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„Geschäfte mit kranken Menschen“: Sie schreibt einen Augsburg-Krimi aus dem echten Leben

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„Geschäfte mit kranken Menschen“: Sie schreibt einen Augsburg-Krimi aus dem echten Leben

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    Susanne Grußler ist Sozialarbeiterin und Autorin. In ihrem aktuellen Buch geht es um mehrere Mordfälle und Spielsucht. Unter anderem spielt das Buch an der Kahnfahrt.
    Susanne Grußler ist Sozialarbeiterin und Autorin. In ihrem aktuellen Buch geht es um mehrere Mordfälle und Spielsucht. Unter anderem spielt das Buch an der Kahnfahrt. Foto: Anna Kondratenko

    Theo Rommels hätte beinahe alles im Leben verloren, was ihm wichtig ist: seine Frau und seine drei Kinder sowie das gemeinsame Eigenheim. Das Haus stand bereits kurz vor der Zwangsversteigerung. Alle Konten waren bis zum Anschlag überzogen und die Kreditrahmen vollends ausgeschöpft. Seine Frau wusste von all dem nichts. Er hatte es ihr mit einem geschickten Konstrukt aus Lügen vorenthalten. Bis er aufflog - und mit den Schulden und Lügen seine Glücksspielsucht, die in diese Lage gebracht hatte.

    Hinter Theo Rommels steht keine reale Figur, sie ist ein fiktiver Charakter im Buch „Midas - Spielverderber“ der Autorin Susanne Grußler. Sie lebt im Landkreis Augsburg und hat mit dem Psycho-Krimi ihr zweites Buch veröffentlicht. Die Sozialpädagogin betreut in Augsburg seit vielen Jahren unter anderem Menschen mit Suchtproblemen. Theo Rommels stehe stellvertretend für sie. „Seine Geschichte liefert einen von verschiedenen Erklärungsansätzen, warum Menschen in die Glücksspielsucht geraten und was das für sie selbst, aber auch die Familie bedeutet“, so Grußler.

    In Augsburg gibt es derzeit 62 Spielhallen

    Laut Landesstelle für Glücksspielsucht waren 2023 rund 222.000 Menschen in Bayern spielsüchtig. Die Umsätze (Spieleinsätze) auf dem legalen Glücksspiel-Markt lagen im selben Jahr laut „Jahrbuch Sucht“ bundesweit bei rund 63,5 Milliarden Euro. Größter Umsatzträger seien die in Spielhallen und gastronomischen Betrieben aufgestellten gewerblichen Geldspielautomaten. Laut Ordnungsreferat gibt es in Augsburg derzeit 62 Spielhallen.

    „In solchen Spielhallen werden mit kranken Menschen kranke Geschäfte gemacht“, findet Susanne Grußler. Sie habe als Sozialarbeiterin immer wieder mit entsprechenden Schicksalen zu tun gehabt. Die Gründe, warum Menschen süchtig würden, seien unterschiedlich. Im Fall ihrer Krimi-Figur Theo Rommels ist es freilich eine dramaturgisch angereicherte Kombination aus Erpressung um hohe Geldbeträge, Morddrohungen und Mord. Es geht aber auch um die Weitergabe von Traumata. „Die Betroffenen haben oft hohe Scham- und Schuldgefühle und werden vor Angehörigen und Freunden zu Meistern im Geschichtenerzählen und Ausreden finden“, erzählt Grußler aus Erfahrung. Teils bliebe deren Krankheit so sogar vor dem eigenen Lebenspartner viele Jahre unentdeckt.

    Susanne Grußler kombiniert in ihrem Krimi ein ernstes Thema mit Unterhaltung

    Auch Theo Rommels lernt zu lügen, doch er fliegt deutlich schneller auf als andere. Bis dahin sind das Haus und das Vertrauen zwischen ihm und seiner Frau schon so gut wie verspielt, und das Leben der Kinder ist durch Kriminelle bedroht. „Glücksspielsucht zerstört Familien“, bringt es Grußler auf den Punkt.

    Glücksspielsucht: Wo Betroffene und Angehörige Hilfe bekommen

    Glücksspielsucht kann sowohl für Betroffene als auch für Angehörige weitreichende Auswirkungen haben. In Augsburg gibt es mit der Suchtfachambulanz Augsburg-Stadt der Caritas eine spezialisierte Anlaufstelle.

    Die Caritas Suchtberatungs- und Behandlungsstelle in Augsburg bietet eine Motivationsgruppe und Einzelberatungen für Menschen mit Problemen in Zusammenhang mit allen Formen von Glücksspiel an. Die Gruppe trifft sich mehrmals im Jahr in den Räumlichkeiten der Suchtfachambulanz. Inhalte sind alle relevanten Suchtaspekte: Entstehungsgeschichte, Biografie, Wesen von Suchterkrankungen, Solidareffekte, Entwicklung von Handlungsalternativen, Kriseninterventionen, Rückfallprophylaxe. Die aktuellen Termine finden sich auf www.suchtfachambulanz-augsburg.de. Dort gibt es auch Informationen zum kostenlosen und anonymen Online-Beratungsangebot. Weitere Infos gibt es auch bei der Landesstelle Glücksspielsucht in Bayern (www.lsgbayern.de).

    Zu erreichen ist die Augsburger Suchtberatungsstelle der Caritas unter:

    Adresse: Auf dem Kreuz 47, 86152 Augsburg

    Telefon: 0821/3156-432

    Fax: 0821/3156-400

    E-Mail: suchtfachambulanz.augsburg@caritas-augsburg.de

    Internet: www.suchtfachambulanz-augsburg.de

    Trotz aller ernsten Hintergründe, die sie in ihrem Psycho-Krimi einfließen lässt, will sie mit dem Buch vor allem eines: unterhalten. Neben der Glücksspielsucht geht es in „Midas - Spielverderber“ um die Aufklärung mehrerer Mordfälle in Augsburg und die traumatische Familiengeschichte der Familie Rommels. Spielort ist unter anderem die Kahnfahrt. Vor 15 Jahren hat die 50-Jährige mit dem Schreiben begonnen, eigene Geschichten entwickelt und sich durch den Austausch mit Kollegen und Lektorate weiterentwickelt. Mit „Midas - Spielverderber“ ist ihr zweites Buch erschienen, an einem dritten arbeitet sie bereits.

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