Zwei Frauen, die sich für die Natur einsetzen: Das sind Janine Endicott, 38, und Anne-Marie Heinze, 31, die beiden Rangerinnen der Stadt Augsburg. „Der korrekte Jobtitel ist komplizierter, aber wir bezeichnen uns als Rangerinnen. Das beschreibt unsere Arbeit gut“, sagt Endicott. Die beiden Frauen kontrollieren die städtischen Naturschutzgebiete, informieren über seltene Arten und leiten die Besucher an, rücksichtsvoll mit der Natur umzugehen. Die Dürrenastheide ist eines dieser städtischen Schutzgebiete. Das Gras wuchert filzig, der klare Brunnenbach plätschert und eine abgestorbene Kiefer reckt ihre toten Äste in den Himmel. „In so einem Baumstumpf leben bis zu 150 Arten“, sagt Heinze. „Insektenlarven überwintern dort, Pilze und Flechten zersetzen das Holz. Mit etwas Glück leben sogar Eremiten darin – das sind seltene Käfer.“ Doch der Schein intakter Natur trügt.
Tatsächlich finden die Rangerinnen überall Spuren menschlicher Aktivität. „Die Wege sind mit Holzpflöcken markiert. Eigentlich sollen die Besucher auf diesen Wegen bleiben, aber immer wieder entdecken wir neue Trampelpfade“, sagt Heinze. Was die Spaziergänger oft nicht wissen: Wenn sie von den Wegen abweichen, zertreten sie zarte Pflanzen und stören seltene Tierarten. „Ein Beispiel ist die Kreuzotter. Sie muss in der Sonne liegen, um sich aufzuwärmen. Wenn Menschen in die Heide reinlaufen und die Schlange beobachten, wird sie gestört“, sagt Heinze. Doch nicht nur die Schlange, auch fragile Pflanzen wie das gelb blühende Zwerg-Sonnenröschen sind schnell zertreten. „Hier in den Lechheiden ist der einzige Standort in Schwaben, wo es wächst“, erklärt Endicott.
Rangerinnen in Augsburg: Verständnis dafür, dass die Menschen Erholung suchen
Obwohl sie wissen, welchen Schaden unbedachtes Verhalten der Heide zufügt, haben die Rangerinnen Verständnis: „Uns ist klar, dass die Menschen Erholung suchen. Natürlich lädt die Heide dazu ein, eine Decke auszubreiten oder einen Grill aufzubauen“, sagt Endicott. „Aber man sollte auch wissen, dass nur noch ein Prozent übrig ist von der Heidefläche, die wir in Bayern vor 200 Jahren hatten. Sie ist ein Relikt und ein Schatz, den wir uns bewahren müssen.“

Ein vermeidbares Problem ist herumliegender Müll. Zwar wirken die Wege auf den ersten Blick sauber, doch als die Rangerinnen ihre Mülltüten auspacken und gezielt suchen, sammeln sie auf 400 Metern Weg etwa 25 Zigarettenstummel. „Allein ein Stummel verschmutzt bis zu 40 Liter Grundwasser. Und hier ist ein Wasserschutzgebiet“, sagt Endicott. Ein anderes Übel ist der Hundekot: „Er enthält zu viele Nährstoffe. In der Heide wachsen Pflanzen, die einen nährstoffarmen Boden brauchen.“ Es gehört zur Arbeit der beiden Rangerinnen, Menschen in den Naturschutzgebieten darauf hinzuweisen, wenn sie sich falsch verhalten. „Wir gehen immer verständnisvoll auf die Menschen zu. Meistens hören sie auf unsere Bitte, etwas zu unterlassen“, sagt Heinze.
Augsburger Stadtwald: Einmal im Monat gibt es das Waldcafé 60+
Überhaupt sind Heinze und Endicott Ansprechpartner für Fragen rund um die Schutzgebiete. „Wir bieten neuerdings eine Ranger-Sprechstunde an. Dann sind wir vor Ort und stehen bereit, um mit Menschen in Kontakt zu treten“, sagt Heinze. Neben den Sprechstunden gibt es das etablierte Format Waldcafé 60+. Einmal im Monat gibt es ein thematisches Treffen, manchmal einen Spaziergang und anschließend geht man Kaffeetrinken. „Wir werden geradezu überrannt. Meistens kommen 30 Leute“, sagt Endicott. Am Gründonnerstag gibt es außerdem das Event Oma, Opa, Enkel. „Dann basteln wir mit Großeltern und Enkeln Osternester aus Naturmaterialien“, sagt Heinze. Die Ausflüge finden nicht nur zum Spaß statt: „Mit Schülern gehen wir regelmäßig Müll sammeln. Die freuen sich da richtig drauf. Man ist auch überrascht, was man alles findet. Letztens haben wir bei Firnhaberau ein kaputtes Zelt aufgesammelt“, sagt Heinze.
Doch wie geht es der Heide in Anbetracht von Artensterben, Trockenheit und menschlicher Übernutzung? „Im Februar und März hat es zu wenig geregnet. Schnee gab es auch kaum. Wegen einer Sanierung am Kraftwerk beim Forggensee war zu wenig Wasser im Lech. Das wirkt sich auch auf die Dürrenastheide aus, zum Beispiel in vom Grundwasser beeinflussten Tümpeln“, erklärt Endicott. Trotzdem sind die Rangerinnen relativ zufrieden mit dem Zustand der Heide. „Die Kiefern im südlichen Teil machen uns arge Sorgen. Aufgefallen ist uns auch, dass auf der Königsbrunner Heide die Sumpfgladiole merklich weniger wird. Ansonsten wirkt alles stabil“, fasst Heinze die Lage zusammen. Das sehen sie als gutes Zeichen, dass die vereinte Arbeit der Rangerinnen, Förster und aller anderen Mitarbeiter in den Naturschutzgebieten wirkt.
„Aber man sollte auch wissen, dass nur noch ein Prozent übrig ist von der Heidefläche, die wir in Bayern vor 200 Jahren hatten. " - betrachtet man allein die Lechschotterheiden im Süden Augsburgs sind diese inzwischen zugepflastert mit LfU, Uni A, DLR, Fraunhofer, Studi-Wohnheime, Innovationspark+bogen, WWK-Arena etc. weitere Bebauung folgt...
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