Wer am KI-Schaufenster der Technischen Hochschule Augsburg (THA) an der Haunstetter Straße vorbeigeht, der wird genau beobachtet - von einem Roboter. Über eine Kamera nimmt er Bewegungen wahr und folgt ihnen. Bleiben Passanten deshalb stehen und drehen sich zum Roboter um, schauen sie ihm quasi ins Gesicht. Wer winkt, bekommt eine ähnlich aussehende Reaktion von der Maschine zurück. Der Roboterarm tritt in einen Dialog mit Passanten. „Hi Human!“ (deutsch: hallo Mensch) heißt die Installation und dient als Botschafter. Sie soll für Augsburgerinnen und Augsburger einen Berührungspunkt zu abstrakten Technologien wie der Künstlichen Intelligenz (KI) schaffen und an einem einfachen Beispiel zeigen, woran an der THA unter anderem geforscht wird: nämlich an der Interaktion zwischen Mensch und Maschine, die schon heute Teil des Alltags ist.
Dass Mensch und Roboter als Team agieren, ist keine ferne Zukunftsmusik mehr. „Wer heute einen Saug- oder Rasenmäherroboter zu Hause hat, steckt bereits mittendrin in der Materie“, sagt Andreas Muxel, Professor für Physical Human-Machine Interfaces (physische Mensch-Maschine-Schnittstellen) an der THA . Manche von ihnen gehen sogar eine Beziehung mit ihren Geräten ein, in dem sie beispielsweise dem Saugroboter einen Namen geben oder ihn schimpfen, wenn er einmal nicht funktioniert wie erwartet.
Technische Hochschule Augsburg arbeitet auch mit einer Schreinerei zusammen
An der THA wird genau diese Beziehung zwischen Roboter und Mensch intensiv erforscht. Involviert sind verschiedene Fakultäten und auch das KI-Produktionsnetzwerk. Unter anderem geht es darum, wie Roboter gestaltet und designt sein oder sich bewegen müssen, um als Partner vom Mensch akzeptiert zu werden. „Wir versuchen das immer in möglichst anwendungsnahen Szenarien zu tun, um direkt eine Verbindung zwischen Wissenschaft und Gesellschaft herzustellen“, so Muxel. Unter anderem arbeitet die THA mit einer Schreinerei zusammen und erprobt den Einsatz eines Schleifroboters.
„Der Roboter muss nicht aussehen wie ein Mensch, damit er vom Mensch akzeptiert wird“, so Muxwel weiter. Er dürfe sich aber nicht roboterhaft bewegen, sondern brauche eine Art Körpersprache, mit der er signalisiert, dass er den Mensch neben sich wahrnimmt und registriert, nennt der Experte Ergebnisse der Forschung. Auch der Klang eines Roboters könne eine Rolle spielen, es müsse eben auch eine sinnliche Ebene mitgedacht werden. Deshalb werde an der THA auch erforscht, wie sich Maschinen dem Menschen mitteilen können. „Dass der Saugbeutel voll ist, muss ja nicht zwingend mit einem unangenehmen Pfeifen einhergehen. Dass kann auch ein freundlich gestaltetes Lichtsignal sein“, so Muxel.
Auch im Handwerk setzt man auf den Roboter-Kollegen
Im Fall des Schleifroboters in der Schreinerei müssten die Mitarbeiter zudem mit ihrem Technik-Kollegen kommunizieren können, um ihm beispielsweise zu sagen, wo er noch präziser schleifen muss. Hier kommt eine Agumented-Reality-Brille (erweiterte Realität) zum Einsatz. Der Mitarbeiter kann damit im virtuellen Raum auf die Stellen deuten, die der Roboter noch einmal bearbeiten muss. Dahinter steckt eine einfache Idee: „Der Meister würde dem Lehrling auch durch Deuten auf die einzelnen Bereiche zeigen, wo er nacharbeiten muss.“
Wichtig sei es, die Menschen schnell mit neuen Techniken in Kontakt zu bringen, um eine Akzeptanz zu schaffen. Die Zusammenarbeit von Mensch und Maschine sei schließlich keine ferne Zukunftsmusik mehr. Im Arbeitsleben sind Roboter als Kollegen bereits jetzt immer häufiger zu finden. Und auch im Alltag wird die Mensch-Maschine-Interaktion schon in den kommenden Jahren vermehrt Einzug halten, ist der Experte sicher. Einsatzbereiche könnten neben dem Haushalt unter anderem die Pflege sein.
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