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Kiosk am Autobahnsee in Augsburg: Wirt mit dem alten Feuerwehrauto.

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Im Einsatz am Autobahnsee: Der Imbissverkäufer mit Herz und dem alten Feuerwehrauto

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    Der Kiosk am Autobahnsee:  Marco Siniscalchi betreibt ihn.
    Der Kiosk am Autobahnsee: Marco Siniscalchi betreibt ihn. Foto: Peter Fastl

    Der Spruch, der an dem alten Feuerwehrauto hängt, trifft auf seinen Besitzer zu. „Ein bisschen verrückt ist völlig normal“, steht da in Druckbuchstaben. „Das beschreibt mich schon etwas“, sagt Marco Siniscalchi grinsend. Das Feuerwehrauto fällt als Erstes auf, wenn man am Augsburger Autobahnsee zu den Liegewiesen geht. Sieht aus wie das „feuerrote Spielmobil“ aus der früheren Kindersendung.

    Nebenan steht sein Kiosk aus Brettern, aus dem Siniscalchi seine Waren verkauft. Sicher ein „Start-Up“ der besonderen Art, aber eines, das wie die Faust aufs Auge zu dem 55-jährigen Italiener passt. Siniscalchi ist ein lockerer Typ. Braungebrannt im Muskel-T-Shirt, das seine auffälligen Tattoos zeigt, sitzt er auf einem Campingstuhl vor seinem Unternehmen. Nachdem er einem Herrn in blauer Badehose eine Portion Pommes Frites verkauft hat, nimmt er sich Zeit für ein Gespräch.

    Ein Blickfang ist das Feuerwehrauto neben dem Kiosk von Marco Siniscalchi am Autobahnsee.
    Ein Blickfang ist das Feuerwehrauto neben dem Kiosk von Marco Siniscalchi am Autobahnsee. Foto: Peter Fastl

    Seine Liebe zur Rockmusik sticht zunächst ins Auge. Sein Feuerwehrauto zieren alte, originale Schilder, auf denen die Stars zu sehen sind - Lemmy von Motörhead, David Bowie, Quenn, Tom Petty oder Johnny Cash. „Das ist schon meine Musik. Sie läuft, wenn ich arbeite.“ Die meisten Schilder habe er bei Ebay ersteigert oder auf dem Flohmarkt erworben.

    Siniscalchi hat vor allem eines, das ihn als Mensch interessant macht. Es ist eine soziale Ader. Sein Geschäftsmodell kommt der ärmeren Schicht zugute: „Zehn Prozent von meinem Gewinn gehen an Menschen in Not.“ Und er selbst ging dabei auch noch einen Schritt weiter. Zweimal in Kriegszeiten war er mit seinem Feuerwehrauto schon in der Ukraine und hat Lebensmittel verteilt. Ebenso war er beim schweren Erdbeben in der Osttürkei und in Rumänien.

    Der Blick aus dem Kiosk in Richtung Autobahnsee. Gäste des Kiosks finden Schatten an heißen Tagen.
    Der Blick aus dem Kiosk in Richtung Autobahnsee. Gäste des Kiosks finden Schatten an heißen Tagen. Foto: Peter Fastl

    Seine Verlobte Ragna unterstütze ihn dabei, sagt der Geschäftsmann. Aber nicht nur Essen wurde gespendet: „Wir haben beim Aufbau der Infrastruktur geholfen und Schulen wieder mit aufgebaut.“ Auf seiner Homepage www.foodandmission.de macht er auch deutlich: „Unser Ziel ist es, einmal im Jahr ein Projekt zu starten, um Menschen wieder Lebensfreude zu schenken.“

    Fußball ist die große Leidenschaft von Marco Siniscalchi

    Die Familie Siniscalchi ist in Augsburg auch nicht unbekannt. Marco kennt man vor allem aus der Fußballszene. Beim ehemaligen Bayernligisten TSV Aindling hat er gespielt bis zu seinem 30. Lebensjahr. Vorher war er in der Jugend beim FC Augsburg. Fußball spielt immer noch eine Rolle, aber wohl dosiert. „Da ist einfach zu viel Angebot da. Ich picke mir schon die Rosinen raus. Wie zuletzt das Champions-League-Finale kürzlich zwischen Paris St. Germain und Inter Mailand.“ Bei der 0:5-Niederlage habe ihm als Italiener das Herz geblutet, die starke Leistung von Paris erkenne er neidlos an: „Das Beste, das ich seit Langem gesehen habe.“

    Marco Siniscalchi wuchs in einer Großfamilie auf

    Marco Siniscalchi wuchs in einer großen Famile auf. Er hat neun Brüder und vier Schwestern. Vater Vincenze kam in den 1960er Jahren als einer der ersten Gastarbeiter nach Deutschland und arbeitete zunächst als Hafenarbeiter in Hamburg. Später kam dann seine Mutter Mafalda nach und seine Eltern zogen nach Augsburg in die Firnhaberau. Sein Vater eröffnete bald eine Pizzeria in Aindling.

    „Leider sind meine Eltern schon tot“, sagt Marco Siniscalchi. Sein Bruder Massimo führt das bekannte Restaurant Pastissima in der Nähe des Augsburger Doms. Beide helfen sich oft gegenseitig. Er selber führte lange Zeit ein Restaurant am Autobahnsee. Bis die Corona-Pandemie gekommen sei. „Dann ging nicht mehr viel. Die Leute blieben aus“, zuckt er mit den Schultern. 

    Danach sei er auf die Idee mit dem Kiosk am Autobahnsee gekommen. Er lobt dabei die Stadt Augsburg: „Die haben mir sehr geholfen.“ In erster Linie ein Fußball-Gefährte aus alten Aindlinger Zeiten. Joachim „Jack“ Schnürer (ehemaliger Profi beim FCA) und jetzt leitender Angestellter und stellvertretender Leiter im Amt für Grünordnung. „Von der Stadt bekam ich schnell eine Konzession.“ Das Auto habe er bei Ebay entdeckt, Besitzer war früher eine Freiwillige Feuerwehr in Würzburg.

    Bratwurstsemmel und Bier gehören zum Angebot auf der Karte

    „Weil ich auch humanitär arbeite, habe ich den Wagen für günstiges Geld bekommen“, erzählt er. Im Sommer wird dann vor dem Wagen oft gegrillt und ansonsten gibt es Bratwurstsemmel, Pommes oder Currywurst. Das Bier kostet 3,50 Euro. Auch im Winter steht Siniscalchi in seiner Bude. „Da verkaufe ich denn Glühwein, Kinderpunsch, Tee mit Rum und ebenfalls ein bisschen warmes Essen.“ Über mangelnden Besuch an seinem Kiosk könne er nicht klagen. Voraussetzung sei aber schönes Wetter. „Ich habe viel Stammkundschaft, Badegäste und Leute, die da spazieren gehen und viele spenden auch was.“

    Manchmal besuchen ihn frühere Fußballkumpels. Und wie lange hat er am Abend geöffnet? Siniscalchi lacht: „Bis der letzte Badegast gegangen ist.

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