„Unfassbar“, „eine Schande“, „traurig“: Die mangelhafte Reinigung der Augsburger Schulhäuser, über die unsere Redaktion Ende vergangener Woche exklusiv berichtete, sorgt für Diskussionen. Leserinnen und Leser drücken nicht nur ihr Unverständnis aus, sie schlagen auch mögliche Lösungen vor. Die Stadtratsfraktion der Bürgerlichen Mitte, zu der Freie Wähler, FDP und Pro Augsburg gehören, hat ihrerseits einen Vorschlag, an welcher Stelle die Stadtverwaltung Geld sparen könnte, um die Schulhausreinigung zu finanzieren. Sie spart dabei nicht mit Kritik an Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU).
Seit vier Jahren konnten die Fenster an den 70 Augsburger Schulen, die sich auf 120 Gebäude verteilen, nicht mehr gereinigt werden. Auch für die Grundreinigung von Klassenzimmern fehlt inzwischen das Geld. Bildungsreferentin Martina Wild (Grüne) hatte vergangene Woche auf Anfrage unserer Redaktion betont, dass die Preise für die Schulhausreinigung nach Corona gestiegen seien. Das Geld, das ursprünglich für die Glasreinigung vorgesehen war, sei verwendet worden, um diese Mehrkosten auszugleichen.
Bürgerliche Mitte: Augsburgs OB Eva Weber soll auf Empfänge verzichten
Die Fraktion Bürgerliche Mitte im Augsburger Stadtrat hat dafür wenig Verständnis. „Bildung beginnt bei der Wertschätzung - und die zeigt sich auch in der Sauberkeit unserer Schulen“, betont Fraktionsvorsitzende Beate Schabert-Zeidler. Seit Jahren werde an der Glasreinigung gespart - „mit der Folge, dass Schulgebäude verfallen und der Lern- und Arbeitsort Schule immer weiter an Qualität verliert“. Die Bürgerliche Mitte schlägt nun vor, dass Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) auf Veranstaltungen wie ihren jährlichen Sommerempfang im Kurhaustheater verzichten könnte, „mit denen sie bei potenziellen Wählern ihr Image aufpoliert“. Für diese und ähnliche Events würden mehrere Hunderttausend Euro ausgegeben. „Es darf nicht sein, dass dafür Geld bereitgestellt wird, während unsere Kinder in dreckigen Klassenzimmern lernen müssen.“ Die Bürgerliche Mitte fordert in einer Pressemitteilung einen Bericht im nächsten Stadtrat. Dort soll die Regierung einen Plan vorstellen, wie die überfällige Reinigung noch dieses Jahr umgesetzt werden kann.
Auch in sozialen Netzwerken und unter Leserbriefschreibern wird das Thema diskutiert. Kritik gibt es auch hier an der Augsburger Stadtregierung, die mit den Investitionen in die Staatstheater-Sanierung und die Untertunnelung des Hauptbahnhofs, aber auch für Radwege teils falsche Prioritäten setzte. Einige Leser schlagen vor, Schüler und Lehrer könnten im Rahmen des Unterrichts gemeinsam putzen, ein anderer Leser würde sich wünschen, dass der Stadtrat eine seiner nächsten Sitzungen in einer maroden Schule abhält, um sich ein Bild von der Situation dort zu machen.
Doch auch andere Sichtweisen gibt es: Jeder, der in Deutschland geboren wurde oder hier lebe, frage sich, wie man Kinder in eine solche Schule schicken könne. „Geflüchtete freuen sich, dass ihre Kinder überhaupt die Möglichkeit haben, in eine Schule zu gehen“, schreibt etwa Yahkub Sargon Demir. Grundsätzlich aber sei es traurig, dass Bund und Kommunen kein Geld mehr für solche Aufgaben zur Verfügung stehe.
Das Problem ist, dass die Oberbürgermeisterin für konstruktive Kritik unempfänglich und offenbar der Ansicht ist, sie und die Stadtverwaltung leisteten eine herausragende Arbeit. Schon bei der Bürgersprechstunde demonstriert sie, dass das, was die Bürger sagen, sie eigentlich gar nicht interessiert und es ohnehin besser zu wissen glaubt. Gegenbeispiele von der mangelnden Sauberkeit der Stadt bis zu eben dem Zustand der Schulen gibt es jedoch leider genügend. Dabei muss man konstatieren: In einer Stadt, in der selbst die Einrichtungen verfallen, die unsere Kinder aufs (Berufs-) Leben vorbereiten und ihnen einen entsprechenden Rahmen dafür geben sollten, ist unter der jetzigen Führung nicht mehr viel zu retten. Bleibt zu hoffen, dass die Weichen bei der nächsten Kommunalwahl neu gestellt werden.
Auch wenn die Schüler und auch die Lehrer selbst putzen, finden in und um das Rathaus genügend Veranstaltungen statt, die nur Geld kosten und nichts als dem Imagezweck unserer OB unnd OB s dient .....
Putzen durch Schüler ist in vielen Ländern üblich und hat den großen Vorteil, dass die jungen Leute zum einen lernen, wie man putzt, zum anderen lernen sie, dass eine saubere Umgebung kein Selbstverständnis ist, sondern mit harter Arbeit verbunden ist. Vielleicht passt man dann als Nebeneffekt auch besser auf seine Umgebung auf. Das wäre eine Lösung, für ein Problem, das nie hätte existieren sollen. Stichwort Radwege in Peru und Co., aber kein Geld für die Grundaufgaben des Staates.
Warum nur kommen immer wieder die längst widerlegten Radwege von Peru. Das sind in der Hauptsache Kredite die Zinsen erwirtschaften.
Herr Kitirk, mit aller Wahrscheinlichkeit haben sie selber in ihrer Schule auch keine Fenster geputzt. Selbst vor 70 Jahren als ich in die Schule kam war das Fensterputzen von Schülern kein Thema. Meinen sie nicht auch dass ihre Forderungen ganz weit daneben liegen. Und über das Thema Radwege in Peru kann man sich sogar mit leichter Arbeit etwas schlauer machen.
>> Warum nur kommen immer wieder die längst widerlegten Radwege von Peru. << - Die sind nicht widerlegt sondern Tatsache - es wurden teilweise nur zu hohe Summen genannt. >> www.tagesschau.de/faktenfinder/radwege-peru-entwicklungshilfe-100.html
Herr Merk, meine Eltern kommen aus einem Land, in dem das üblich ist. Und auch ich habe in einem Schüleraustausch mit China erlebt, dass das Usus ist. Ich frage mich, warum die Forderung sie so schockiert und „daneben“ sein soll? Ist putzen etwas, was man Jugendlichen nicht zumuten kann? Ist da irgendwas verwerfliches dran? Oder sollen daheim nur die Mama und in der Schule nur die Putzfrau putzen? Als ich mein Studium begann und in ein Stundentenwohnheim zog, stellte ich jedenfalls fest, dass es genug Mitbewohner gab, die nicht wussten wie man ein Bett bezieht und auch nicht der Lage waren die Küche oder das Bad zu putzen. Die Radwegen in Peru sind ein Stichwort für ein gigantisches Konglomerat an teils aberwitzigen Förderprojekten im Ausland. Ein kleiner auszug, der aus einer FDP Anfrage hervorgeht: Aufbau moderner Steuerverwaltung in Kamerun (5 Mio), Digitale Reform des Gesundheitswesens in Usbekistan (53,7 Mio), Aufbau eines Fahrradwegnetzes in Lima/Peru (20 Millionen Euro), etc
Herr Pfleiderer, letztlich sind Radwege in Peru nur eine weitere absurde Idee um verschmutzte Schulen in Augsburg wieder sauber zu bekommen.
Herr Kitirk wenn sie nicht wissen, dass sich Investitionen in ärmeren Ländern auch lohnen, tut es mir leid. Da sie sich anscheinend für China interessieren, dürften sie auch wissen wie viel China insbesondere in Afrika, aber nicht umsonst investiert. Im Gegensatz dazu sind unsere Investitionen nur Peanuts und trotzdem lohnt es sich. Im Übrigen schockieren mich ihre abwegigen Forderungen nicht, denn sie sind ganz einfach unpassend. Stellen sie doch einen Antrag bei der Stadt Augsburg, dass Schulkinder auch die Schulen zu reinigen haben wie in China. Sie werden dort ebenso erfahren wie absurd ihre Forderungen sind.
Völlig unpassender Vergleich. China macht in Afrika Business. Deutschland haut Geld raus ohne business case. Wenn sie ihre Garage morgen blau anmalen und übermorgen wieder rot, dann haben sie auch Geld investiert, aber das wird sich unwahrscheinlich „lohnen“. Der Vergleich ist auch unpassend, weil China erst darauf achtet, dass es China gut geht. Solche Dritte-Welt Schulbauten wie bei uns gibt es da nicht.
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