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Schillernder Wirt mit sozialer Ader aus Augsburg prägt Jakobervorstadt

Jakobervorstadt

Schillernder Wirt mit sozialer Ader prägt die Jakobervorstadt

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    Der griechische Gastronom Ilias Atsalis ist ein bekanntes Gesicht in der Jakobervorstadt.
    Der griechische Gastronom Ilias Atsalis ist ein bekanntes Gesicht in der Jakobervorstadt. Foto: Peter Fastl

    Ilias Atsalis verkörpert mit seinem Outfit schon noch etwas die 1970er-Jahre. Nicht zu seinem Nachteil. Mit seiner weißen Mähne, den Jeans und vor allem seinen Cowboystiefel könnte er mit seinen 66 Jahren auch als ein etwas älterer Popstar durchgehen. Kein Wunder, dass der Grieche in der Jakobervorstadt und vor allem in der Jakoberstraße bekannt ist, wie ein bunter Hund. In der Straße besitzt er mit seiner Frau zwei weitere Lokalitäten und noch eines in der Blücherstraße in Lechhausen. Sein Nachtcafe Atsalis, dass in den 1970er-Jahren einmal die bekannte „Gunter`s Kneipe“ war, betreibt er seit 22 Jahren.

    Das Atsalis ist ein Multi-Kulti-Domizil. Hier treffen sich nahezu alle. „Bei mir sind Deutsche, Türken, Serben, Italiener, Griechen und manchmal auch Araber“, sagt Atsalis, der im Alter von acht Jahren mit seinen bereits verstorbenen Eltern von der griechischen Halbinsel Peloponnes zunächst nach Bobingen kam. Mit seiner Frau Gudrun, die aus Siebenbürgen stammt und seinen vier Kindern Stella Maria (27), Liana Antonia (18), Adriana Melina (16) und Ilias Antonios (14), wohnt er in der Firnhaberau. 

    Ganz einfach waren die Anfangszeiten in Bobingen nicht, berichtet Ilias Atsalis: „Mein Vater hat bei der Firma Hoechst gearbeitet. Wir wurden zunächst schon schief angeschaut, aber wir haben uns angepasst. Geblieben sind in meinen Erinnerungen trotz allem, dass ich eine schöne Kindheit hatte.“

    Als Wirt erlebte er Höhen und Tiefen

    Seine Anfangszeiten als Gastronom waren mit Höhen und Tiefen gepflastert. Seine ersten Schritte machte er im Stadtteil Göggingen. Auf dem Polizeisportplatz stand damals noch eine alte Hütte. „Dort haben wir dann im Jahr 1980 deutsche und griechische Speisen zubereitet“, erzählt Atsalis lachend. In einem anderen Lokal lief es später dann weniger gut: „Ich habe auch schon mal eine Insolvenz hingelegt“, gibt Atsalis zu, der auch schon mal als Eisverkäufer für Langnese gearbeitet hat. Doch das ist alles Schnee von gestern.

    „Ich denke schon, dass ich heute einen guten Ruf habe“, meint der Grieche. Das mag daran liegen, dass Atsalis bekannt ist für seine soziale Ader. Er unterstützt finanziell die griechisch-orthodoxe Kirche in Augsburg, er spendet für die Kosovo-Fußballer des DAKV Adtheu Augsburg und für den Türk SV. Die Türken liegen im dabei besonders am Herzen. „Das hat damit zu tun, weil von Anfang an viele türkische Freunde hatte.“ Damals vor 58 Jahren.

    Es gibt eine größere Gruppe von älteren Personen, die in der Jakobervorstadt aus Armutsgründen Flaschen sammeln müssen. „Die sehe ich einmal in der Woche. Da bekommt dann jeder von mir fünf Euro. Das tut mir schon leid“, sagt Atsalis, während er mit der Schulter zuckt.

    Wirt Ilias Atsalis: Geschäftsleben hat sich verändert

    Apropos Armut. Atsalis hat im Laufe der Jahre mitbekommen, wie sich vor allem das Gefälle in seinem Stadtteil verschoben hat: „Die Leute haben nicht mehr viel Geld. Das sieht man daran, wie sich das Geschäftsleben in der Jakoberstraße verändert hat. Früher war hier viel mehr die deutsche Mittelschicht zu Hause.“ Atsalis zeigt mit dem Finger auf die gegenüberliegende Straßenseite: „Da war früher eine Bäckerei und eine Lotto-Toto-Kiosk. Das gibt es alles nicht mehr. Das Erscheinungsbild ist nicht mehr, wie es mal war.“

    Schuld daran war für ihn auch die Pandemie. „Nach Corona sind bei mir die Umsätze um 40 Prozent eingebrochen. Zunächst hat uns Gastwirten die Regierung ja großzügig unterstützt, aber nach und nach müssen wir ja das Geld wieder zurückzahlen.“ Allerdings wird Atsalis sowohl von seiner Frau als auch von den Kindern unterstützt, deshalb muss er auch nicht auf fremdes Personal zurückgreifen. „Ich wollte zwar nicht unbedingt, dass meine Kinder in die Gastronomie gehen, aber sie scheinen Spaß daran zu haben und ich werde es nicht verhindern können“, meint Atsalis.

    Er weiß zu gut, dass die Gastronomie ein Knochenjob sein kann. Sieben Tage in der Woche ist das Nachtcafe von 9.30 Uhr bis manchmal in der Früh um 5 Uhr geöffnet. Ganz problemlos mit den vielen Gästen, verschiedener Nationen, sei es nicht immer: „Man muss sich schon durchsetzen können.“

    Gastronom Ilias Atsalis feierte am Sonntag seinen 66. Geburtstag

    Am Sonntag feierte Atsalis seinen 66. Geburtstag. „Ich werde mich jetzt nach und nach zurückziehen und mich mehr erholen“, so Atsalis. Im Geburtsort Griechenland? „Da waren wir seit acht Jahren nicht mehr. Meine Frau hat ein Eigentum in Rumänien. Da werden wir jetzt mal wieder hinfahren“, meint der 66-jährige. Für die Jakoberstraße hat er einen großen Wunsch: „Ich würde gerne noch erleben, dass hier Bäume gepflanzt werden und die Straße wieder schöner wird.“       

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