Die Aufstellung der Kandidatenliste der Grünen für die Kommunalwahl 2026 am Wochenende hat im Nachhinein Kritik von der V-Partei auf sich gezogen. „Es fällt auf, dass bei den Grünen Personen kandidieren, bei denen stark zu bezweifeln ist, dass sie im Falle ihrer Wahl das Mandat tatsächlich annehmen werden“, so V-Partei-Vorsitzender und Stadtrat Roland Wegner. Ein Beispiel sei Claudia Roth, die in der Vergangenheit als Bundestagsabgeordnete schon auf ihr Stadtratsmandat verzichtete. „Gerade, weil Kommunalwahlen echte Personenwahlen sind, wirft diese Praxis berechtigte Fragen zur Verlässlichkeit und Ehrlichkeit einzelner Kandidaturen der Grünen-Liste auf“, so Wegner, dessen Partei zumindest in Teilen ähnliche Wählerschichten wie die Grünen ansprechen dürfte.
Kommunalwahl in Augsburg: Auch andere Parteien greifen zu diesem Trick
In der Tat fällt auf der Grünen-Liste aber eine gewisse Ballung an so genannten „Stimmenfängern“ auf. Parteien greifen allgemein zu diesem Mittel, um über prominente Köpfe möglichst viele Wählerstimmen für ihre Liste zu holen - das erhöht die Zahl ihrer Sitze im Stadtrat. Einzelne Kandidaten können dann aber auf das Mandat verzichten, sodass ein Nachrücker von der Liste bestimmt wird. Bei der SPD standen vor sechs Jahren unter anderem der frühere Bürgermeister Klaus Kirchner und Bundestagsabgeordnete Ulrike Bahr auf der Liste. Bei der CSU kandidierten die früheren Referenten Hermann Köhler (Bildung) und Max Weinkamm (Soziales) im mittleren Feld der Liste, wobei beiden immerhin ein ernsthaftes Interesse nachgesagt werden konnte. Weinkamm wurde dann auch gewählt und nahm sein Mandat an.
Auf der aktuellen Liste der Grünen finden sich auf hinteren Plätzen unter anderem der Noch-Umweltreferent Reiner Erben, die frühere Kulturbürgermeisterin Eva Leipprand, die aktuellen Stadträte Matthias Lorentzen, Pia Haertinger und Udo Legner sowie Bundestagsabgeordnete Roth und die Landtagsabgeordneten Cemal Bozoglu und Stephanie Schuhknecht. Sie alle dürften kein ernsthaftes Interesse an einem Mandat haben.
In der Grünen-Fraktion im Augsburger Stadtrat ist ein Wechsel absehbar
Der Grünen-Fraktionschef im Augsburger Stadtrat, Peter Rauscher, konterte, es sei üblich, dass Parteien bekannte Gesichter auf die Stadtratsliste nehmen. „Bei uns stehen sie eben hinten, weil wir eine starke, vielfältige und glaubwürdige Liste wollten“, so Rauscher. Er verwies auch darauf, dass einige länger gediente Ratsmitglieder bewusst Platz gemacht hätten, um jüngere und neue Leute ranzulassen. In der Tat sind einige aktuelle Ratsmitglieder – etwa Christine Kamm, Stefan Wagner, Meinolf Krüger und Sabrina Koch – nicht auf sicheren Plätzen platziert oder haben sich gleich auf aussichtslosen Plätzen eingruppiert. Insofern ist ein gewisser Wechsel in der Stadtratsfraktion absehbar, zumal diese angesichts der allgemeinen politischen Stimmung wohl auch nicht mehr zwingend mit 14 Sitzen wie bei der letzten Wahl 2020 rechnen kann.
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