vielen Fällen müssen ab Januar pro Kind und Monat über 100 Euro mehr bezahlt werden.
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Die Diskussion ist geschlossen.
welche partei stellt die bürgermeisterin ? die " unsoziale " ?
@Karina H.
Kann ich so nicht unterschreiben.
Unsere Tochter wurde, bis vor wenigen Wochen, von einer Tagesmutter betreut. Wir haben den Satzungsschüssel ja vorliegen, d.h. Ich kann direkt vergleichen, was die selben Stunden einer Kita bei der Tagesmutter kosten. Wir haben da einen erheblichen Unterschied festgestellt… das ist ja auch an sich logisch.
Eine Tagesmutter betreut ja beinahe 1:1 und hat ja ganz andere kosten zu tragen, als eine Kita, die von der Kommune getragen wird.
Aber eine erneute Erhöhung der Tagesmutterpflege ist rein von den Kosten einfach nicht mehr Konkurrenzfähig zu einer Kita/Kindergarten.
Was die Betreuung und die Flexibilität betrifft, das steht auf einem anderen Blatt
Auch wir haben uns aufgrund der eh schon horrenden Beiträge und der drohenden Erhöhung entschieden, unsere Tochter in die Kita zu geben. Sonst arbeitet meine Frau ja wirklich nur, um die Betreuung zu bezahlen und alles, was das mit sich zieht (Verpflegung, Ausstattung usw.)
Schade eigentlich. Denn Tagesmütter, wie auch -Väter sind Goldwert und werden somit zur Luxusdienstleistung, die für viele nicht mehr tragbar ist.
Geschwätz, Frau Wild. Die Stadt Augsburg hat für Familien und Kinder gefühlt immer nur dann einen Extra-Euro übrig, wenn der vom Freistaat über Zuschüsse oder Erstattungen bezahlt wird. Ansonsten reicht's seitens der Stadt freiwillig meist gerade noch zu einem Malwettbewerb. In der öffentlichen Darstellung einer immerwährenden kinderfreundlichen Politik ist die Stadt unübertroffen. In der Umsetzung findet sich das dann inhaltlich aber selten wieder.
Auch hier bleibt verborgen, warum eine Beitragsangleichung erforderlich ist. Die Kostenstruktur in der Kindertagespflege bei Tagesmüttern/vätern ist mit den anderen Formen der Kinderbetreuung überhaupt nicht vergleichbar. Weshalb sollten dann die Beiträge an die anderen Formen angeglichen werden? Oder geht's doch eher um das Stadtsäckel mit Loch und nicht so sehr um die Kinderbetreuung?
"Für die Stadt ist die Betreuung ohnehin ein Minusgeschäft."
Da haben Sie etwas nicht richtig verstanden. Es gibt Dinge für die eine Kommune
im Rahmen der Daseinsvorsorge zuständig ist und die nicht auf Gewinn ausgerichtet sind. Das Minus an dieser Stelle ist deshalb völlig in Ordnung. Mein Mitleid mit der Stadt, die ohnehin deutliche Defizite bei den verfügbaren Betreuungsplätzen hat, hält sich daher sehr in Grenzen.
.
Mir scheint, dass in Teilen der Gesellschaft - überspitzt
gesagt - die Einstellung vorherrscht, dass nach der Geburt
eines Kindes der "Rest" eine Sache des Gemeinwesens
zu sein hat ........
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@Günter S.
Dieser Tage habe ich bereits versucht, mit einem weltweiten BIP-Vergleich auf die schlechte Wirtschaftsentwicklung in Europa aufmerksam zu machen. Wenn Sie nun auch noch die früher innerhalb der Familie geleistete Erziehung, Hausarbeit, Pflege von Angehörigen usw. dorthin als unbezahlte Arbeit zurückverlagern wollen, dann wird zwar der BIP-Vergleich ehrlicher aber für Europa noch negativer. – vgl. https://www.welt.de/print/die_welt/wirtschaft/article172625934/Unbezahlte-Arbeit.html
Helmut Eimiller
.
Das, was Richard M. im Rahmen der Daseinsvorsorge einfor-
dert, kostet viel Geld (des Gemeinwesens).
"Man möchte qualitiv gute Betreuung, ein schönes Gebäude,
gutes Essen für die Kinder - aber möglichst wenig oder bis
gar nichts zahlen - das funktioniert halt nicht." (so zutreffend
Karin H:)
Wenn man bewusst diese (Vor-) Leistungen der Stadt in An-
spruch nimmt, dann finde ich "das Minus an dieser Stelle"
(EInfügung: natürlich bei der Stadt !) keinesfalls "völlig in
Ordnung"
Die Stadt will und braucht kein "Mitleid", will hier sicher auch
keinen Gewinn machen - aber die anfallenden Kosten sollen
durch die Nutznießer (die Eltern) aufgebracht werden .........
.
(Da tankt man sein Auto auf oder isst in einer Gaststätte - und
sagt bei Bezahlen der Rechnung: Das ist mir aber zu teuer -
das Minus muss bei der Tankstelle / Gaststätte verbleiben ??)
@Günther S.
"Das, was Richard M. im Rahmen der Daseinsvorsorge einfordert, kostet viel Geld (des Gemeinwesens)"
Weniger Daseinsvorsorge in diesem Bereich wird für das Gemeinwesen am Ende sehr viel teurer. Was meinen Sie, wer das Gemeinwesen aktuell mitfinanziert und durch Kinde einen ganz wesentlichen Teil dazu beiträgt das Gemeinwesen zukünftig weiterhin finanziert ist?
Man möchte auch schöne Friedhöfe, warme Hallen- und Freibäder, moderne Schulen, bestens ausgestattete Altenheime, gut ausgebauten öffentlichen Nahverkehr, Kultur wie Theater und Museen, usw. Keiner der Nutzer zahlt dabei die tatsächliche Rechnung.
Das Bereitstellen von Kinderbetreuungsplätzen ist Daseinsvorsorge. Bereits heute, da muss ich nichts fordern. Einige Gemeinden leisten es sich zudem heute schon überhaupt keine Beiträge nach 90 SGB VIII zu erheben - was glauben Sie warum?
Der "Richard"
.Daseinsvorsorge, Martin M. - oder "Der Richard" ??
Nach meiner Meinung eher eine verklärende Bemäntelung
des Anspruchs vieler der originären "Kinderbetreuungsper-
sonen" (die , da - in der Natur der Sache liegend - doch vor-
handen, nicht in Stellenanzeigen gesucht werden müssen)
einen erheblichen Anteil dieser Betreuung dem Gemeinwesen
zu überantworten ........
.
Ergänzend hierzu noch zwei Auszüge aus hiesigen Kommentaren
an anderer Stelle:
"Alles wird auf Kindergartenpersonal ..... abgeschoben. Die sollen
sich dann um die Kinder kümmern. ..... .Laßt das nur die anderen
machen. Schimpfen, zur Presse gehen oder gar zum Anwalt ist
dann die Alternative.
"Immer Erziehertätigfkeiten, wie selbständig essen, WC gehen,
Schuhe, Jacken anziehen etc. wird von den Eltern auf uns ver-
lagert, weil es einfacher ist, wenn es die Kita dem Kind lernt."
Ich verstehe hier die Aufregung nicht, die Beiträge werden ja nur an die in den Krippen angepasst. Wir haben für einen Krippenplatz einen ähnlich hohen Beitrag gezahlt. Viele vergessen offensichtlich, dass sie ohnehin nur einen recht kleinen Beitrag selbst leisten und die überwiegenden Kosten für den Betreuungsplatz die Kommune trägt. Man möchte qualitativ gute Betreuung, ein schönes Gebäude, gutes Essen für die Kinder - aber möglichst wenig bis gar nichts zahlen, das funktioniert halt nicht.
In Bayern erhält man zudem bis zum dritten Lebensjahr für jedes Kind Betreuungsgeld in Höhe von 200 Euro, damit ist die Hälfte des Eigenbeitrags ja schon gedeckt. Einkommensschwache können weitere Hilfen beantragen (Infos dazu hängen in jeder Einrichtung aus). Und dann kann man Betreuungskosten auch noch steuerlich absetzen.
Nach meiner Erfahrung meckern übrigens die eher Privilegierten als erstes. Die hier zitierte Dame konnte es sich ja immerhin leisten, ihr Kind erst mit 2 Jahren in Fremdbetreuung zu geben, also weit über den Elterngeldbezugszeitraum zu Hause zu bleiben.