Der Name der Theatergruppe ist Programm: Bretterdiven e.V. „Wir sind im Moment eine reine Frauentruppe“, erklärt die Vorstandsvorsitzende Gabi Hofbauer aus Gersthofen. Die Lösung, um auch männliche Figuren zu besetzen? Sogenannte „Hosenrollen“. Will heißen: Weibliche Darsteller übernehmen auch die männlichen Charaktere – dank männlicher Kleidung, aufgeklebtem Bart oder – wie im Fall des aktuellen Stückes „Carmen darf nicht platzen“ – auch mal mit einem maskulinen Umhänge-Waschbrettbauch. Insbesondere letztere Requisite sorgte bei der Premiere im Abraxas am dritten April für zusätzliche Lacher in dem ohnehin schon amüsanten Stück.

Angefangen hat der harte Kern der Schauspieltruppe bereits 2011 im Rahmen eines Theaterkurses an der VHS unter Regisseur Christian Baier, dem Gründer der Schaubühne Augsburg. Die Schauspielerinnen, die heute zum Ensemble gehören, kommen querbeet aus allen Stadtteilen und dem Landkreis. „Wir machen alles selbst“, verrät Gabi Hofbauer, die in diesem Jahr neben einer Hauptrolle auch als Regie-Assistenz fungiert. Hyazintha Rogg beispielsweise steht auf der Bühne und ist als Schneiderin für die Kostüme zuständig. Gabi Hofbauer, die eine Hauptrolle spielt, zeichnet auch für das Bühnenbild verantwortlich.
Nach zwei Krimis nun eine Komödie
Nach zwei Krimis hat sich die Gruppe nun für eine humorvolle Screwball-Komödie entschieden. „Wir suchen immer nach Stücken mit interessanten Themen und möglichst vielen Damenrollen“, verrät sie. „Es gibt nicht viele Stücke mit anspruchsvollen Frauenrollen, ich hoffe, das ändert sich“, sagt Gabi Hofbauer.
Mit „Carmen darf nicht platzen“ hat die Schauspiel-Truppe nun ein passendes Stück gefunden: „Carmen darf nicht platzen“ aus dem Jahr 2022. Entstanden ist das Stück in seiner jetzigen Form, nachdem der Dramatiker Ken Ludwig von mehreren Schauspielerinnen angesprochen wurde, die sich mehr herausragende Frauenrollen wünschten. Kurzerhand schrieb der der Tony-prämierte Autor sein eigenes Stück „Lend Me a Tenor“ aus den 1980ern um, indem er die drei Hauptrollen seines ursprünglichen Werks in Frauen verwandelte. Das Ergebnis dieser Modernisierung: „Carmen darf nicht platzen“.
Der Premiere im Kulturhaus Abraxas am vergangenen Donnerstagabend gingen Monate der Probenarbeit voraus. Ein halbes Jahr lang trafen sich die ehrenamtlichen Schauspielerinnen neben dem Berufsleben einmal in der Woche. Im letzten Monat vor den Aufführungen probten sie zweimal pro Woche. Die Handlung: Als die italienische Operndiva Elena Firenzi (Gabi Hofbauer) kurz vor ihrem großen Auftritt an der Cleveland Grand Opera für tot gehalten wird, befürchtet die Intendantin (Hyazintha Rogg) eine Blamage. Als Ersatz bietet sich die auf der Bühne völlig unerfahrene Assistentin Jo (Katja Bock) an. Der Versuch, das Husarenstück nicht auffliegen zu lassen, führt zu allerlei Turbulenzen und Verwechslungen – unter anderem, weil der Sohn der Intendantin (Iris Haslinger) ein glühender Verehrer des italienischen Stars ist, ebenso wie der Tenor Leo (Anna Müssler). Ebenfalls zur Konfusion tragen der Ehemann der Diva (Ursula Wohlfahrt) und eine Hotelpagin (Paula Deuringer) bei.
„Das Stück hat den Nerv sehr gut getroffen“
Turbulent, schreiend komisch und bisweilen für eine Komödie überraschend tiefsinnig unterhält „Carmen darf nicht platzen“ das Publikum im Abraxas. „Sehr kurzweilig und sehr gut gespielt“, urteilt Angelika Linse, welche die Premiere mit ihrem Mann Dieter besucht. Der lobt die „gute Besetzung“. Beide sind sich einig, dass das Stück ihren „Nerv sehr gut getroffen“ hat. Roswitha Eichinger ist mit drei anderen Gästen im Theater. Die Stücke der Bretterdiven verfolgen sie seit Jahren mit. „Richtig gut gespielt“, findet Eichinger das Stück.
Geld verdienen die Bretterdiven mit ihren Darbietungen nicht. „Mit dem Eintrittsgeld für unsere Veranstaltungen bezahlen wir unsere Regisseure und Regisseurinnen“, erklärt Gabi Hofbauer. Der professionelle Theatermacher Holger Seitz (Theater Augsburg, Staatstheater am Gärtnerplatz in München) hat bei zwei Stücken der Bretterdiven Regie geführt und ist weiterhin Unterstützer der Gruppe. Im letzten Jahr führte Detlev Winterberg Regie, der auch mit eigenen Comedy-Performances selbst auf der Bühne steht (unter anderem beim „Quatsch Comedy Club“). In dieser Saison übernahm die Schauspielerin und Theaterpädagogin Daniela Reith die Regie, während Detlev Winterberg in der Funktion des „Spin Doctors“ am humoristischen Potenzial der Aufführungen mitfeilte.
Wenn das Klischee stimmt, dass Applaus der Lohn der Künstler ist, dann wurden die Bretterdiven bei der Premiere im Abraxas sehr gut bezahlt – am Ende gab es Standing Ovations.
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