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Augsburger Uniklinik: Ärztin kämpft mit Studie gegen schwarzen Hautkrebs

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Augsburger Ärztin kämpft mit Studie gegen schwarzen Hautkrebs

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    30 Patientinnen und Patienten mit schwarzem Hautkrebs wird Johanna Enke in diesem Jahr für ihre Studie untersuchen. Wichtiger Helfer: Das PET/CT-Gerät in der Nuklearmedizin.
    30 Patientinnen und Patienten mit schwarzem Hautkrebs wird Johanna Enke in diesem Jahr für ihre Studie untersuchen. Wichtiger Helfer: Das PET/CT-Gerät in der Nuklearmedizin. Foto: Peter Fastl

    Im Keller unter dem Uniklinikum Augsburg arbeitet, diagnostiziert und forscht die Klinik für Nuklearmedizin. Kein Tageslicht, nur ab und zu an den Enden der Gänge ein Souterrain-Fenster mit Gitterabdeckung. Johanna Enke, 27, liebt diese Welt. Seit 2022 arbeitet die promovierte Assistenzärztin hier unten, außerdem macht sie Dienst auf Station und unterrichtet in der Lehre an der Medizinischen Fakultät der Uni. Und sie brennt für die ihre Forschung, die sie hier, zwischen allerlei teurem Gerät und nuklearem Material leistet: In diesem Jahr wird sie hier insgesamt 30 Patienten für ihre Studie „Insight Melanoma“ untersuchen. Sie will helfen, den schwarzen Hautkrebs zu bekämpfen. Dafür stehen ihr der Leiter der Nuklearmedizin, Constantin Lapa, und andere Stellen des Uniklinikums wie die Dermatologie zur Seite. Von dort erhält sie den Kontakt zu betroffenen Patienten, die in das Design ihrer Studie passen. Das Ziel? „Eine bessere Diagnostik und Vorhersagbarkeit des Zellverhaltens und des Immunsystems beim schwarzen Hautkrebs“, erklärt sie.

    Enke ist unter den hunderten neu eingestellten Ärztinnen und Ärzten, den Professorinnen und Assistenten, die in der Medizinischen Fakultät und dem Uniklinikum seit 2019 eingestellt wurden, eine Ur-Augsburgerin. Am Rand von Kriegshaber geboren und aufgewachsen, machte sie 2015 am Peutinger-Gymnasium Abitur. Studiert hat sie in München. Radiologie, Medizintechnik und Krebsforschung waren schon Thema ihrer dortigen Doktorarbeit, seit 2022 ist sie als Assistenzärztin wieder zurück in Augsburg. Sie wohnt allerdings nicht mehr in Kriegshaber, sondern mitten in der Stadt, in der Nähe des Rathauses. Zur Arbeit an den Stadtrand fährt sie mit Rad und Tram. „Es ist wie eine Rückkehr nach Hause. Aber jetzt habe ich in der Innenstadt doch einen ganz neuen Blick auf das Geschehen hier, auf den Trubel. Toll.“ Offenbar hat es im Zuge des Klink-Aufbaus auch andere Augsburger Abiturienten wieder zurückgezogen. „Es gibt ein paar Mediziner, die sogar mit mir in der Peutinger-Oberstufe waren. Drei Freunde habe ich hier wieder getroffen“, erklärt sie gut gelaunt, selbst noch überrascht von solchen Zufällen.

    Studie zu schwarzem Hautkrebs in Augsburg: Förderung beträgt 100.000 Euro für ein Jahr

    Ihre aktuelle Stelle hat sich die 27-Jährige quasi selbst geschaffen. Beim Bayerischen Zentrum für Krebsforschung (BZKF), zu dem sich die Universitätskliniken Augsburg, Erlangen, München, Regensburg und Würzburg zusammengetan haben, hatte sie im letzten Sommer ihren Projektvorschlag eingereicht – und gewonnen. Die Förderung beträgt 100.000 Euro für ein Jahr, Enkes Stelle, so die Wissenschaftlerin, wird zu einem Teil daraus finanziert, außerdem das Fachpersonal sowie die Publikationen und Konferenzreisen zur Vorstellung der Studienergebnisse nach Abschluss.

    Es geht in den Strahlenschutzbereich. Ein Protokoll für die Besucherin von der Zeitung, das Dosimeter, ein mobiler Geigerzähler, wird anhängt, das ist Vorschrift. Hier steht der 2018 angeschaffte und im letzten Jahr aufgerüstete PET/CT, eine Art Röntgengerät, ohne das bei Enkes Studie nichts geht. Auch andere Patienten werden hier mit zuvor gespritztem, nuklearem Kontrastmittel differenziert untersucht, bis zu 30 Mal am Tag ist er in Betrieb. Kalt ist es in dem Raum. „Das Gerät entwickelt, wenn es läuft, Wärme, da muss ein wenig gekühlt werden“, erklärt Enke.

    Augsburger Uniklinik-Ärztin: „Hautkrebs ist besonders schlau“

    Was kompliziert klingt, ist auch kompliziert. Enke erklärt geduldig. „Das Problem bei manchen Krebsarten ist, dass das Immunsystem die Zellen nicht erkennt, deswegen können sie wachsen, wo sie nicht wachsen sollen.“ Der Hautkrebs sei besonders schlau, die Zellen sehen, was sie angreift, und transformieren sich beständig. Auch wenn es in den letzten zehn Jahren Fortschritte in der sogenannten personalisierten Krebsmedizin gegeben hat: Die hier neu eingesetzten Immuntherapien haben für manche Betroffene teilweise schwere Nebenwirkungen, vereinzelt werden Therapien auch abgebrochen.

    Hier möchte die Ärztin ansetzen und die Vorhersagbarkeit verbessern. Ihre Studie kombiniert eine Blutuntersuchung auf Glucosepads mit dem Ganzkörperscreening des PET/CT. Die Blutergebnisse liefern Aussagen über Anzahl und Art der eigenen Immunzellen, auch Spuren von Tumorzellen können so identifiziert werden. Das PET/CT-Gerät liefert aus den vom Kontrastmittel im Körper entdeckten, verdächtigen Herden mit erhöhter Stoffwechseltätigkeit Bilder. Enke will herausfinden, ob Bildgebung und Blutuntersuchung eine bessere Berechenbarkeit für die Wirkung von Therapien erlauben. So ließen sich möglicherweise auch Aktivitäten, die auf Nebenwirkungen hindeuten, lokalisieren. Das alles verbinden und neue Impulse gewinnen – das ist das Ziel. Enke ist vorsichtig in ihren Voraussagen. Aber sie sagt auch: „Am schwarzen Hautkrebs erkranken jährlich etwa 25.000 Menschen. Ich bin mir sicher, dass wir zusammen mit Patienten, Technologie und KI fachübergreifend die Therapien verbessern können.“

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