Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten

Christopher Street Day in Augsburg: Über 3000 Teilnehmer treten für ihre Rechte ein

Augsburg

Christopher Street Day: „Jeder muss ohne Angst verschieden sein dürfen“

    • |
    • |
    • |
    Mehr als 3000 Menschen ziehen beim Christopher Street Day durch Augsburg.
    Mehr als 3000 Menschen ziehen beim Christopher Street Day durch Augsburg. Foto: Klaus Rainer Krieger

    „Ich habe vor 40 Jahren in mein Tagenbuch geschrieben: Ich glaube, ich bin schwul. Ohne zu wissen, wohin es führt. Heute würde ich diesem jungen Mann sagen: Zeige dich und sei laut.“ Mit diesen Worten wendet sich Augsburgs Kulturreferent Jürgen Enninger (Grüne) am Samstag beim Christopher Street Day (CSD) an die Teilnehmenden. Der Politiker ist bekennend homosexuell und spricht aus, was für die Tausenden Besuchende des CSD Antrieb für ihre Teilnahme ist: Die queere Gemeinschaft will sich nicht verstecken, sie will sich zeigen und für gleiche Rechte einstehen. „Nie wieder still - weil Augsburg bunt sein will“, lautet das Motto. Genau dies wird am Samstag friedlich gezeigt.

    Bunt und fröhlich war der Christopher Street Day am Samstag in Augsburg.
    Bunt und fröhlich war der Christopher Street Day am Samstag in Augsburg. Foto: Klaus Rainer Krieger

    Nach Polizeiangaben ziehen am Samstag gegen 13.30 Uhr mehr als 3000 Menschen bei der Parade zum Christopher Street Day vom Rathausplatz über den Leonhardsberg zur City-Galerie und über den Milchberg und die Maxstraße wieder zurück. Angeführt wird der Zug von einem großen Truck, auf dem Menschen stehen, ausgelassen tanzen und bunte Regenbogenfähnchen schwenken. Ihnen folgt zu Fuß ein bunter Tross aus Teilnehmenden, die in Regenbogenfahnen gehüllt, als Drag-Queens herausgeputzt, oder als Furry, also als Tierfigur verkleidet, unterwegs sind oder sich ganz schlicht ein Regenbogen-Tattoo auf den Arm gemacht haben. Die Stimmung ist friedlich, ausgelassen, Anwohner entlang der Strecke winken den Teilnehmenden zu, und auf Höhe der City-Galerie sorgt die Feuerwehr mit Wasserschläuchen für eine willkommene Abkühlung bei über 30 Grad. „Heute können wir mit Leuten zusammen sein, die gleich sind und vor denen wir uns nicht erklären müssen“, freut sich Emma Heinle, Vorstandsmitglied im CSD-Verein Augsburg.

    Augsburger CSD-Sprecherin: Queere Menschen werden vermehrt öffentlich angegangen

    Für den Verkehr ist die Innenstadt während des Umzugs großräumig abgesperrt, einige Straßenbahnen und Busse verkehren nicht. Sämtliche Zufahrtswege zum Rathausplatz, auf dem im Anschluss weiter gefeiert wird, sind mit Barrieren aus Beton oder großen Fahrzeugen versperrt, um für Sicherheit zu sorgen. „Das ist eigentlich genau das Gegenteil, was wir mit dieser Veranstaltung ausdrücken wollen. Nämlich, dass wir uns eine offene und zugewandte Gesellschaft wünschen“, so Emma Heinle. Doch es stehe sinnbildlich dafür, dass queere Menschen noch nicht die Akzeptanz in der Gesellschaft hätten, die sie sich wünschten - und Schutz bräuchten. „Die Zahl der Anfeindungen im Alltag und die Androhung von Gewalt nehmen wieder zu. Auch in Augsburg“, so Heinle. Ein Beispiel sei der Überfall auf ein schwules Pärchen in der Maxstraße. „Solange du auf der Straße den Mittelfinger gezeigt bekommst, weil du queer bist, braucht es Tage wie den CSD“, sagt Sydney.

    Christopher Street Day: tausende Teilnehmer zogen fröhlich und friedlich durch die Stadt Christopher Street Day Augsburg 2025 unter dem Motto: „Nie wieder still – weil Augsburg bunt sein will!“
    Icon Galerie
    58 Bilder
    Tausende Teilnehmer zogen am Christopher Street Day fröhlich und friedlich durch die Stadt.

    Die Menschen beim CSD feiern am Samstag ausgelassen, zeigen sich wie sie sind: Männer in Frauenkleidern und Pumps oder Händchen haltend als gleichgeschlechtliches Paar. Sie singen, tanzen, werben für kostenlose Küsse und Umarmungen - und lösen ihre Versprechen ein. Doch wer sich mit den Teilnehmenden unterhält, erfährt immer wieder, dass mit der Veranstaltung neben Partyspaß eine ernste Botschaft verbunden ist. „Demokratie muss bunt sein. Der aktuelle Rechtsruck bewirkt aber, dass alles, was anders ist, negativ bewertet wird. Das ist keine Basis für die Gesellschaft und nicht für die queere Community“, fasst es Djonni Laser zusammen. Auf der Bühne am Rathausplatz spricht nach dem Umzug die Bundestagsabgeordnete Claudia Roth (Grüne): „Jeder Mensch muss ohne Angst verschieden sein dürfen“, ruft sie den Menschen zu und erntet großen Beifall.

    Augsburgs queere Community wünscht sich einen Treffpunkt in der Stadt

    Der CSD alleine reiche nicht aus, man müsse immer wieder Sichtbarkeit zeigen. Am Pride-Kiosk auf dem Rathausplatz werden Fanartikel verkauft - von Socken in Regenbogenfarben über Anstecker bis hin zu bunten Schlüsselbändern. Betty hat sich für einen Fächer entschieden. „Weil es heiß ist und ich den überall wieder einsetzen und auf unsere Anliegen aufmerksam machen kann“, sagt sie. Neben dem Kiosk sind weitere Organisationen vor Ort. Darunter Parteien wie SPD, Linke und die Grünen. Auch die Stadt Augsburg hat einen Stand, ebenso wie die Aidshilfe, die Bezirkskliniken Schwaben oder das evangelische Jugendwerk. „Es gibt in Augsburg bereits einige Organisationen und Einrichtungen, die an unserer Seite sind und uns unterstützen“, so Emma Heinle. Es sei aber noch Luft nach oben. Unter anderem wünsche sich die queere Community der Stadt einen eigenen Raum für Treffen, den Austausch oder auch Veranstaltungen. „Wir sind queer, das ist nicht abstrakt, sondern das ist das Leben. Und es ist nichts, was wir wieder hergeben wollen.“

    Diskutieren Sie mit
    5 Kommentare
    Thomas Keller

    Hm, die Furry-Szene sehe ich als nicht so verkleidungsmäßig an. Es gab da mal einen Gewissen David der ins Tropical Island mitgenommen werden sollte. Entsprechendes Video lässt sich noch finden. Für mich spielt das in die Richtung Sodomie rein. Aber gut, Leute gibts.

    Harry Vogt

    Wer zwingt Sie denn, Herr Kraus? Keine Angst, Sie dürfen die Regenbogenfahne an Ihrer Garageneinfahrt gerne wieder einholen und Ihre Nachbarn werden sicher wieder mit Ihnen reden ;-)

    Brigitte Gossner

    Keine Angst, Sie dürfen ganz stromlinienförmig sein, wenn Sie das möchten.

    Rainer Kraus

    „Jeder muss ohne Angst verschieden sein dürfen“ Richtig! ABER NICHT JEDER MUSS ES SEIN MÜSSEN

    |
    Robert Miehle-Huang

    Verlangt ja auch niemand, oder? Ihre Versalien können Sie sich sparen...

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden