Im Leben von Jana Schwindel spielt die Kunst auf vielerlei Weise eine Rolle. Zum einen ist die Augsburgerin selbst künstlerisch tätig. Zum anderen ist sie seit einem Jahr Vorsitzende der Künstlervereinigung „Die Ecke“, mit 33 Jahren ein ausgesprochen junges Gesicht an der Spitze dieser traditionsreichen Gruppierung. Und so gibt das eine wie das andere Grund, Jana Schwindel einmal aufs Podium der AZ-Heimatwelt zu bitten für einen „60 Minuten mit ...“-Dialog mit AZ-Kulturchef Richard Mayr.
Erfrischend offen erzählt Jana Schwindel dann auch vor Publikum - etliche Ecke-Mitglieder sind darunter -, wie die Kunst in ihr Leben kam. Gewissermaßen, sagt sie, habe sie ihre künstlerische Orientierung „in der DNA“ mitbekommen. Der Vater war Restaurator in städtischen Diensten, aufgewachsen ist sie in der Dominikanergasse, häufige Besuche nebenan im Römischen Museum in der Dominikanerkirche oder gegenüber bei den Kunstsammlungen im Schaezlerpalais gehörten zu den Selbstunverständlichkeiten ihrer Jugend, ebenso wie intensives Zeichnen. Den Wunsch, im künstlerischen Sektor dann auch mal beruflich tätig zu werden, erhielt aber einen Dämpfer, als sie mit der Münchner Kunstakademie liebäugelte, jedoch rechtzeitig erkannte, dass sie mit der dortigen Ausbildungsprinzipien nicht zurechtkommen würde. Nie bereut, fragt Richard Mayr nach, bei einem namhaften Meister studiert zu haben? Jana Schwindel schüttelt den Kopf: „Für mich wäre das nichts gewesen“.
Papier ist das Material, mit dem Jana Schwindel arbeitet
Statt an die Kunstakademie ging sie an die Augsburger Uni, studierte Kunst- und Kulturwissenschaften nebst Kunstpädagogik. Mittlerweile hat sie eine Anstellung gefunden als Projektkoordinatorin bei den Fuggerschen Stiftungen, was ihr ökonomische Sicherheit verschafft. Und ihr den nötigen Raum belässt für die eigene künstlerische Arbeit. Auch hier antwortet sie auf Nachfrage, ob sie damit hadere, beruflich nicht zu hundert Prozent Künstlerin zu sein, entwaffnend glaubhaft: Nein - „da steh‘ ich drüber.“
Jana Schwindel beschäftigt sich als Künstlerin mit Papier, das sie mit der Schere bearbeitet. „Jeder arbeitet in der Technik, die zu ihm passt“, sagt sie und rühmt am Papierschnitt, dass der Akt des Entstehens nicht zuletzt „etwas Meditatives“ an sich habe. Damit die, die ihrer Kunst bisher noch nicht begegnet sind, sich eine Vorstellung machen können, hat Jana Schwindel zwei kleinformatige Schnitte zu Demonstrationszwecken mitgebracht.
„Ich bin ein echtes Ecke-Baby“, sagt Jana Schwindel
Wie aber kommt man als junge Künstlerin nun gerade mit der Ecke in Verbindung? „Ich bin ein echtes Ecke-Baby“, lacht Jana Schwindel und erzählt, dass sich schon ihre Eltern in den 1980er Jahren in der Ecke-Galerie kennengelernt hätten. Bereits im frühen Alter von 16 Jahren war Jana Schwindel außerordentliches Mitglied der Künstlervereinigung, inzwischen verfügt sie längst - Sichtung eigener künstlerischer Arbeiten durch den Ecke-Vorstand war obligatorisch - über die ordentliche Mitgliedschaft in dem 183 Mitglieder zählenden Verein.

So, wie Jana Schwindel ganz ohne Scheuklappen auf dem Podium erzählt, wundert man sich nicht, dass sie sich in ihrer sympathisch zugewandten Art zutraute, trotz ihres verhältnismäßig jungen Alters die hauptverantwortliche Position bei der Ecke zu übernehmen. Inzwischen hat sie zusammen mit den weiteren Vorstandsmitgliedern eine erste große Bewährungsprobe zu meistern: Wie soll es weitergehen nach dem zum Jahreswechsel erfolgten Ausstieg des Galeristen Cyprian Brenner, der die Ecke-Galerie in den vergangenen fünf Jahren maßgeblich und professionell betrieb?
Für die Ecke stehen verschiedene Modelle zur Diskussion
„Wir überlegen“, sagt Jana Schwindel, „verschiedene Modelle, wie es weitergehen soll.“ Eines wäre, dass die Ecke-Galerie, wie früher auch, eigenständig bleiben, also nicht wieder, wie während der Jahre mit Brenner, von einem externen Galeristen betrieben werden soll. Wie dann die organisatorische Arbeit zu bewältigen wäre - ein nicht zu unterschätzendes Quantum, wie die Ecke-Vorsitzende versichert -, dazu würden auch verschiedene Möglichkeiten bestehen. Das, sagt Schwindel, sei eben der Vorteil der Zusammenarbeit mit einem externen Galeristen, der alles Organisatorische übernähme - „für uns natürlich ein komfortables Modell“. So oder so oder ganz anders, eine Entscheidung ist noch nicht gefallen.
Für die Künstlervereinigung hat das zur Folge, dass die Galerie nach dem Abzug von Cyprian Brenner, der einen Großteil des Jahres die Räume mit seinen Hauskünstlern belegte, nun von der Ecke selbst bespielt werden muss, was sonst nur einmal im Jahr mit einer Schau eigener Mitglieder zu leisten war. „Wir haben aber“, verrät Jana Schwindel, „noch etwas in der Pipeline.“ Nachdem die aktuelle Ausstellung zum Thema „Wasser“ noch den ganzen Februar hindurch läuft, wird es als anschließende Präsentation „etwas geben, was wir noch nie gemacht haben“. Gemeint ist die Ausstellung eines künstlerischen Nachlasses. Der stammt im konkreten Fall von der Künstlerin Tilla von Gravenreuth (1909-2000), die in ihrer späteren Lebensphase in Affing bei Augsburg lebte und arbeitete. Zusammen mit Arbeiten von Ecke-Mitglied Thomas Sing soll die Ausstellung thematisch dem menschlichen Körper gewidmet sein. Darüber hinaus wird auch die im H 1 im Glaspalast stattfindende Schau, die der Fotografin Susanne Junker gewidmet ist, unter Beteiligung der Ecke erfolgen.
Es geht also weiter mit der Künstlervereinigung und ihrer Galerie. Und Jana Schwindel, die auf Nachfrage von Richard Mayr betont, dass sie durchaus ihre eigene Handschrift, „eine jüngere Handschrift“, in die Wege der Ecke einzubringen gedenkt, sie vergisst nicht zu erwähnen, dass sie viel profitiere von der Erfahrung der älteren Mitglieder. Bei Jana Schwindel klingt es jedenfalls nicht nach Worthülse, wenn sie sagt: „Für mich ist die Ecke wie eine große Familie.“
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