Politisch ist der Wagen in diesem Jahr nicht - dafür umso bunter, mit Geschenkpäckchen und Schleifen verziert. „50 Jahre Jux und Radau in der Firnhaberau“ steht groß geschrieben auf dem großen Wagen, der von den Mitgliedern des Pfarrgemeinderates und der Kirchenverwaltung St. Franziskus gezogen wird. Und damit auch wirklich jeder das Jubiläum kapiert, haben sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch noch als hübsche Geburtstagspäckchen verkleidet.

„Ich bin vor 50 Jahren geboren - und genauso lang gibt es den Umzug jetzt schon“, freut sich Mitorganisator Christoph Leberle, in dessen Karosseriewerkstatt der Festwagen entstanden ist. Für ihn gehört der Faschingsumzug in der Firnhaberau das ganze Leben dazu. „Wir sind schon als kleine Buben mitgelaufen - damals allerdings noch in wesentlich kleinerem Rahmen“, erinnert sich der Faschingsfan. Er freut sich, welche Dynamik der Umzug in den Jahren seit Corona entwickelt hat. In diesem Jahr sind es fast 500 große und kleine Narren, die als langer Gaudiwurm durch die Straßen der Firnhaberau ziehen.

Empfindlich darf man als Faschingsfan nicht sein. Zwischen der Firnhaberau und der Hammerschmiede gibt es eine traditionelle „Rivalität“, was das Feiern anbelangt. „Jux und Radau“ ruft der Faschingszug, das Publikum am Straßenrand antwortet „in der Firnhaberau“. Und dann kommt:. Auf „Ruhe und Friede“ folgt „In der Hammerschmiede“. Die Mitglieder der Arge Hammerschmiede nehmen es gelassen. Sie haben immerhin den zweitgrößten Wagen auf der Straße und laufen mit rund 40 Männern, Frauen und Kindern im Zug mit.
Rein zahlenmäßig übertrumpfen sie damit auf jeden Fall den Führungswagen aus der Firnhaberau. „Dachverein ohne Heim“ ist bei ihnen zu lesen. „Wir nehmen damit den Umstand aufs Korn, dass wir gerade heimatlos sind und es Schwierigkeiten mit unserem geplanten Vereinsheim gibt“, erklärt Sandra Boiger von der Arge Hammerschmiede. Bei ihnen gibt es Poppkorn, Schoko und Gummibärchen, die mit vollen Händen an die Kinder am Rand des Zuges verteilt werden.

Einen rechten Stinker fährt Gunter Weinhold - ein Beiwagenmotorrad Baujahr 29, aus dessen Auspuff es mächtig qualmt. „Euro 4 ist das bestimmt nicht“, kommentiert ein Faschingsfan am Rand. „Das Motorrad habe ich 1973 für 500 Ostmark erstanden und fahre es seitdem“, erzählt der stolze Besitzer. Er hat Ehefrau, Enkel und einen riesigen Teddy als Beifahrer mit dabei.

Kinder sind Schneeflocken, Eisbären und Eisprinzessinnen
Die Mitglieder vom TSV-Firnhaberau sind in diesem Jahr ganz Schokobon. Nicht nur, dass sie diese Bonbons an die Kinder verteilen - die 60 Närrinnen und Narren haben sich zum Teil selbst als orange-weiße Bonbons verkleidet. „Wir freuen uns jedes Jahr so auf den Umzug - immerhin sind wir hier schon als Kinder mitgelaufen“, berichtet eine Teilnehmerin. Und natürlich gibt es für die erwachsenen Fans am Straßenrand auch das eine oder andere Gläschen Schnaps aus dem Wagen.
Keinen Schnaps gibt es bei der Kita St. Franziskus - dafür Schneeflocken, Eisbären und Eisprinzessinnen. Das Motto der Kita lautet in diesem Jahr Eiswelt - und die Kindergartenkinder, Erzieherinnen und Eltern haben sichtlich Spaß, wie sie die Straße entlangtanzen.
Auch die Kinder am Rand kommen auf ihre Kosten. Fast jede Gruppe wirft Süßigkeiten zu den kleinen Faschingsfans. Und wer gar zu schüchtern am Rand steht, bekommt auch einmal eine Handvoll Bonbons persönlich überreicht. „Marschall“ und „Robin“ sammeln gemeinsam mit Eisprinzessin Elsa und einem kleinen Einhorn Bonbons und Popkorntütchen von der Straße. „Die Kinder haben so viel Spaß, sich zu verkleiden“, erzählen ihre Mamas. Und um einem Zuckerschock entgegenzuwirken, sei man mit dem Fahrrad angereist, berichtet Mama Katharina Schneider. Der Faschingsumzug ist ein voller Erfolg, nach dem Gaudiwurm trifft man sich noch vor der Kirche St. Franziskus, um dort Krapfen, Grillwürstel, Popcorn und andere Leckereien zu verspeisen.
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