Auch wenn es in der Stadt Augsburg weniger spürbar war als in den angeschlossenen Landkreisen: Im Augsburger Tarif- und Verkehrsverbund (AVV) läuft es in den vergangenen Jahren nicht mehr rund. Es scheint, als sei der Verbund einfach zu klein, um sich auf dem Markt zu behaupten. Fehlende Produkte wie ein Deutschlandticket per Chipkarte oder eine seit Monaten nicht zuverlässig laufende Fahrplanauskunft sind da nur das eine. Diese Produkte entwickeln zu lassen, kostet einen kleinen Verbund am Ende ebenso viel wie einen großen, belastet ihn in der Summe jedoch weitaus mehr. Am Ende zahlen das die Kundinnen und Kunden.
Für die ist es dennoch am Ende unbefriedigend, wenn sie solch einen inzwischen standardmäßigen Service, wie eine elektronische Auskunft, einfach nicht nutzen können. Doch das ist nur das eine. Wer mit dem Bus aus Augsburg nach Schwabmünchen, Aichach oder Diedorf fahren will, der darf für sein Geld zu Recht funktionierende Verbindungen erwarten. Aber oft genug scheint es, als sei es Glückssache, ob die Verbindung an einem bestimmten Tag klappt oder nicht. Das liegt auch an den verhältnismäßig kleinen Omnibusunternehmen, die sich für die ausgeschriebenen Linien im AVV überhaupt interessieren.
Das „Omnibuskartell“ ist nicht vergessen
Und das sind im Übrigen immer noch dieselben, die dem AVV und seinen Gesellschaftern vermutlich mit einem „Omnibuskartell“ und Preisabsprachen über Jahre hinweg geschadet hatten. Der Fall war zuletzt 2022 vor dem Augsburger Landgericht verhandelt worden. Wer den Augsburger Landrat Martin Sailer kennt, weiß, dass dieser solche Vorwürfe nicht einfach vergisst, sondern nach politischen Möglichkeiten sucht, sich unabhängig von ähnlichen Vorgängen zu machen. Doch nicht nur ihm scheint klar zu sein, dass der AVV in seiner heutigen Form kein Zukunftsmodell ist. Die breite Einigkeit der Gesellschafter für diesen Schritt sprechen eine eindeutige Sprache.
Für die Kundinnen und Kunden kann ein Aufgehen im großen MVV viele Vorteile bringen. Ein grundlegender wären stabile Preise bei besserem Service. Der große Verbund ist für die Zukunft gedacht. Sollte es das Deutschlandticket einmal nicht mehr geben, kann man im großen MVV zumindest durch halb Bayern mit einem einzigen Ticket reisen.
Ob das weit genug gedacht ist? Die Entscheidungen über das Nahverkehrsangebot in Stadt und Region werden künftig irgendwo in München getroffen. In der MVV-Region gibt es bereits jetzt Klagen aus betroffenen Kommunen über eine stetige Ausdünnung des Angebots. Und den Müchnern ist es vermutlich wurscht, wenn irgendein Gemeinderat aus der schwäbischen Provinz nicht einverstanden ist.
Die SWA als Insel in MVV- Gebiet? Klingt nach einer Realsatire. Wechselt dann die Tram nach Königsbrunn den Verbundbereich?
@Gerold Rainer Die SWA gehört tarifmäßig zum AVV, genau so wie die Gersthofener Verkehrsgesellschaft (GVG). Geht also der AVV im MVV auf, dann gilt in Augsburg und Gersthofen der Tarif des MVV, weil die SWA und die GVG dann auch zum MVV gehören. Da wird es keine Insel geben.
Es ist leider in vieler Hinsicht zu kurz gedacht. Mit dem München-zentrischen Tarifmodell haben Pendler kaum die Möglichkeit, sinnvoll abseits des D-Tickets zu kaufen - also Einnahmen, die wegfallen. Ebenso ist eine Verbundszone (zwei außerhalb der M, sogar) im MVV billiger als die 10/20 im AVV. Die Alternative wäre ein dezentrales Modell wie im VBB - aber dann spart man sich die Verwaltungsstrukturen wieder nicht ein, selbst wenn das Tarifmodell dadurch wieder einfacher würde. Noch dazu wäre das schon wieder ein radikaler Umbau im MVV-Modell. Und Rosenheim hat gezeigt, dass man solche Lösungen im MVV nicht will. Also bleibt entweder eine Zone A eingebettet in einer der Ringzonen, oder der Übgergang ganz Augsburgs in eine Zone analog Rosenheim. Wer dabei jetzt wirklich gewinnen soll, ist mir unklar. Ja, man wird die Missstände des AVV los - aber ist nicht sonst immer die Idee, zu reformieren anstatt aufzugeben?
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